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Jubiläumsausgabe - die 30. Disy ist da!
Ein ganz besonderes Editorial soll es werden. Jubiläumsausgabe der Disy, am 30. September, die 30. mit 300 Seiten. Doch wie es manchmal so ist ... Mit besonders wichtigen Dingen tut man sich besonders schwer. Trotzdem, zum Jubiläum ein gediegenes Editorial – das ist Pflicht! Wie so eine Jubiläumsansprache eben. Wo man beim Lesen die getragene, feierliche Stimme des Autors förmlich hören kann. Zitate wären gut. Doch die, die ich für Disy, unser Team und nicht zuletzt mich, passend fi nde, haben eben nicht so den getragenen Schwung. Es geht eher in Richtung Shakespeares Hamlet „Ist dies schon Tollheit, hat es doch Methode.“ Passend fi nde ich auch: „Die Zeit ist aus den Fugen.“ Doch das wäre ein Thema, das mich eher zu einer seitenlangen Abhandlung als zu einem Editorial inspiriert. Also denke ich darüber nach, was Disy ausmacht. Die Menschen, über die wir berichten. Die langen Interviews, in denen sich die Gesprächspartner manchmal erst selbst zu erkennen scheinen. Was ist das Geheimnis dieser Gespräche? „Ein Langweiler ist ein Mensch, der redet, wenn du wünschst, dass er zuhört.“ Wir hören zu. Gern. Lange. Ruhig. Und dann drucken wir, worüber sich der Mensch freute, es in Ruhe sagen zu dürfen. Und das bewegt – ihn, uns und hoffentlich Sie, die Leser. Überhaupt fi nde ich die Arbeit für Disy sehr bewegend. Da ist man emotional immer voll dabei. Man leidet mit den Menschen, die von ihren Schicksalen erzählen, freut sich mit ihnen über Erfolge, ist dankbar für das Vertrauen. Und man lernt. Was ich in den letzten Jahren von meinen Lesern, Interviewpartnern und Kunden gelernt habe... Unglaublich! Jeder Mensch hat durch seine Erfahrungen seine ganz eigene Weisheit. „Was haben Sie vom Leben gelernt?“ ist eine meiner Lieblingsfragen. Und die Traumantwort liefert Mark Twain: „Wir sollten darauf achten, einer Erfahrung nur so viel Weisheit zu entnehmen, wie in ihr steckt – mehr nicht; damit wir nicht der Katze gleichen, die sich auf eine heiße Herdplatte setzte. Sie setzt sich nie wieder auf eine heiße Herdplatte – und das ist richtig; aber sie setzt sich auch nie wieder auf eine kalte.“ Ich liebe diese Sprüche. In meinen Notizbüchern stehen Hunderte. Die meisten passen nicht in dieses Editorial, wie: „Männer, die behaupten, sie seien die Herren im Haus, lügen auch bei anderen Gelegenheiten.“ Ist aber so lustig ... Gut fi nde ich auch: „Kein Breitengrad, der nicht dächte, er wäre Äquator geworden, wenn alles mit rechten Dingen zugegangen wäre.“ Aber so wird es nichts mit dem gediegenen Editorial! Zurück zu Disy. Disy ist optimistisch, positiv, unterhaltsam, charmant, stilvoll. Aber manchmal macht sie mich auch sentimental. Zum Beispiel unser Rückblick auf die letzten 30 Ausgaben. Wen man da alles wieder sieht. Wen haben wir in der Dresdner Gesellschaft nicht alles kommen und gehen sehen. Im „Kempi“ von Haug über In´t Veld bis Held oder im Hilton von Specking über Lessing und Searty bis Krüger. Bei Mercedes von Lyhs über Matthis bis Abel und bei BWM von Biskup über Schraub bis Klapproth. Das hört sich schon an wie ein Rap. Bei Wempe von Kessler über Elbe bis Böhnlein, im QF von Kricks über Neubauer und Haaß bis Arnold. Oder denken wir an die Anfänge in der Altmarkt-Galerie mit Joachim Trender oder Saturn-Chef Michael Kölling. Nicht zu vergessen Biedenkopf, Milbradt, Tillich oder die Reihe mit Wagner, Roßberg, Orosz. Ja, es war ein Kommen und Gehen in Dresden. Georg H. Leicht ging nach Pforzheim, Hans-Joachim Frey erst nach Bremen, dann nach Berlin. Dafür kamen immer wieder Neue, die frischen Schwung in die Stadt brachten und die Gesellschaft lebendig hielten. Trotzdem war es oft schade, wenn wieder einer ging: „Der größte Schritt ist aus der Tür.“Doch das Zitat, das die Arbeit mit Disy über all die Jahre mit am besten beschreibt, ist: „Gäbe es die letzte Minute nicht, so würde niemals etwas fertig.“ Nicht nur wir, die Redakteure, Layouter und Fotografen. Auch die Kunden, „Textabsegner“, Agenturen. Doch zum Schluss ist immer alles fertig.Apropos Schluss. Zum Schluss zitiere ich einfach mal mich selbst :). Aus dem Buch „Das Mädchen und das Meer“: „Nur hierher sollst du immer wieder kommen und prüfen, wie du stehst, und ob das Meer vor oder hinter dir liegt.“Also nutzen wir diese Jubiläumsausgabe, um uns zu orientieren, wo wir stehen. Was haben wir geschafft? Wo wollen wir hin? Und was stelle ich fest? Wir stehen sehr gut!
Ich weiß, dass auch Sie sehr gut stehen. Denn nur mit Ihnen ist Disy so standhaft über all die Jahre.
Vielen Dank!
Ihre Anja K. Fließbach