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Editorial Frühjahr 2011
Glück ist eigentlich nur der Wille zum Glücklichsein.“
Kann man „fast“ zu fünft in einer Zweiraumwohnung glücklich sein? Nun, man kann sich beklagen über die Enge, über fehlenden Stauraum und nicht vorhandene Rückzugsmöglichkeiten. Oder man kann glücklich sein über die Nähe zu den Familienmitgliedern, die Harmonie, die bei so einer Raumsituation mehrfach hoch zu bewerten ist, und sich amüsieren über die ungläubigen Gesichter derer, die staunend ausrufen: „Das geht doch gar nicht!“ Doch, es geht! Und wenn man will, macht das auch glücklich. Vorausgesetzt, man lässt den Vergleich mit anderen, man neidet nicht und denkt nicht nach, was besser sein könnte. Immer wieder träume ich von „meinem Schiff“. Immer wieder der gleiche Traum. Ich bin am Hafen, die „MS Amadea“ ist kurz vor dem Auslaufen, und ich renne und renne, um die Abfahrt nicht zu verpassen. Ich verpasse sie jede Nacht. Knapp.
Manchmal kann ich die Bordwand schon fast greifen, aber immer fährt sie letztlich ohne mich, entfernt sich langsam, und ich stehe da wie das berühmte „Häufchen Elend“. Beim Aufwachen brauche ich dann schon einen starken Willen, um mein reales Glück schnell wieder zu erfassen. Es ist leicht, das, was man hat, was eben da ist, nicht genug wertzuschätzen. Der Alltag hat bekanntlich ein graues Mäntelchen, nur wenn man bewusst daran arbeitet und es auch will, kann man es abstreifen und dem täglichen Leben Farbe geben.
Ich habe nun fast die dritte Schwangerschaft hinter mir. Zugegeben, langsam will selbst ich nun nicht mehr. Doch die routinemäßige Frage der Ärztin, wie es mir denn gehe, beantwortete ich stets nur mit „gut“. An diesem Punkt war die Versuchung oft groß, zu lamentieren und sich mal so richtig bedauern zu lassen.
Doch hätte ich begonnen, die zahlreichen Wehwehchen aufzuzählen, wären sie mir erst richtig bewusst geworden, und dann wäre das Glück reichlich getrübt gewesen. Die Ärztin hätte es nicht beeindruckt, und mir hätte es nur geschadet. Haben Sie schon mal darauf geachtet: Wenn wir uns selbst und unseren Mitmenschen zuhören, ist heute eigentlich jeder unglücklich. Unglück scheint schick zu sein. Jeder zählt auf, was ihn stört, nervt, negativ beeinflusst.
Die „Juhuhu-Menschen“, die nach ihren Schulungen über positives Denken nun die Weisheit in Person sind, lassen wir mal weg. Fehlende Authentizität und Selbstbetrug sind Dinge, die mich bei anderen stören. Aber was erzählen wir abends zu Hause meistens? Wir reden in erster Linie über die Leute, die uns geärgert haben, über die Dinge, die nicht geklappt haben, über die viele Arbeit, unerledigte Aufgaben. Wer berichtet denn gern über seine Erfolge? Fast keiner. Das könnte das Gegenüber neidisch machen. Würde jeder mehr von seinem persönlichen Glück ernsthaft schwärmen, vorausgesetzt, er hat es sich selbst bewusst gemacht, könnten wir gemeinschaftlich glücklich sein. Würden wir immer das Glück des anderen auch zu unserem eigenen Glück machen, was wäre das für ein Leben! Das Glück würde sich potenzieren. Also freuen wir uns über das Glück der anderen und haben den Mut, selbst glücklich zu sein! In diesem Sinne, ahoi, Freunde! Grüßt die Malediven, wo ihr gerade seid, und noch eine schöne weitere Weltreise!
Ich gehe inzwischen mal noch ein Kind bekommen.
Herzlichst!
Ihre Anja K. Fließbach