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Wo die Oberlausitz nach Elsass schmeckt
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© Presse L‘ Auberge „Gutshof“, A. Liebich
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© Presse L‘ Auberge „Gutshof“, A. Liebich
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© Presse L‘ Auberge „Gutshof“, A. Liebich
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© Presse L‘ Auberge „Gutshof“, A. Liebich
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© Presse L‘ Auberge „Gutshof“, A. Liebich
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© Presse L‘ Auberge „Gutshof“, A. Liebich
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© Presse L‘ Auberge „Gutshof“, A. Liebich
Der Gutshof „L’Auberge“ lockt Freunde höherer Gaumenfreuden nach Bischofswerda
Ausgebildet im Elsass, offeriert Tina Weßollek die Geheimnisse französischer Küche in der Oberlausitz und präsentiert ein Potpourri Frankreichs in ländlicher Atmosphäre. Disy fragte sie, wieviel Frankreich in die Oberlausitz passt.
Ist die französische Küche nicht etwas zu exotisch für sächsischen Geschmack?
Weßollek: Warum? Die Sachsen sind bekannt dafür, dass sie genießen, gern essen und geselliges Beisammensein pflegen. Genau wie die Franzosen.
Trotzdem waren Sie mutig, hier ein Gasthof zu eröffnen, oder?
Weßollek: Mut braucht man immer! Meine Eltern gründeten hier 1992 ein Hotel. Seit 2000 steht französische Küche auf der Karte unseres Restaurants. Dafür bringe ich eine Ausbildung aus dem Elsass mit, wo ich sowohl die örtliche Küche als auch die Kochkunst des ganzen Landes lernen konnte. Je nach Präferenz erlebt der Gast in unserem Restaurant „Le Stub“ die Gerichte mit elsässischer Note, während er unter den Gewölben des „Le Bonjour“ das übrige Frankreich schmecken kann.
Kommt bei Ihnen ganz Frankreich auf den Tisch?
Weßollek: Die Gäste können Menüs aus verschiedenen Regionen wählen. Sie haben aber auch die Möglichkeit, diverse Spezialitäten unterschiedlicher Herkunft zu kombinieren, um sozusagen in einer „Tour de France“ ganz Frankreich von Gang zu Gang zu erleben. Eine Bouillabaisse trifft hier auf einen Coq au vin oder einen Flammkuchen.
Wie ermöglichen Sie das Alles?
Weßollek: Wir arbeiten hier im Team mit vier Personen - zwei Küchenfachangestellte, ein Lehrling und ich als Chefköchin. Die Essenszutaten kaufen wir auf den sächsischen Märkten und lassen lediglich den Seefisch liefern. Für den Wein greifen wir in die Regale unseres Kellers, wo bis zu 60 Sorten lagern. Natürlich ist elsässischer Weißwein unsere Spezialität und wir beziehen ihn direkt von dort.
Was ist Ihre persönliches Lieblingsrezept?
Weßollek: Von meiner Ausbildung in Frankreich habe ich eine Leidenschaft für Desserts mitgebracht. Mein persönlicher Favorit ist das Schokoladensufflet, das ich gern im Zusammenklang mit Orange zu einem Höhepunkt am Ende des Menüs komponiere.
