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Catherine Deneuve: "Ich bin kein vernünftiger Mensch."
Catherine Deneuve - die kleine Grande Dame in Dresden
"Manchmal kommt es mir so vor, als ob man im Leben immerzu auf eine Koppel geführt wird. Und auch wenn die Zäune weit weg zu sein scheinen, ist man dennoch eingesperrt."
Sie hat in ihrem Leben einige Menschen schockiert. Sie bekam ein Kind von dem verheirateten Marcello Mastroianni, ein zweites ebenfalls von einem Mann, mit dem sie nicht verheiratet war. Sie zog 1961 mit achtzehn Jahren von zuhause aus, weil sie sich in den Regisseur Roger Vadim verliebt hatte. Sie sah gar nicht ein, sich den gesellschaftlichen Zwängen zu unterwerfen. Sie war immer sie, damals wie heute, in Paris wie in Dresden. Wir erlebten eine distanzierte Diva der alten Schule, eine charismatische Dame, die Glanz und Stil nach Dresden brachte. Catherine Deneuve war auf Einladung von Opernballchef Hans-Joachim Frey und seinem Team nach Dresden gekommen, genoss die Stadt, den Service im Kempinski-Hotel Taschenbergpalais, den Opernball und zickte auch ein bisschen, wie eine Diva das darf. Sie war als Botschafterin von Cinema for Peace in Dresden. "Das ist eine Organisation, die verstörende Dinge zeigt, die Einblicke in eine Welt voller Krieg und Folter gibt", erklärt Deveuve. "Es ist zwar nur eine kleine Sache. Aber es soll die Menschen aufwecken und aufrütteln."
Dresden liebte sie vom ersten Moment an. "Ich bin dankbar, dass ich zum ersten Mal hier in Dresden sein kann, zum ersten Mal die berühmte Semperoper sehen durfte." In ihrer langen Karriere hat sie seit den 60er-Jahren in über 100 Filmen mitgespielt und dabei, quasi nebenher, ein neues, selbstbewusstes Frauenbild geprägt. In einem Interview sagte sie dazu: "Als ich anfing, mein eigenes Leben zu leben, hat das damals nicht wenige Leute schockiert".
Das war Anfang der 60er-Jahre. In den 70ern gab es plötzlich viel mehr Freiheiten für die Frauen, in der Sexualität, im Leben überhaupt." Die Mutter von zwei Kindern ist kein Genussmensch. Nur das Rauchen ist eines ihrer Laster und weder eine Erkältung noch schlechtes Wetter könnten sie davon abbringen. Auch zum SemperOpernball sah man sie häufiger im Raucherzelt. "Ach, was das Rauchen betrifft, ist bei mir sowieso Hopfen und Malz verloren", erzählte sie und ergänzte: "Ich bin kein vernünftiger Mensch." Auch mit 70 Jahren ist die Arbeit immer noch ihr größtes Vergnügen. "In all diesen Jahren hatte ich als Schauspielerin die Gelegenheit, Menschen zu treffen, die anderen geholfen haben", schwärmte sie in Dresden. Sie habe allerdings noch nicht gelernt, die Dinge besser anzuschauen und zu genießen. Ja, ihr Leben steht beispielhaft für starke, selbstbewusste Frauen, die auch offen mit Sexualität umgehen. Doch über sich selbst sagt Catherine Deneuve, dass sie sich den Feminismus nie auf die Fahne geschrieben habe. Eher sei ihr Lebensmotto: "Dem tapferen Herzen ist nichts unmöglich." Eine Karriere, für die sie mit dem St. Georgs Orden ausgezeichnet wurde. Hoffentlich konnte sie wenigstens das genießen...
Axel Milberg über Catherine Deneuve
"Ich könnte nie ohne dich leben. Ich könnte es nicht, gehe nicht, ich würde sterben. Ich werde dich verstecken, bewachen, aber mein Geliebter, verlass mich nicht." Diese drei Sätze genügen, um den Schmerz der Liebenden darzustellen, wenn der Krieg sie trennt. Die Worte stammen aus "Die Regenschirme von Cherbourg." (1964) Als 19-Jährige spielt sie in diesem Film, die Geneviève, die gerade erfahren hat, dass ihr Geliebter in den Algerienkrieg ziehen muss. Die nächsten zwei Jahre werden sie sich nicht sehen. Sie fleht. Schmiegt sich an ihn. Ihre Augen sehen ins Leere. Sie atmet, ihre Haut leuchtet seltsam purpur. Ihr Freund Guy will sie trösten, doch ist selbst schwer ums Herz, er will, er muss doch ganz vernünftig klingen. "Ce n'est pas possible, mon amour! Ich muss doch fort!" Es ist ihr dritter Film, doch von nun an kennt man sie. Zwei Jahre später dreht sie in London mit Roman Polanski "Ekel". In ihrer Hand ist diesmal kein Regenschirm, sondern ein Rasiermesser - sehr zum Nachteil eines schwitzenden, lüsternen Vermieters. Es sind ihre ersten großen Momente auf der Leinwand und alles ist schon da. Schönheit und Geheimnis, Hingabe und Gefährlichkeit. Das europäische Publikum staunt und ist hingerissen. Ob sie selbst bereits ahnt, dass sie DIE Schauspielerin Frankreichs und alle anderen an Eleganz und Erfolg überragen wird? Es folgen Arbeiten mit den großen europäischen Regisseuren. Sie ist das Gesicht des französischen Kinos. Sie zeigt ihr Gesicht im politischen und humanitären Kampf. Gegen die Todesstrafe in Amerika, für die Legalisierung der Abtreibung in Frankreich, gegen Waffenhandel, gegen Landminen. Sie ist Mitglied der Waris Dirie Foundation, die gegen die Genitalverstümmelung kämpft, von der 30 Millionen junge Mädchen und Frauen bedroht sind - übrigens nicht nur in Afrika. Sie unterstützt Amnesty International und Cinema for Peace. Sie meint, eine Dame sei eine Frau, zu der man auf schaut.