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Editorial Winter 2012

Ein Knall und es hätte sein können, das nichts mehr so gewesen

wäre wie vorher. Ein Unfall am Carolaplatz. Ampel grün, losgefahren

und plötzlich krachte ein Auto mit voller Geschwindigkeit

in die Seite. Beide Autos waren „Matsch“, Totalschaden. Krankenwagen,

Polizeiautos, eine umgeknickte Ampel, Stau, der Geruch von explodierten

Airbags, auslaufendes Öl. Und die Frage: „Was wäre gewesen, wenn…?“

Es hätte alles anders sein können. Es hätte alles vorbei sein können. Ein

Hauch von Augenblick und so ein Leben kann für jeden Beteiligten in eine

komplett andere Richtung laufen. Jeder Plan ist nichtig. Jedes Ziel wird

unwichtig. Jede kleine Sorge von vorher - unsinnig. Jeder Streit – verlorene

Zeit. Jeder Zorn – vergeudete Freude. Jedes schlechte Wort - tut einem leid.

Wie brüchig so ein Leben doch ist! Wie hauchzart die Sicherheitsdecke.

„Darüber darfst du gar nicht nachdenken“, hörte ich oft in den folgenden Tagen.

Lange darf man sich damit nicht beschäftigen, richtig. Aber ein kurzes

Innehalten, um die Werte wieder aufzufrischen und das Hier und Jetzt zu

würdigen und zu feiern, sollte sein. Letztlich ist keinem mehr passiert als

der Schreck und blaue Flecken, aber doch ist mehr passiert. Ehrfurcht vor

dem Leben klingt so theatralisch. Aber irgendwie…

Am nächsten Tag, als ich am Straßburger Platz auf die Bahn wartete, beobachtete

ich, dass Rot auf diesem Platz viele Töne hat. Für einige war es

„Noch nicht Rot“ oder ein „Doch gerade erst Rot geworden“. Bleibt heute

überhaupt noch einer stehen, wenn er nicht fahren darf?

Bei der Polizei auf der Schießgasse unterhielt ich mich mit dem Polizisten.

Bis zu 100 Verkehrsunfälle an einem Tag (!) gibt es in Dresden. Viel mehr

als in anderen Städten. „Die Leute sind unkonzentriert, in Hektik, in Eile

und sie fahren viel zu schnell“, erklärt er. Begründungen hätten alle. Einige,

vor allem Fahrradfahrer, würden sich eigene Regeln basteln.

Liebe Leser, wollen wir nicht doch mal unsere Führungsposition im Straßenverkehr

vergessen und bissel langsamer fahren, Termine zeitlich großzügiger

planen und uns auf das Autofahren konzentrieren, statt mit Geschäftskunden

zu telefonieren? Eigentlich wollte ich nie ein Moralapostel sein. Aber wenn

es um die Gesundheit und das Leben von uns, unseren Mitmenschen und vor

allem unserer Kinder geht, nehme ich diese Rolle in Kauf!

in Knall und es hätte sein können, dass nichts mehr so gewesen

Seid so lieb, fahrt nicht so schnell! Und verflixt noch mal, bleibt stehen,

wenn Rot ist!

 

Herzlichst!

Anja K. Fließbach