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Editorial Herbst 2004

Was ist nur mit den Menschen los? 114 000 Dresdner sind Singles, leben allein. Einige zwangsläufig, sehr viele freiwillig.

Okay, ich oute mich. Ich gehöre auch fast dazu. Bei mir wohnt noch meine kleine Tochter. Ich muss gestehen, ich genieße es sehr, keinen Mann in meiner Wohnung zu haben.

Nicht, dass ich die Männer nicht liebe. Das tue ich. Nicht, dass es nicht ein paar geben würde, die gern bei mir einziehen wollten. Aber dieses Gefühl der Freiheit und Ungezwungenheit hat viel für sich.

Wenn ich schon so lebe, könnten doch wenigstens die anderen vernünftig sein. Doch die Zahl der Singles in Dresden steigt. Schon 45 Prozent aller Haushalte, also fast jeder zweite Wohnung, wird von nur einer Person bewohnt.

Sehen wir mal von den armen Omas ab, deren Männer schon gestorben sind. Was ist mit den anderen Dresdnern, die ohne Partner leben?

Finden die keinen? Wollen die keinen? Ich meine, dass die Ansprüche an das eigene Leben und die Mitmenschen viel zu hoch sind. Ich schließe mich ein. Alle Optionen offen halten. Leben ohne begründen zu müssen. Laut die eigene Lieblingsmusik hören, nach Lust und Laune Freunde einladen, ausgehen ohne Zeitlimit. Babysitter und (Single-)Oma machen’s möglich. Ein Mann wohl nicht.

Doch wehe, wenn wir älter werden. Wenn aus der Freiheit plötzlich Einsamkeit wird. Wenn das Nichtwollen in ein Nichtmehrkönnen umschwenkt. Bereuen wir dann die ausgeschlagenen Optionen?

Ich denke, es gib für alles eine Zeit. Wahrscheinlich gibt es für alles auch den richtigen Menschen. Wir sollten nur den „Absprung“ nicht verpassen. Lesen Sie unseren Artikel über Dresdner Singles auf den Seiten 20/21 und die Reportage über Partnervermittlungsagenturen auf den Seiten 24/25.

Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Menschen erkennen.

Herzlichst! Ihre Anja K. Fließbach