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Eröffnung der 33. Jüdischen Kulturtage 2019 im Gasteig Kulturzentrum
Fritz Wepper, Sunnyi Melles, OB Dieter Reiter, Georg Eisenreich und Judith Epstein eröffnen die 33. Jüdischen Kulturtage im Gasteig Kulturzentrum in München – und Elmar Wepper, Nina Ruge und Bernd Herzsprung unter den hochkarätigen Gästen
In München dreht sich ab sofort wieder alles um die jüdische Kultur. Vom 16. bis zum 24. November finden im Gasteig Kulturzentrum die 33. „Jüdischen Kulturtage“ von Judith Epstein, der Vorsitzenden der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition. e.V. statt, die einen Einblick in die jüdische Kultur und Tradition geben. Auftakt und zugleich erstes Highlight der etablierten Veranstaltungsreihe war die Eröffnung am Samstagabend, zu der auch zahlreiche prominente Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur kamen. Denn gerade nach den schrecklichen Ereignissen in Halle stehen Zusammenhalt und ein Miteinander im Vordergrund. Und dies wurde bei der Eröffnung mehr als deutlich.
Die Besucher erlebten zum Opening ein ganz besonderes kulturelles Highlight - und auch heitere Momente: Fritz Wepper war erstmals bei den Jüdischen Kulturtagen mit dabei und stand am Eröffnungsabend auf der Bühne. Gemeinsam mit Schauspielerin Sunnyi Melles, die als Vorstandsmitglied für die Leitung des Programms verantwortlich ist, begeisterte er mit einer humoristischen Lesung unter dem Motto „Jidddisch. Das Abenteuer einer Sprache“ und Gastbeiträgen und Interpretationen von Isaac Bashevis Singer und Friedrich Torberg. Dazu gab es ein einzigartiges Konzert mit jüdischen Melodien, gespielt von der weltbekannten Schweizer Klezmer Band Kolsimcha – The World Quintet. Alle Protagonisten bekamen viel Applaus von den anwesenden Gästen, darunter u.a. Moderatorin Nina Ruge mit Ehemann Wolfgang Reitzle und die Schauspieler Bernd Herzsprung und Elmar Wepper.
Sunnyi Melles ist als Vorstandsmitglied für die Leitung des Programms verantwortlich und begrüßte gemeinsam mit Judith Epstein die Gäste: „Ich bin dankbar und glücklich, dass Sie heute alle gekommen sind. Kultur ist die einzige Medizin, Liebe und Hoffnung, die es gibt.“ Sunnyi Melles ist selbst mehrmals mit Beiträgen vertreten. So begibt sie sich beispielsweise am 21. November mit den Besuchern anlässlich des 125. Jubiläums von Joseph Roth auf eine dokumentarische Lesereise. Besonders freute sie sich über den gemeinsamen Eröffnungsabend mit Fritz Wepper: „Ein Mensch mit so viel Humor und Sprachkunst. Es ist das schönste Geschenk, dass er heute hier ist. Er hat sofort zugesagt als ich ihn angerufen habe.“
„Das hier ist für mich ein besonderer Abend“, sagte Fritz Wepper, um die Gäste im bis auf den letzten Platz belegten Carl-Orff-Saal dann in die jiddische Sprache einzuweihen. „Sie ist über 1000 Jahre alt und eine Reihe von jiddischen Worten haben sich auch bei uns eingebürgert: Zocken, Zoff, Zicke und Schickse zum Beispiel. Für mich persönlich ist vor allem der jiddische Witz etwas Besonderes. Meine Mutter hat uns früher oft jiddische Witze erzählt. Und wir mussten immer lachen.“ Er gab dann auch einige seiner Lieblingswitze zum Besten und erzählte von seinen persönlichen Begegnungen und Erinnerungen mit dem Judentum: „Ich kann mich erinnern, dass ich im Jahr 1972 in Prag war und dort den jüdischen Friedhof besucht habe. Am Grab eines Rabbi kann man einen Stein aufs Grab legen und sich etwas wünschen. Und ich habe mir gewünscht, dass ich endlich die Frau meines Lebens kennen lerne. Zwei Wochen später habe ich tatsächlich meine Frau Angela kennen gelernt. Dieses Jahr wären wir 40 Jahre verheiratet gewesen.“
