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Vom Heartbreaker zum Schmatzel
Lisa Wohlgemuth - eine Sächsin geht ihren Weg
In der 10. Staffel DSDS verlor sie gegen Beatrice Egli, doch Aufgeben ist ein Fremdwort für die lebenslustige Lisa Wohlgemuth aus Neundorf bei Annaberg-Buchholz. Seit dem 15. November ist die Sängerin in dem Weihnachtsmusical "Willie, der Weihnachtsstollen" zu sehen. Disy-Redakteurin Janine Spielvogel erfuhr von Lisa, warum der Schritt von der Zweitplatzierten zum Baisertörtchen manchmal ein ganz Großer sein kann.
Mit ihrer gelben Windjacke und der weißen Jeans sticht Lisa Wohlgemuth aus der grauen Masse heraus. Sie wirkt entspannt, fröhlich, erzählt begeistert von dem leckeren Kakao, den sie gerade getrunken hat. An ihrem Bein springt ein kleiner, schwarzer Hund hoch - ihr Liebling Teddy. Mit Disy sprach sie über ihn, ihr Leben, Erfolg und Träume.
Kommt Teddy eigentlich immer mit?
Lisa: Ja, er ist immer mit dabei. Jetzt bei den Proben im Theater und auch bei DSDS. Damit hat zum Glück keiner ein Problem. Wenn ich gerade nicht kann, dann passt auch schon mal Christian (Christian Kühn, Intendant Comödie Dresden) oder einer meiner Kollegen auf ihn auf. Und Dieter Bohlen wollte mir Teddy sogar schon abkaufen!
Dann wird der Kleine vielleicht auch bald ein Star?
Lisa: Nee, eher nicht. Dafür ist er zu quirlig. Außerdem klappt das dann mit den Pressefotos nicht so gut. Dafür ist sein Fell zu dunkel, man würde ihn ja gar nicht mehr sehen. Dafür ist Frauchen ja da.
Anfang des Jahres Finalistin bei Deutschland sucht den Superstar, jetzt deine erste Theaterrolle. Wie ist es dir seit dem spannenden Finale ergangen?
Lisa: Am Anfang war es ja noch richtig verrückt, auch so mit Groupies vor der Haustür. DSDS war eine tolle Erfahrung, man konnte reinschnüffeln, aber inzwischen bin ich auch froh, dass es wieder ruhiger wird. Man erkennt dann die richtigen Freunde und auch die Leute werden wieder entspannter, man sagt wieder 'bitte' und 'danke', wenn man ein Foto möchte. Ansonsten war ich eigentlich die ganze Zeit unterwegs. Die Autogrammstunden-Tour, DSDS-Open Air, Auftritte in ganz Deutschland, vor allem auch hier im Erzgebirge, dann noch mit Luca Hänni (DSDS-Gewinner 2012) die Tour, die jetzt kurz vor dem Theaterstück war. Es ging so unheimlich schnell, es ist undenkbar, was in einem Jahr alles so passieren kann.
Und dann noch die Arbeiten an deiner neuen Single nach "Heartbreaker"?
Lisa: Genau, meine "Ich fliege"-Single hab ich noch aufgenommen. Siehst du, das kommt ja auch noch dazu. Die gibt es jetzt als Download, leider noch nicht auf CD, aber die jüngere Generation will sich eh immer alles direkt aufs Mobiltelefon laden, also ist das auch ganz gut so. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr mein Album machen kann, da kommt das Lied dann mit drauf und dann ist alles gesammelt auf einer CD, das ist dann viel besser. 'Ich fliege' wollte ich unbedingt machen, ich hab das Lied selber ausgesucht. Aber natürlich hatte ich auch ein wenig Angst vorher, weil man ja nie weiß, wie es ankommt.
Haben die Albumaufnahmen schon begonnen?
Lisa: Nein, das ist momentan wegen den Proben auch gar nicht möglich. Und dann hab ich noch Auftritte nebenbei, da schaffe ich das leider nicht. Wird das Album dann komplett deutschsprachig? Lisa: Ich bin mir noch nicht ganz sicher. Ich hab jetzt wieder das Englische für mich entdeckt. Ich würde gerne irgendwann mal so was wie eine Jukebox als Album machen. Mit Swing, Elektro, Rock, Pop, alles querbeet. Swing ist nämlich eigentlich total meine Musikrichtung. Es kann auch sein, dass das Album nächstes Jahr komplett deutsch wird und in der Elektro/Pop-Richtung, was natürlich auch viel Spaß macht. Aber ich weiß, dass ich definitiv irgendwann ein Swing-Album machen will. So wie Robbie Williams jetzt. Ich will verschiedenes ausprobieren. Es ist ja auch ganz menschlich, man entwickelt sich weiter, hört mal die Musik, mal jene.
Am 15. November war die Premiere von deinem ersten Theaterstück in der Comödie Dresden. Wie gefällt es dir, mit solchen erfahrenen Musicalgrößen wie Marc Liebisch oder Sängerkollegin Kim Sanders zusammenzuarbeiten? Lisa: Es ist eine absolute Ehre, vor allem als Quereinsteiger. Ich hab ja vorher nie geschauspielert, nie! Auch wenn meine Mutter immer gesagt hat: Du Schauspielerin! Wenn ich von der Schule heimkam und gespielt hab, dass ich krank wäre. Aber die hier, die spielen alle so gut, die haben ein wahnsinniges Talent und eine Ausstrahlung auf der Bühne, da kann man sich was abschneiden. Sie geben auch gerne Tipps und das ist wirklich schön.
Wie kamst du eigentlich zu der Rolle?
