• 3520 Aufrufe

Charlotte Würdig: „Ich habe die Kontrolle über meinen Kleiderschrank verloren.“

Stets gut gelaunt, alles andere als auf den Mund gefallen - so kennt man TV-Moderatorin Charlotte Würdig. Seit einiger Zeit ist die 36-Jährige Mutter eines Jungen. Was ihr Privatleben angeht, ist die Berlinerin scheu. Wir sprachen trotzdem mit ihr über ihren Kleiderschrank, Abnehmen und Sidos Jogginghosen. 
 

Sie haben Ihren Dachboden zum Kleiderschrank umgebaut. Ein Ort, in dem Sie sich verlaufen könnten, oder? 

Würdig: Total, Mode ist nämlich eines meiner größten Hobbies. In meiner Freizeit versinke ich quasi in meinem Kleiderschrank. Ich bin unheimlich gerne am Sortieren, Aufräumen und Anprobieren. Ich lese normalerweise nicht viele Zeitschriften, aber einige Modemagazine sind für mich Pflichtlektüre, zwei habe ich sogar im Abo. Wenn ich dort ein Outfit entdecke, das mir gefällt, dann stelle ich es mir zu Hause sofort so zusammen. 

 

Das setzt einen gut gefüllten Kleiderschrank voraus.
Würdig:
In der Tat. Darum auch der ausgebaute Dachboden. Als wir in unser Haus gezogen sind, dachten wir: Der Dachboden ist immer nur verlorener Platz, ein Stauraum, wo man die Weihnachts- und Osterdekoration aufbewahrt. Dadurch, dass der Dachboden Schrägen hat, wäre er auch als Fernsehzimmer ungeeignet gewesen. So kamen wir auf die Idee eines begehbaren Dachbodens. Er ist circa 30 Quadratmeter groß. Anfangs gehörten meinem Mann noch 15 Quadratmeter davon, mittlerweile sind es nur noch fünf. Die restlichen 25 Quadratmeter beanspruche ich für mich. Ich empfinde diesen Dachboden als großen Luxus. Oft denke ich mir sogar: Ich bräuchte noch einen zweiten. Es gibt allerdings auch einen zweiten Raum: nämlich den Schmuck- und Accessoires-Raum. 

 

Sie haben letzter Zeit viel abgenommen. Mussten Sie sich danach komplett neu einkleiden?
Würdig:
Ich finde es eigentlich schön, wenn Sachen etwas lockerer sitzen. Aber ich habe auch viel neu gekauft, klar. Wenn man Skinnyjeans trägt, dann sollten die auch eng sitzen, und man sollte sehen, dass die Frau einen Po hat. Insofern habe ich meine Garderobe angepasst. Drei Wochen nach der Schwangerschaft habe ich mit Sport angefangen. Natürlich fühle ich mich jetzt mit 14 Kilo weniger viel wohler – und habe auch mehr Spaß am Shoppen. Eigentlich ein Phänomen, denn viele Frauen haben nach der Schwangerschaft mit den Pfunden zu kämpfen. 

 

Fällt es Ihnen schwer, das Gewicht zu halten?
Würdig:
Man muss wissen, was man will und natürlich auch diszipliniert sein. Fünf Kilo weniger auf der Waage haben wollen und nicht auf Kohlenhydrate verzichten? Das funktioniert nicht. Ich esse durchaus auch Pommes, Nudeln und Burger, aber eben nur selten. Durch mein Training habe ich meine Ernährung umgestellt und weiß, wie mein Körper auf welches Essen reagiert. Das tut mir persönlich sehr gut – und wirkt sich auch positiv auf die Klamotten aus. 

 

Wie sieht Ihre Ernährung aus? No Carbs?
Würdig:
Fakt ist, dass man essen muss um abzunehmen. Aber das Richtige! Und man muss Sport treiben. Ich mache pro Woche zwischen drei- und fünfmal Sport, jeweils für eine halbe Stunde. Wenn ich an den Feiertagen einmal zwei, drei Kilos mehr drauf habe, dann weiß ich genau, wie ich diese Pfunde wieder wegbekomme – und das ohne zu hungern und ständig nur ans Essen zu denken. Ich packe einfach mehr Eiweiß als Kohlenhydrate auf meinen Teller und ein paar Tage später ist alles wieder im Lot. 

