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Harald Glööckler: Das Doppel-Ö-Imperium
Er kaufte ein Ö und möchte lösen - Pompös!
Die Geschichte über das zweite Ö in seinem Namen ist längst Legende. Harald Glööckler ist ein Phänomen wie es in der deutschen Designergemeinde kein zweites gibt. Von einigen wird er belächelt, doch der Erfolg gibt ihm Recht. Seine Kreationen sind eben nicht auf die oberen Zehntausend beschränkt und das macht ihn so erfolgreich. Doch woher kommt sein Triumph über die Etablierten? Und was hat er mit Ludwig dem XIV gemeinsam? Lesen Sie hier das Portrait eines etwas anderen Designers.
So groß der Erfolg des Stardesigners Harald Glööckler, so kostbar und knapp ist auch dessen Zeit. Eigentlich müsste sein Tag 40 Stunden haben, derart geschäftstüchtig und omnipräsent ist der Designer, dessen Produkte in über 80 Ländern der Welt zu kaufen sind, in der Medienlandschaft. Kaum ein Monat vergeht, in dem nicht die Weltpremiere eines neuen Glööckler-Artikels verkündet wird. Harald Glööckler, so scheint es, ist ein wandelndes Perpetuum mobile, das wie am Fließband laufend neue Ideen produziert. "Ich würde fast alles designen, außer Särge", sagte er einmal. Die Lizenzpartner stehen Schlange, wollen ein Stück abhaben vom zuckergussüberzogenen Kuchen des glööcklerschen Erfolges. Ein Termin mit dem extravaganten Designer ist beinahe so begehrt wie eine Audienz beim Papst. "Wir müssen weit mehr Unternehmen absagen, als wir zusagen können", so Harald Glööckler. Auch Redakteure können bisweilen lange auf einen Empfang des "Meisters" warten, so voll ist sein Terminkalender mit Interview-Anfragen aus aller Welt. Ist der Designer, einmal zu fassen, dann scharen sich die Journalisten und Fotografen wie ein Rudel Wölfe um den vor Charisma sprühenden Medienliebling. Der bleibt stets souverän und höflich, auch wenn über 150 Fotografen "Harald, Harald" brüllen und dabei zu vergessen scheinen, dass der Mann auch einen Nachnamen hat.
„Mit dem Magerwahn der Modeindustrie muss endlich Schluss sein!“
Er ist, ohne Frage, eine der schillerndsten Persönlichkeiten unserer Zeit. Ein Mann, der die Extravaganz und den Glamour liebt, sich selbst gar als Reinkarnation Ludwigs XIV. wähnt. Ein Mann, dem nichts pompös, nichts glanzvoll genug ist. Ein Mann, der unaufhaltsam seinen Weg geht und die Treppen des Ruhmes empor schreitet, bis er ganz oben angekommen ist. Harald Glööckler ist erfolgreich und hat doch so wenig gemein mit dem Modezirkus der Haute-Couture- Designer aus Frankreich oder Italien. Weil er verkauft, was die Massen lieben. Und sich auch leisten können. Mode, Schmuck, Tapeten, Pralinen und Möbel, die für jedermann im Teleshopping, Online-Shop oder im Laden um die Ecke für verhältnismäßig wenig Geld zu haben sind. Darauf baut Glööckler seinen Erfolg, sein glitzerndes Kronen- Imperium auf. "Mode muss bezahlbar sein. Schicke Mode für viel Geld verkaufen kann jeder", ist er überzeugt.
Dass er auch deshalb von der Konkurrenz belächelt wird, tut er mit einem müden Lächeln ab. Auf den Verkauf seiner Haute Couture ist der Modemacher schon lange nicht mehr angewiesen. Teleshopping heißt das Zauberwort zum Erfolg des Herrn Glööckler. Wer an einem einzigen Tag die schwindelerregende Zahl von etwa 30.000 Artikeln über den Shopping-Sender QVC verkauft, kann sich eine gewisse Gelassenheit gegenüber der Konkurrenz erlauben. Besonders Frauen vermag der Designer bei seinen TV-Auftritten in seinen majestätisch umwobenen Bann zu ziehen. Damen jedes Alters himmeln den Designer an, vergöttern ihn gar. "Für mich ist jede Frau eine Prinzessin!", sagt Glööckler, "ganz gleich welcher Konfektionsgröße." Äußerungen Mike Jeffries, Chef von Abercrombie & Fitch, Frauen jenseits der Größe L hätten nichts in deren Kleidung zu suchen, findet Glööckler "unmöglich", bringen ihn geradezu in Rage. Harald Glööckler ist einer der wenigen seiner Zunft, die sich vehement und öffentlich gegen den Magerwahn einsetzen, den die zu Schönheitsidealen hochstilisierten Size-Zero-Models auf den Laufstegen seiner Berufsgenossen zelebrieren. Erst kürzlich feierte seine Übergrößen- Kollektion "Glööckler by Ulla Popken" Weltpremiere auf dem legendären Berliner Kurfürstendamm und findet international in über 300 Filialen reißenden Absatz. Hintergrund für seine hingebungsvolle Arbeit im Dienste der Frauen ist Glööcklers Vergangenheit. Es ist die Geschichte eines kleinen Jungen aus der baden-württembergischen Provinz, der mit ansehen musste, wie der alkoholkranke Vater die geliebte Mutter die Treppe hinunter in den Tod stürzt. Die Geschichte eines Mannes, der dieses schwere Trauma mit viel Kraft und Willensstärke überwindet und seine besondere Begabung mit der Mission verbindet, allen Frauen der Welt, stellvertretend für seine verstorbene Mutter, ein bisschen