Lisa: Ich wurde angefragt. Mein Management fragte so: Lisa, willst du bei so einem Theaterstück mitmachen? Interessierst du dich eigentlich so für Theater und Weihnachten? Und ich meinte: Auf jeden Fall! Ich bin ja der typische Weihnachtsmensch.
War die Theaterbühne schon immer ein Traum?
Lisa: Früher gar nicht. Ich wollte immer auf die große Bühne und moderne Musik machen. Ich wollte ein Rockstar werden. Aber inzwischen weiß ich, Theater ist auch echt Bombe! Ich hab die Schauspielerei jetzt für mich entdeckt. Man kann einfach alles rauslassen. Wenn man wütend ist, traurig ist, man lässt alles raus und dann geht es einem wieder gut.
„Wenn ich einmal Kinder habe, dann komme ich zurück. Hier können sie behütet aufwachsen, es ist nicht so viel Action. Aber noch genieße ich die Freiheit. Trotzdem ist auch gerade Dresden für mich immer wie Heimat und nach Hause kommen.“
Die große Showbühne bei DSDS und die Theaterbühne sind zwei verschiedene Welten. Wie fühlst du dich, wenn du auf den jeweiligen Bühnen stehst?
Lisa: Wenn du bei DSDS auf der Bühne stehst, dann versuchst du die Leute mitzureißen, du schaust sie direkt an und holst sie ab. Beim Theater ist es wichtiger, dass du mit den anderen Darstellern harmonierst. Das Publikum beobachtet, passt auf und quasi selbst zulassen, ob sie mitgerissen werden oder nicht. Das ist eigentlich der einzige Unterschied. Aber die Vorarbeit ist ganz anders. Bei DSDS war nur der Gesang wichtig. Die Zuschauer sollten ja erfahren, dass man singen kann. Jetzt wissen sie es, da ist das nicht mehr so wichtig. Das Stück ist zwar ein Musical, aber es geht vielmehr um das Schauspiel und darum, wie man den Charakter rüber bringt. Erst dachte ich die ganze Zeit: Hoffentlich krieg ich den Text rein. Das ist ja schon ein ziemlicher Unterschied. Aber jetzt kann ich den ganzen Text und erfinde meine Rolle immer wieder neu. Du spielst Krümel, das Baisertörtchen. Ein Gebäckstück, das für den Verkauf zu klein geraten ist und auch noch Bruchstellen hat, sich dann aber in Willie, den Weihnachtsstollen, verliebt.
Wie bist du an die Rolle herangegangen?
Lisa: Ich hab mir überlegt, ein Krümel ist niedlich. Ein Baisertörtchen, wir sagen ja Schmatzel, ist süß und rosa, man möchte es einfach essen. Als Person ist Krümel ein süßes, naives Mädchen, das sich auch mal denkt: Was mach ich denn jetzt? Sie ist locker und aufgedreht. Also quasi ich als Schauspieler.
Du hast vorhin schon anklingen lassen, du bist ein Weihnachtsmensch. Ist Weihnachten für dich die schönste Zeit des Jahres?
Lisa: Auf jeden Fall! Bei uns im Erzgebirge sind dann überall die Lichterbögen an, die Räuchermänner und die Crottendorfer Spatzen. Ich bin da wirklich ein volkstümliches Weihnachtskind. Ich hör auch lieber die richtige deutsche Weihnachtsmusik, als englische Lieder. Und überhaupt sind wir eine Weihnachtsfamilie im Weihnachtsdorf im Erzgebirge.
Du bist sehr verbunden mit deiner Heimat. Könntest du dir vorstellen für die Karriere Sachsen für immer zu verlassen?
Lisa: In Sachsen lebt mein Herz, ich werde immer wieder zurückkommen, aber ich will mich auch weiterentwickeln. Ich bin ein Abenteuermensch, das Leben ist viel zu kurz, um zu sagen, ich bleibe nur hier an diesem einen Ort. Wenn ich aber mal Kinder hab, dann komm ich zurück. Hier können die behütet aufwachsen, es ist nicht so viel Action. Aber noch geniess ich die Freiheit. Trotzdem ist auch gerade Dresden für mich immer wie Heimat und nach Hause kommen.
Du hast Sozialassistentin gelernt. Warum hast du dich für diese Ausbildung entschieden?
Lisa: Ich dachte, es ist ein guter Grundstein. Und ich werde später auch irgendwann als Altenpflegerin arbeiten. Es ist ein schöner Beruf, wirklich. Viele sagen ja immer, das ist eklig, aber das ist es gar nicht. Man bekommt gerade von den Älteren so viel zurück. Von Kindern nicht so, aber die Senioren, die freuen sich richtig auf einen und man respektiert sich gegenseitig. Die alten Leute haben viel mehr erlebt, die dürfen dir dann sagen: So geht's nicht. Aber wenn mir so ein kleiner Knirps ans Schienbein tritt, das ist dann nicht so meins. Da bin ich dann auch von dem Erzieherberuf weg gekommen, weil mir die Entwicklung unserer Kinder Angst macht. Man weiß ja nicht, ob die am Ende alle Attentäter werden, weil die sich jetzt so frei entfalten dürfen und keiner ihnen mehr Grenzen setzt oder setzen darf.
Was sind deine Pläne für die nächste Zeit? Worauf dürfen sich deine Fans freuen?
Lisa: Ich will in der Musik weiter Fuß fassen, noch viel mehr Menschen ansprechen. Aber auch in Richtung Theater könnte ich mir mehr vorstellen, vielleicht auch in der Schauspielrichtung. Meine Lieben können also gespannt sein.