- 3550 Aufrufe
Jeden Tag fast 100 gestohlene Autos
Für viele Autobesitzer wird es wohl im Bereich der Haftpflichtversicherung eine böse Überraschung geben: teurere Versicherungsbeiträge! Mitverantwortlich für die steigenden Kosten sind unter anderem auch die jährlichen Autodiebstähle.
Obwohl die Anzahl der Diebstähle minimal gesunken ist (2016: 36.388, 2015: 36.507), gibt es keinen Grund zur Freude. Denn die Schadenssumme erreichte eine neue Rekordmarke: 537 Mio. Euro (2016) bundesweit. Allein rund 300 Mio. Euro entfielen auf die 100 untersuchten Städte. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 waren es deutschlandweit nur 495 Mio. Euro. Das ergab eine Erhebung des Verbraucherportals für Produkt- und Preisvergleiche billiger.de.
Die Studie belegt, dass Berlin Deutschlands Autoklau-Hochburg ist. Gemessen an der Anzahl der angemeldeten Kraftwagen und der bei der Polizei eingegangenen Diebstahlmeldungen verschwanden im Jahr 2016 in der Hauptstadt hochgerechnet 572 Autos je 100.000 zugelassener Fahrzeuge (insgesamt 7.349 Straftaten).
Damit liegt die Stadt im Vergleich zu den anderen untersuchten deutschen Kommunen unglaubliche 484 Prozent über dem Studiendurchschnitt. Und: Berlin verzeichnete auch die größte Zunahme an geklauten Autos in Deutschland: 657 Stück mehr als 2015.
Auf dem zweiten Platz landet erstmals Aachen. Die Daten lassen für die „Printenstadt“ Schlimmes befürchten. Mit einer Klau-Quote von 565 Wagen je 100.000 zugelassener Fahrzeuge (insgesamt 656 Straftaten) bewegt sich die westlichste Großstadt Deutschlands auf Berliner Niveau.
Es folgt der langjährige Titelträger im Bereich „Autoklau-Hochburgen“: Frankfurt an der Oder. Die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze verzeichnete insgesamt zwar „nur“ 164 Diebstähle im Stadtgebiet, doch auf Basis der zugelassenen Kraftwagen macht es immerhin noch eine Klau-Quote von 524 Fahrzeugen je 100.000 Zugelassungen (+434 Prozent). Mit reichlich Abstand folgt das brandenburgische Cottbus auf Platz vier. Im Vergleich zu den zugelassenen Kraftfahrzeugen ergibt sich hier eine Klau-Quote von 391 Delikten je 100.000 zugelassener Fahrzeuge (+299 Prozent). Insgesamt wurden 206 Diebstähle gezählt.
Auf Platz fünf des Städtevergleichs befindet sich Potsdam. Dort verzeichneten die Behörden für das Jahr 2016 insgesamt 247 Diebstähle. Hochgerechnet auf 100.000 zugelassene Kraftfahrzeuge ergibt das eine Quote von 324 geklauten Wagen (+231 Prozent).
Die Messestadt Leipzig landet auf dem sechsten Platz. Die Sachsen-Metropole verzeichnete eine Klau-Quote von 289 Autos je 100.000 zugelassener Kraftwagen (+195 Prozent). Insgesamt wurden 674 Autos im Jahr 2016 gestohlen. Fakt ist auch: Leipzig hat nach Berlin die größte Zunahme an Straftaten im Bereich Autoklau: plus 110 gegenüber dem Vorjahr.
Auf den weiteren Plätzen folgen zahlreiche ost- und norddeutsche Städte: u.a. Magdeburg (249 je 100.000 zugelassener Autos, absolut: 292) und Dresden (243 je 100.000 zugelassener Autos, absolut: 581).
Sichere Heimat für Autofahrer in Bayern und Baden-Württemberg
Viel entspannter können Autobesitzer „ihre besten Stücke“ im Süden der Republik abstellen. Als besonders sicher stellten sich in der Auswertung Kommunen in Baden-Württemberg und Bayern heraus. Den absoluten Topwert hält im Städtevergleich Reutlingen. In der Stadt wurden im Jahr 2016 nur acht Kraftwagen gestohlen. Das ergibt eine Quote von 12 Fahrzeugen je 100.000 Zulassungen (-88 Prozent). Weitere durchaus sicher Städte sind unter anderem: Passau (14 je 100.000 zugelassener Fahrzeuge, absolut: 4) oder gar München (26, absolut: 198).
Miese Aufklärungsquoten in Deutschland: 25,1 Prozent
Freude über die bundesweit rückläufige Diebstahlsanzahl ist wohl unangebracht. Denn nur noch ein Viertel der gestohlenen Wagen kann von den Behörden wieder aufgefunden werden. Besonders brisant: Allein 16 der 21 als „Diebstahlhochburgen“ ermittelten Städte liegen noch unter den 25,1 Prozent der bundesweiten Aufklärungsquote.
