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Editorial Winter 2015

Irgendwie lebt man im Moment in zwei Welten. Die eine findet statt, wenn man Nachrichten sieht und Zeitung liest und sich in einem Szenario wiederfindet, das man bisher nur aus Filmen kannte. Die andere im Alltag, wenn auf Arbeit alles läuft wie immer, in den Schulen über Disziplin in den Klassen und Austauschfahrten diskutiert wird und sich beim Nachhausefahren die gleichen Staus auf den Straßen bilden. Ist nun alles wie immer? Ist alles anders und schlimmer? Oder wird alles wieder wie es war?

Früher war man nach einem Albtraum froh, wenn man aufgewacht ist und sich im realen, sicheren Leben wusste. Zum Glück - nur ein Traum! Wenn ich heute nach einem friedlichen Schlaf aufwache, erschrecke ich, wenn mir die aktuelle Situation bewusst wird. Trotzdem bin ich beruhigter als in den letzten Jahren. Was ziemlich gegen den Strom ist. Ich war vor eineinhalb Jahren bei einer Mutter-Kind-Kur und erzählte in einem Gruppengespräch von meiner Angst vor dem IS. Ich erinnere mich noch genau, wie die Therapeutin sagte: "Hier sind gerade 200 Kurgäste, alle lesen die gleichen Nachrichten, aber keinen beunruhigt das so wie Sie." Ich habe mich auch immer wütend aufgeregt und stand vor dem Fernseher als der Irak-Krieg begann, Tunesien, Ägypten, Libyen, Syrien, die Sanktionen gegen Russland, die Flüchtlingsströme. Ich hätte schreien können (und habe es auch manchmal): "Sind die denn alle doof!?"

Und so schlimm die Situation auch im Moment ist, beruhigt es mich, dass mehrere offensichtlich die Gefahr erkannt haben, sich zusammenschließen und gemeinsam die Welt retten wollen. Sowohl geopolitisch, als auch klimatechnisch. Zumindest scheint es in den Köpfen angekommen zu sein. Was man nun noch schafft und ob man gute Lösungen findet oder nicht, wird sich zeigen. Aber zumindest scheint man das Ruder zumindest wieder in die Hand zu nehmen. Ob man Kraft hat, es herumzureißen?

Klar! Wir sind technisch so weit entwickelt, wollen neue Planeten besiedeln, das Leben verlängern, künstliche Intelligenzen schaffen - da werden wir wohl die Welt retten können! Und wir müssen, glaube ich, in unsere eigene Kommunikation und unser Denken mehr Überzeugung für eine Wende zum Guten legen. Das ist wichtig im Gespräch mit Freunden, Familie, Geschäftspartnern. Ich bin auch wütend. Und wie! Aber wenn man in jedem Gespräch alles noch schwärzer und schwärzer malt, wird es nicht besser. Sie wissen ja, die sich selbst erfüllende...

Wenn eine ganze Welt-Gesellschaft positiv denkt, dann wird das schon!

Also sage ich: Das wird schon!

 

Herzlichst!

Ihre Anja K. Fließbach