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Dieter Merz: Mein Beruf ist meine Berufung

Nur mit Feuer sind 100 Prozent Leistung möglich, meint Rechtsanwalt Dieter Merz.

Wie wichtig ist Disziplin, um ein Ziel zu erreichen?

Merz: Ganz wichtig. Aber es geht noch um viel mehr. Es geht um Verantwortung und um Organisationstalent - egal ob im Beruf oder privat. Man muss sein Leben organisieren können. Und man sollte seine Ziele mit einer gewissen Ethik und Moral erreichen.

Sie sind aktiver Sportler. Gibt es eine Verbindung zwischen beruflichem Erfolg und dem im Sport?

Merz: Ich bin wirklich ein sportlicher Typ und so hat mich der Bezug zum Erfolg schon mein ganzes Leben lang begleitet. Beruflicher Erfolg heißt für mich, dass Mandanten, die ich betreue, zufrieden sind und gut über mich urteilen. Zufriedene Mandanten sind für mich Ausdruck von Erfolg. Ich bin davon überzeugt, dass wir gut beraten.

Welche Eigenschaften muss man haben, um ein guter Anwalt zu sein?

Merz: Zu Beginn braucht man ein gutes Fundament an Fachwissen, wie es in jedem Beruf ist. Das ist die erste Voraussetzung. Das Zweite ist, wie das Wort Beruf schon sagt, die Berufung. Ich bin noch Einer der alten Schule. Für mich muss es eine Berufung sein, als Anwalt zu arbeiten. Wenn ich das Feuer nicht mitbringe, kann ich nicht 100 Prozent Leistung bringen.

Brennt bei Ihnen dieses Feuer?

Merz: Na klar, und wie! Um Anwalt zu sein, braucht man trotzdem ein gutes analytisches Denkvermögen. Wir nennen das Subfunktionen des tatsächlichen Lebenssachverhaltes unter die Normen, dieses Feeling des Sachverhaltes zum Recht. Und es ist wichtig, ein gewisses Auftreten zu haben. Egal, ob ich nur berate oder vor Gericht auftrete, ich muss Menschen begeistern und einnehmen können. Man braucht ein gewisses schauspielerisches Talent.

Finden Sie diese Begeisterungsfähigkeit auch bei der nachfolgenden Generation?

Merz: Meine Kinder fühlen sich berufen. Wenn ich aber andere junge Menschen betrachte, mit denen ich ja viel zu tun habe, wird das Wort Berufung nicht mehr in dem Sinne interpretiert, wie es mal war. Viele junge Leute arbeiten etwas, um zu arbeiten, aber dass der Beruf eine Herzensangelegenheit ist, glaube ich weniger.

Bilden Sie in Ihrer Kanzlei aus?

Merz: Von der Ausbildung haben wir uns seit vielen Jahren zurückgezogen, weil das Niveau der Auszubildenden massiv nachlässt. Wir haben alles Mögliche getan, aber im Mitarbeiterkollektiv wollte man das nicht mehr. Wir haben dann angefangen, nur noch Abiturienten zu nehmen. Dann habe ich mich immer wieder gefragt, wie die es schaffen, ein Mathematik-Abitur zu absolvieren. 

Bezieht sich der Niveauverlust auf die fachlichen Kenntnisse?

Merz: Bestimmte Dinge kann man lernen und sich weiterbilden. Wir haben festgestellt, dass auch bei den Bewerbern die fachlichen Qualitäten immer mehr nachlassen. Das stellt sich leider nicht immer am Anfang heraus. Für neue Mitarbeiter ist uns auch wichtig, dass sie ins Team passen. Die müssen den ganzen Tag miteinander arbeiten. Da darf keiner egoistische Merkmale haben.

Ist es bei Ihnen innere Motivation oder Pflicht, Ihre Aufgaben gut zu lösen? Merz: Ich habe null Pflichtgefühl. Im Gegenteil. Um mal meine Einstellung zum Beruf zu verdeutlichen: Das ist wie bei einem Notarzt. Ich bin sozusagen ein Notanwalt, das ist für mich das Gleiche. Wenn der Mandant ruft, wenn der Fall ruft, dann bin ich da.

Haben Sie auch eine Notrufnummer?

Merz: Klar! Es ist nicht selten, dass ich sogar nachts angerufen und gefragt werde, ob ich helfen kann. Damit habe ich überhaupt kein Problem. Das ist meine Einstellung zum Beruf. Ich bin zwar schon etwas älter, aber ich mache meinen Beruf jeden Tag mit vollem Elan und mit voller Freude, nie mit Pflichtgefühlen. Ganz ehrlich? Ich brenne heute noch jeden Morgen darauf, in die Kanzlei zu kommen. 

Was haben Sie für Pläne?

Merz: Also ich kann Ihnen sagen, dass ich zwar der Älteste unserer Anwälte bin, aber ich bin immer der progressivste. Das heißt, ich überlege mir immer: Wie geht es weiter? Und nicht nur wie beim Schach einen Schritt, sondern zwei vor und einen zur Seite. Ich bin Fachanwalt im Arbeitsrecht. Wie wir beraten und wie wir mit Kunden umgehen wollen, da wird sich viel verändern. Wir werden hochqualitative Berater sein müssen und andererseits müssen wir das Massengeschäft mit Legaltech abarbeiten, wenn das gewollt ist.

Und was machen Sie persönlich in fünf Jahren?

Merz: In fünf Jahren haben ich die Grenze erreicht, wo man sich zur Ruhe setzt. Aber dass ich das schaffe, glaube ich nicht. Mir macht der Job Spaß. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich als Referent sachsenweit unterwegs bin. Ich will das Recht menschen- und bürgernah vermitteln. Das gelingt mir ganz gut.