Besonders auffällig dabei: Aachen (6,4 Prozent), Frankfurt/ Oder (7,9 Prozent), Rostock (8,5 Prozent) oder Hamburg (9,2 Prozent). Auf Länderebene schneiden die Stadtstaaten am schlechtesten ab: Hamburg (9,2 Prozent), Berlin (10,4 Prozent) und Bremen (13,4 Prozent).
Schadenssummen
Der Schaden pro geklautem PKW wird immer größer. Entstand 1991 noch ein durchschnittlicher Schaden von umgerechnet 6.500 Euro pro Auto, waren es im Jahr 2016 bereits fast 15.000 Euro. Im Jahresvergleich stellt 2016 einen neuen Rekord auf. Rund 540 Millionen Euro Schachschaden wurden durch den Autoklau verursacht. Im Jahr 2015 waren es 495 Millionen Euro, im Jahr 2012 401 Mio. Euro und im Jahr 1990 gar nur umgerechnete 369 Mio. Euro.
Fakt ist: Vor fast drei Jahrzehnten waren Autos durchaus noch mit Gerätschaften aus dem heimischen Handwerkskoffer zu stehlen. Doch mit der Verbesserung der Diebstahl-Sicherheitssysteme gingen die Straftaten natürlich zurück. Mittlerweile verfügt fast ausschließlich nur noch die „organisierte Kriminalität“ über das Know-how und die kriminelle Energie, Fahrzeuge zu knacken. Das hat zur Folge, dass heute ein gestohlener Kraftwagen mit einer viel höheren Schadenssumme zu Buche schlägt als vor rund 30 Jahren.
Besonders im Fokus der Diebe stehen nach wie vor Fabrikate von Volkswagen, Audi, BMW und Mercedes-Benz, aber auch von Mazda und Toyota. Laut Versicherungsexperten legten im Vorjahr besonders Porsche (plus 83 Prozent), Nissan (plus 34 Prozent) und Mazda (plus 33 Prozent) bei den Diebstählen zu.
Der Autodieb
Wenn die Polizei die Diebe zu fassen bekommt – was selten genug der Fall ist –, zeichnet sich folgendes Bild: Das Gros (rund 61 Prozent) der Tatverdächtigen besitzt deutsche Papiere, rund 39 Prozent sind sogenannte „nichtdeutsche Tatverdächtige“. Deren Anteil steigt jedoch seit Jahren an: 15,3 Prozent (1991), 22,9 Pro- zent (2008), 31,3 Prozent (2011) und 39,2 Prozent im Jahr 2016.
Fast 92 Prozent der ertappten Kriminellen sind Männer. Rund 25 Prozent der Straftäter sind unter 21 Jahre alt. Das Gros - mit fast 43 Prozent - machen die 25- bis unter 40-Jährigen aus. Fast 72 Prozent aller erwischten Diebe sind zudem bereits polizeilich bekannt. 33 Prozent der ermittelten „nichtdeutschen Tatverdächtigen“ besitzen einen polnischen Pass, jeweils acht Prozent haben türkische, litauische oder rumänische Papiere.
?Fakt ist: Eine Aufklärungsquote von gerade einmal 25 Prozent ist ein Offenbarungseid. Hinzu kommen noch statistische Mankos. Schließlich können durch die offenen Grenzen vor allem osteuropäische Diebesbanden auf Raubzüge durch Deutschland gehen und nach „getaner Arbeit“ unentdeckt mit ihrer Beute Richtung Osten verschwinden. Vor diesem Hintergrund sind die 61 Prozent deutsche Tatverdächtige mit Vorsicht zu betrachten.
Es deutet viel darauf hin, dass die tatsächlichen Täter in der Mehrheit keine Deutsche sind, sondern dass sich hinter den 75 Prozent nicht aufgeklärter Fälle in Wirklichkeit ein deutlich höherer Anteil von Tätern mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit verbirgt, die aber eben nie geschnappt und deshalb statistisch nicht erfasst werden. Darauf deutet auch die hohe Anzahl an Diebstahlshochburgen in Grenznähe zu Polen und dem sonstigen Osteuropa hin.
Der Staat schaut seit vielen Jahren mehr machtlos als tatenvoll den Grenzschiebereien zu. Das Schengener Abkommen wird wie eine Monstranz von der Politik vor sich hergetragen. Ein Trauerspiel zwischen dem Ideal offener Grenzen und der Tatsache der grenzübergreifenden, unaufgeklärten und wachsenden Schwerstkriminalität.
Die verschiedenen Diebstahlquoten in den unterschiedlichen Regionen beeinflussen unter anderem auch die Höhe der KFZ-Versicherungen in den Zulassungsbereichen. Deshalb sollten KFZ-Halter ihre Policen überprüfen und die Chance zum Wechsel nutzen.