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte erneut die Schirmherrschaft übernommen. Er kam mit seiner Frau Petra und sprach zu Beginn Grußworte, ebenso wie Georg Eisenreich, der Bayerische Staatsminister der Justiz. „Es geht bei den Jüdischem Kulturtagen darum, jüdisches Leben in die Gesellschaft zu tragen, und das schon seit Jahrzehnten“, so Reiter. „In diesen Zeiten ist es noch wichtiger geworden, Flagge zu zeigen. Wir werden alles tun, dass sich jegliche Art von Antisemitismus und Ausgrenzung nicht weiter ausbreiten“, versprach er. Und Staatsminister Georg Eisenreich bekräftigte: „Antisemitismus darf nirgendwo eine Chance haben.“
Judith Epstein, die Vorsitzende der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition. e.V., die die jüdischen Kulturtage veranstalten, freute sich über die gelungene Auftaktveranstaltung und betonte die Wichtigkeit der Veranstaltungsreihe – gerade in diesen Zeiten: „Die Jüdischen Kulturtage sind fester Bestandteil des Münchner Kulturherbstes geworden und stehen für Miteinander und Toleranz. Die Sprache der Kultur verbindet.“
Erstmals mit dabei war Moderatorin Nina Ruge: „Ich wollte schon öfter hier dabei sein, habe es aber zeitlich nie geschafft. Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen. Mein Vater war jüdischer Herkunft, was er mir aber erst erzählt hat als ich 18 Jahre alt war. Er war im Lager in Frankreich. Aber auch ohne diesen familiären Bezug wäre ich hier. Antijüdische Tendenzen – das kann nicht sein! Wir stehen alle dagegen an.“
„Ich bin zum ersten Mal hier dabei. Um Flagge zu zeigen“, so Bernd Herzsprung. Schauspieler Elmar Wepper war aus mehreren Beweggründen da: „Zuerst natürlich wegen meines Bruders Fritz. Ich war aber auf sehr die Musik heute gespannt und natürlich auch auf Sunnyi Melles, mit der ich schon gedreht habe. Und natürlich bin ich auch hier, um ein Zeichen gegen antisemitisches Denken zu setzen - gerade in diesen Zeiten ist das wichtig.“
Im Publikum saß auch Regisseurin Susanne Kellermann: „Ich bin schon früher bei den Jüdischen Kulturtagen gewesen“, erzählte sie. „Meine beste Freundin aus Kindertagen war jüdisch, deshalb habe ich seit jeher eine sehr enge Beziehung dazu. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Geschehnisse in Halle ist es wichtig, die jüdische Gemeinde zu unterstützen.“
Feinkost Käfer überraschte am Ende der Veranstaltung mit einer Torte aus bunten und köstlichen Petit Fours : „Bunt und fröhlich, wie die jüdische Kultur eben ist“, so Judith Epstein.
Unter den Gästen: Moderatorin Uschi Dämmrich von Luttitz, Fotograf Roger Fritz mit Margit Friedrich, Aron Brodmann(Gemeinderabbiner der israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern), Katrin Habenschaden (OB-Kandidatin der Münchner Grünen), Unternehmerin Karin Holler, Verleger Dirk Ippen, Regisseurin Heidi Kranz, Gastronom Gabriel Lewy, Dr. Beate Merk (Abgeordnetedes Bayerischen Landtags und Staatsministerin A.D). Müller-Vivil (Pfefferminzdynastie), Herzchirurg Prof. Bruno Reichart mit Frau Elke, Anwalt Wolfgang Seybold, Dr. Ludwig Spaenle (Beauftragter der Bayerischen Staatsregierung für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, für Erinnerungsarbeit und geschichtliches Erbe), Inge Fürstin von Wrede-Lanz mit Mann Peter Lanz (Architekt), Sopranistin Anna Maria Kaufmann mit ihrem Lebensgefährten Prof. Dr. Eckhard Alt, der ungarische Generalkonsul Gábor Tordai-Lejkó, uvm.
Andrea Vodermayr
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© Gesellschaft zur Förderung Jüdischer Kultur und Tradition
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