Kochsternstundenmenü der L’Auberge „Gutshof“
- Amuse bouche
- Wachtelbrust aus dem Ofen, Chorizo und Filet vom Perlhuhn auf Linsensalat in Tomaten-Koriandervinaigrette
- Jakobsmuscheln nach Art der Provence auf Fenchel-Lauchfondant, Reis aus der Carmargue
- Das Beste vom Reh in Rotweinjus, Gemüse-Ensemble nach Laune der Küchenchefin und Pürée von Kartoffel und Perigord-Trüffeln
- Delice von schwarzer Schokolade und Beerenobst
Weinbegleitung:
- A.O.C. Château de Saint Cosme blanc, 2014
- A.O.C. Tavel „Les Eglantieres“, 2014
- A.O.C.Lalande de Pomerol, 2010 Château des Armands, Cuvée des Capucins
- A.O.C. Sauternes Castelnau de Suduiraut
3-Gänge-Menü 36,00 € inkl. Weinbegleitung 55,50 €
4-Gänge-Menü 44,00 € inkl. Weinbegleitung 67,00 €
Unsere Disy-Restaurantkritik: Wir waren wirklich überrascht, als wir den leuchtendblauen Gasthof in Bischofswerda entdeckten. Schon die Farbe hob sich vom eher tristen Umfeld ab. Wir wollten im „Le Bonjour“ essen, ein Begriff der erst Sinn machte, als wir den Gastraum betraten. Tatsächlich, als ob man durch ein Tor für Ort und Zeit schritt. Hier begann Frankreich mit Stil, Charme und Gastlichkeit. Die Karte war voll von französischen Köstlichkeiten. Gekommen waren wir, weil wir das Menü der Kochsternstunden probieren wollten. Aber auf der Karte gab es so viel Verheißungsvolles aus dem Elsass, der Provence, Nordfrankreich und dem französischen Südwesten, dass wir es nicht aushielten und noch zusätzlich eine Französische Fischsuppe und eine Portion Schnecken dazu bestellten. Très belle! Der Kellner erklärte uns mit zurückhaltender Freundlichkeit alle Gänge und beriet uns fachmännisch. Zu den vier Gängen hatte die Küchenchefin entsprechende Weine ausgesucht. Nach dem Amuse bouche, eine pikante Crème Brulée, gab es Wachtelbrust aus dem Ofen, Chorizo und Filet vom Perlhuhn auf Linsensalat in Tomaten- Koriandervinaigrette. Alles war zurückhaltend gewürzt, damit der Chorizo genug Raum gegeben wurde. Der ausgesuchte Château de Saint Cosme blanc, 2014, harmonierte ebenso zurückhaltend mit den Speisen. Bei den Jakobsmuscheln nach Art der Provence auf Fenchel-Lauchfondant, Reis aus der Carmargue, schmeckte man Frankreich wie man es kennt und liebt. Perfekt dazu der Tavel „Les Eglantiers“, 2014. Le roi, der König, war für uns der dritte Gang: Das Beste vom Reh in Rotweinjus, Gemüse-Ensemble nach Laune der Küchenchefin und Pürée von Kartoffeln und Périgord-Trüffeln. Das Reh war superbe und mit dem Lalande de Pomerol, 2010 Château des Armands, Cuvée des Capucins, wurde das ganze Ambiente langsam noch gemütlicher. Am Nebentisch hatten Freunde aus Dresden Platz genommen. Wir hatten uns nicht verabredet. Sie wollten mit anderen Freunden ebenfalls das Menü der Kochsternstunden probieren. So trifft man sich tatsächlich beim Essen in Bischofswerda.... Das glaubt man doch nicht! Man glaubt auch nicht, dass es hier, mitten in der Oberlausitz, so ein Restaurant und so eine tolle Köchin gibt. Sie könnte überall auf der Welt mit ihrer Kunst unterkommen, aber nein, es ist der Familien-Gasthof in Schiebock. Der Geschmack wird durch das Erstaunen natürlich noch intensiviert. Klar, wir hatten keine Erwartungen als wir her kamen und so kann man uns leicht begeistern. Trotzdem! Es ist super! Beim Délice von schwarzer Schokolade und Beerenobst verbunden mit dem Genuss eines Sauternes Castelnau de Suduiraut wird uns warm und wohlig und der Wunsch nach einem Frankreichurlaub wächst.
Fazit: Es ist gut zu wissen, dass man für einen kleinen Frankreichtrip nur ca. 30km zum L‘ Auberge „Gutshof“ nach Bischofswerda fahren braucht. Gut zu wissen! Wir kommen oft!