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Alles unter Wasser
Man könnte ja mal denken, es ist genug, was bei uns so los ist, aber nein! Nun haben wir auch noch einen Schaden in der Redaktion. Ulrike, die bei uns oft gegen 7.45 Uhr die erste im Büro ist, rief aufgeregt an: Die Redaktion steht unter Wasser. Nicht schon wieder! Es war schon das dritte Mal. Als alle Kinder dort waren, wo sie an so einem Freitag sein müssen, kam ich in der Redaktion an und sah schon von weitem einen grinsenden Kreis netter Menschen auf und um die Treppe der Redaktion sitzen, Blick in die Sonne, entspannt. Super! Alle schauten mich an wie Schüler, die auf hitzefrei warten. Ich bahnte mir einen Weg durch die Leute und rief wie immer: "Konfi!" - ohne zu wissen, dass ich auf dem Weg zum Konferenzzimmer tatsächlich durch fünf Zentimeter hohes Wasser laufen musste. Und der muffige Geruch erst. Und das dunkle Parkett. Ganz zu schweigen die Stühle und Computer, die ich erst jetzt durch die Fenster auf der Wiese vorm Haus sah. Chefsessel, Tastaturen, Monitore. Tapfer! Ganz tapfer! Darin bin ich im Augenblick ja schon geübt.
Ich begann die Konferenz wie jeden Tag. Ignorierte die nackten Füße meiner Mitarbeiter und die durchweichten Aufzeichnungen, die einer demonstativ Zettel neben Zettel vor sich hinlegte. Tja, dass da die Tinte in einen blauen Gesamtanstrich verlaufen war, machte meine Argumentation nicht leichter. Zum Glück hatte ich zwei Kurzreferate angesetzt gehabt, die wir hin und wieder mal machen, wenn es gilt etwas aufzufrischen. Heute waren die Themen: "Lektorat bei Disy" und "Gute Interviews" dran. Max hatte sich nicht vorbereiten können. Die Journalismus-Bücher waren über Nacht hier gewesen und nun sind sie ja förmlich "Brei". Wieder super! Ich weiß genau, dass ich gesagt hatte, sie sollten die Bücher mit nach Hause nehmen, um sie sich abends in Ruhe nochmals zu Gemüte zu ziehen. Verflixt, dann wären sie auch jetzt kein Papier-Matsch. Mist! Die schönen Bücher!
Was angesichts der Technik natürlich das kleinere Übel war. Na, ihr werdet jetzt denken, zahlt doch alles die Versicherung. Naja, das habe ich schon bei den zwei vorhergehenden Wasserschäden versucht. Wände, neue Decke und Kram schon, aber alles Bewegliche nicht. Arbeitsausfall nicht. Regale, Schränke, Schreibtische etc. nicht. Schuld war übrigens ein defekte Heizungsventil in der Einheit über uns. Super!
Der Vortrag von Sina war übrigens auch ganz super - aber jetzt mal wirklich. Darüber schreibe ich euch morgen mehr. Er war zwar unterbrochen, durch Sauggeräusche des Wassersaugers, Hämmern und Klopfen der Elektriker, laute Männerstimmen der Verantwortlichen, Nachfragen der Hausverwaltung - aber wir zogen unsere Konfi durch. Da hatten wir wenigsten mal Zeit, uns in Ruhe zu besprechen - in unserer Disy-Redaktion wo gerade vier Magazine á 240 Seiten gleichzeitig fertig werden - so ohne Strom und Internet, ohne Schreibtische und Stühle...