mehr Glamour und Luxus in ihrem Leben zu ermöglichen. Dem es eben nicht darauf ankommt, ob eine Frau einem medialen Schönheitsideal entspricht. In der pompösen Welt des Harald Glööckler ist jede Frau mondän und sexy, ohne sich dabei in das sprichwörtliche Korsett zwängen zu müssen. Die Süddeutsche Zeitung nannte ihn einst das "personifizierte Neuschwanstein". Dass dies näher liegt, als mancher vermutet, zeigt ein Blick in Glööcklers Privatresidenz in der noblen Berliner Upper Eastside: Auf zwei Etagen und 1.400 Quadratmetern residiert Harald Glööckler in unvergleichlichem Prunk über den Dächern Berlins, direkt an der geschichtsträchtigen Flaniermeile Unter den Linden und mit Blick auf das Brandenburger Tor. Gigantische Kronleuchter, blau, weiß und gold verzierte Barockmöbel, unzählige Gemälde aus eigener Hand und kleine bis ganz große der eigenen Kult- und Kunstfigur gewidmeten Devotionalien zieren jeden Winkel seines Reiches. Im Showroom reihen sich kopflose Puppen, gekleidet in seinen eigenen Haute-Couture- Kreationen aneinander. Ludwig XIV., Inbegriff von Pomp und Prunk, kann auch nicht dicker aufgetragen haben, denkt man sich, und tatsächlich findet sich unter all dem kostbaren Mobiliar und der endlos erscheinenden Fülle an exquisiten Einzelstücken auch ein überlebensgroßes Ölgemälde, das den Hausherren in royaler Pose als ebenjenen Sonnenkönig zeigt. Sein Arbeitszimmer ist ebenso opulent. Ein großer Barockschreibtisch in Schwarz mit echt silbernen Beschlägen steht mitten im Raum. Die Spiegel an den Wänden wetteifern mit einem drei Meter hohen Gemälde, das Harald Glööckler als Armand du Plessis Kardinal Richelieu darstellt. Was von hier aus bewegt wird, geht in die ganze weite Welt. Von hier aus managen Harald Glööckler und sein Lebens- und Geschäftspartner Dieter Schroth, die sich anlässlich ihres 25-jährigen Liebesjubiläums auf dem Wiener Opernball vor laufenden Kameras verlobten, ihr Imperium. Herr Schroth regiert über das Administrative, Herr Glööckler über das Kreative. Sie sind ein Dream-Team, ihre gegenseitige Liebe, ihr Vertrauen und ihre Loyalität machen sie unbesiegbar, so der Stardesigner, sowohl privat als auch geschäftlich.
Der Mensch hinter der Fassade
Harald Glööckler ist ein Faszinosum mit vielen Facetten: Auf der einen Seite die unnahbare Kunstfigur aus einer anderen Zeit, aus einem weit entfernten Universum voll goldverzierter Flügelsessel und neobarocker Engelsfiguren. Auf der anderen Seite ist er so greifbar und menschlich wie kaum ein anderer Prominenter in Deutschland. Sein Credo, nach dem es seine fast schon heilige Aufgabe ist, aus jeder Frau eine Prinzessin zu machen, ist nicht einfach nur ein raffinierter Werbeslogan. Harald Glööckler meint das ernst. Mehr noch, es ist ihm eine Herzensangelegenheit. Enge Freunde Harald Glööcklers wissen längst, dass hinter der blendenden Strassfassade ein Mensch steckt, auf den die meisten Klischees eines abgehobenen Modezaren so gar nicht passen wollen. Harald Glööckler ist viel mehr als das, was der Boulevard über ihn zu wissen behauptet. Denn der Designer, Unternehmer und TV-Star ist bei all seinem Erfolg vor allem ein Mensch geblieben. Ob er sich als PETA-Aktivist für die Rechte von Tieren einsetzt oder sich als Botschafter des Deutschen Kinderhilfswerkes und Schirmherr des Kindernothilfefonds für hilfsbedürftige Kinder engagiert. Harald Glööckler ist nicht der weltfremde Egozentriker, zu dem ihn die Yellow Press gern stilisiert. Das Leben Harald Glööcklers ist eine einmalige Erfolgsgeschichte mit allem, was dazu gehört: Höhen, Tiefen, Durststrecken und letztlich die grandiose Ernte der süßen Erfolgsfrucht. Der Workaholic hat sich seinen Traum vom Doppel-Ö-Imperium erfüllt. Am Ende seiner Reise ist Harald Glööckler, laut eigener Aussage, jedoch noch lange nicht. "Der Tag bräuchte noch ein paar Stunden mehr", lässt sich der Stardesigner zitieren. Er träume zwar von einem Leben in ruhiger Abgeschiedenheit in einer Villa in Südfrankreich, doch bis dahin wird noch viel Wasser den Rhein hinunter fließen. Auch für die nahe Zukunft sind noch einige Highlights aus der glööcklerschen Kreativabteilung zu erwarten. Denn Harald Glööckler ist niemand, der den ganzen Tag Champagner schlürfend und weltentrückt durch sein Atelier tänzelt. Harald Glööckler ist ein Vollblut-Geschäftsmann, der Nägel mit Köpfen macht und ohne Unterlass sein Lebensprojekt nach vorne treibt. Einer, der so erfolgreich und extravagant ist wie Harald Glööckler und zudem nie mit seiner eigenen Meinung hinter dem Berg hält, polarisiert. Klar. Doch selten erlebt man, dass selbst solche, die jemandem wie Harald Glööckler so gar nichts abgewinnen können, nicht umhinkommen, ihm für das, was er erreicht und aus seinem Leben gemacht hat, Respekt zu zollen und ihn dafür zu bewundern.