- Oktober 19, 2023
- 3233 Aufrufe
Die neue „Kunstkammer Gegenwart“ im Dresdner Residenzschloss
Schaudepot für die Schenkung Sammlung Hoffmann nach dem Entwurf von Konstantin Grcic – Wandskulptur von Frank Stella schmückt Englische Treppe
Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Dresdner Residenzschlosses: Mit der „Kunstkammer Gegenwart“ integrieren die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) in der ehemaligen Fürstengalerie einen neuen Ort für zeitgenössische Kunst. Damit entsteht im Residenzschloss als bedeutendem Wissens- und Kunstspeicher ab Dezember 2023 ein Archiv der Gegenwart, in dem vorrangig Werke der Schenkung Sammlung Hoffmann, aber auch Arbeiten aus dem Kunstfonds, dem Kupferstich-Kabinett und dem Albertinum sowie der den Kunstsammlungen angegliederten Stiftung Günther und Annemarie Gercken gezeigt werden. Der Bestand der Fürstengalerie wird weiterhin im Residenzschloss erfahrbar sein.
Das Konzept der „Kunstkammer Gegenwart“ folgt dem Ansatz, zwei wichtige museale Aufgaben, das Lagern und das Ausstellen von Kunstwerken, in Übereinstimmung zu bringen. Mit jährlich wechselnden Schwerpunkten will diese Kunstkammer Einblicke in die umfangreichen Schätze zeitgenössischer Kunst innerhalb der SKD geben. Für ein neuartiges innovatives Schaudepot, das diese Präsentation ermöglicht, konnte der international renommierte Designer Konstantin Gr?i? gewonnen werden. Seine Konzeption umfasst auch eine „Offene Werkstatt“, in der der konservatorische und restauratorische Umgang mit modernen, fragilen Materialien der zeitgenössischen Kunst für das Publikum sichtbar wird. Gleichzeitig wird in enger Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Dresden und der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden ein progressiver Vermittlungsansatz entwickelt und dem Publikum präsentiert.
Seit 2018 bereichert die Schenkung Sammlung Hoffmann das Programm der SKD um Ausstellungsprojekte, die den Dialog von zeitgenössischer Kunst mit den historischen Sammlungsbeständen des Museumsverbunds fördern. Durch zeitgenössische Bezüge zu existenziellen Themen und die Öffnung ästhetischer Erfahrungsräume werden immer wieder neue Betrachtungsweisen auch der historischen Werke angeboten. Als Vorbote der „Kunstkammer Gegenwart“ reiste bereits Anfang September eine beeindruckende Wandskulptur Frank Stellas von 1990 aus seiner Serie zu Herman Melvilles „Moby Dick“ aus der Schenkung Sammlung Hoffmann von Berlin nach Dresden. Das Werk, das bereits in den 1990er-Jahren, damals als Leihgabe, im Albertinum zu sehen war, geht ebenfalls als Geschenk an die SKD. Es entfaltet auf der Englischen Treppe des Residenzschlosses seinen Bezug zur barocken Formensprache und schlägt einen vielfältigen Bogen zwischen Geschichte und Gegenwart.
Die Einrichtung der „Kunstkammer Gegenwart“ markiert den finalen Umzug einer Auswahl von wichtigen Arbeiten der Schenkung an die SKD, die deren Sammlungen besonders gut ergänzen und gut in sie integriert werden können. Diese Auswahl geht als bedingungslose Schenkung an den Freistaat Sachsen über. In Berlin bleibt die Sammlung Hoffmann weiterhin öffentlich zugänglich und der enge Austausch mit den SKD zu Ausstellungszwecken bleibt bestehen. Die Auswahl der SKD ist eine der bedeutendsten Schenkungen in ihrer jüngeren Geschichte. Mit ihr wurden Werke, die sich bereits in ihrer ungewöhnlichen Kraft und ihren herausragenden Qualitäten im Ausstellungsprogramm der SKD bewährt haben, dauerhaft als substanzieller Teil der Sammlung für den Freistaat gesichert. Darunter sind Arbeiten von Jean Michel Basquiat, Miriam Cahn, Isa Genzken, Félix González-Torres, Antony Gormley, Keith Haring, Rebecca Horn, William Kentridge, Imi Knoebel, Barbara Kruger, Julie Mehretu, Ron Mueck, Bruce Nauman, Ernesto Neto, A. R. Penck, Sigmar Polke, Chiharu Shiota, Frank Stella, Wolfgang Tillmans, Cy Twombly, Jorinde Voigt oder Andy Warhol zu nennen.
Die bereits etablierten und bewährten „Blickwechsel“ mit Werken der Schenkung Sammlung Hoffmann, also die zeitweise Einbindung zeitgenössischer Kunst in die historischen und außereuropäischen Sammlungspräsentationen der SKD, wie auch die „Ortsgespräche“ mit ausgewählten Werken an verschiedenen Orten in Sachsen werden in Abstimmung zwischen der Familie Hoffmann und den SKD fortgeführt. Auf diese Weise sollen auch in Zukunft inspirierende Dialoge zwischen zeitgenössischen Kunstwerken aus der Schenkung Sammlung Hoffmann und den Museen im Freistaat erlebbar werden. Und auch die Präsentationen der Schenkungen Sammlung Hoffmann in den Nachbarländern werden fortgesetzt. So zeigt beispielsweise die Galerie OP ENHEIM in Wroc?aw noch bis zum 14. Januar 2024 mit „Third Skin“ ein intimes Zwiegespräch zwischen ausgewählten Werken der Sammlung.