 

Viele berufstätige Mütter jammern, dass sie nicht die Zeit für Sport haben...
Würdig:
Ich treibe Sport wenn unser Sohn schläft, denn das Wort Stillhalten versteht er noch nicht. Normalerweise geht ein Kind ja vor den Eltern schlafen, also trainiere ich am Abend sobald er im Bett ist. Oder morgens nachdem ich ihn in die Kita gebracht habe. Ich bin dann schon in Sportklamotten, dann gibt es auch keine Ausrede mehr. 

 

Steht das Baby für Sie an erster Stelle?
Würdig:
Ich mag diese Klassifizierung eigentlich nicht: Platz 1, Platz 2, Platz 3.... Ein Mann steht für Leidenschaft, ein Kind für Fürsorge. Deshalb kann man keine Rangliste aufstellen. Aber wenn ich müsste, dann würde ich natürlich Mann und Kind auf den ersten Platz stellen. Aber der Job und mein Sport kommen gleich danach. Denn ohne diese beiden Dinge wäre ich nicht die Person, die ich für meinen Sohn und meinen Mann bin. 

 

Nur Mama und Hausfrau sein käme für Sie also nicht in Frage? 

Würdig: Es kommt zu gewissen Zeiten in Frage. Wenn ich zum Bei- spiel weiß, dass das nächste Projekt ansteht. Dann kann ich das durchaus genießen. Ich muss allerdings sagen, dass es gar nicht so einfach ist, nach der Geburt eines Kindes wieder in den Job zurückzufinden. Denn die Leute sagen sich: Die ist jetzt Mama. Klar, ich bin Mama, aber ich bin auch noch Mensch. Ich moderiere gerne. Mein Mann passt auf das Kind genauso gut auf wie ich. Wir können uns das wunder- bar aufteilen. Die Papa-Zeit endet, aber die Mama-Zeit nie. Das finde ich schade. Denn es ist doch nichts Fatales daran, dass man als Frau arbeiten möchte - auch wenn man ein Kind hat. Als mein Sohn neun Wochen alt war und ich meinen ersten Job hatte, da wurde durchaus ungläubig geguckt: Wie, Du bist schon wieder am Arbeiten? Ja, was ist schon ein Abend? Meine Schwiegermutter wohnt hier im Haus, eine sehr liebevolle Frau, und meine Mutter würde ebenfalls jederzeit kommen und uns unterstützen. Außerdem haben wir eine Nanny eingearbeitet. Ich finde es schade, dass Frauen so sehr darum kämpfen müssen, wieder zu arbeiten. Vielleicht liegt es daran, dass ich so wenig auf den roten Teppichen zu sehen bin. Da erschrecken sich die Leute, wenn ich auf einmal im Fernsehen bin. 

 

Viele denken vielleicht: ‚Die Frau von Sido muss nicht arbeiten‘... 

Würdig: Wenn man nicht arbeiten muss, dann heißt das ja noch lange nicht, dass man nicht arbeiten will. Ich habe auch davor zehn Jahre lang gearbeitet und mein Geld verdient. Das ist ja nicht auf einmal weg. Und ich bin ja nicht nur die Frau von... 

 

Teilen Sie sich die Kinderbetreuung?
Würdig:
Absolut, komplett sogar. Wir versuchen aber auch, viel Zeit für uns zu haben. Der Kleine geht neuerdings in die Kita. Somit haben wir auch wieder einen Vormittag für uns alleine. Wir gehen dann schön zu zweit essen. Wir fliegen aber auch schon mal für ein Wochenende nach Paris. Man ist jetzt wieder ein Ehepaar, das ist wichtig. Dann freuen wir uns aber auch wieder auf unseren Kleinen. Zum Glück kann mein Mann viel zu Hause sein, das ist ein unbezahlbarer Luxus. Da wächst man sehr, auch als Familie. Wir versuchen es so einzurichten, dass wir immer zusammen reisen. Und das klappt überraschend gut. 

 

Ist weiterer Nachwuchs geplant?
Würdig:
Ich würde sehr gerne weitere Kinder haben. Aber das entscheidet die Natur. Im Moment ist es so, dass viele berufliche Projekte anstehen, insofern lässt man es nicht unbedingt darauf ankommen. Aber es soll auf jeden Fall noch Nachwuchs kommen, klar. 

 

Wie viele Kinder sollen es werden?
Würdig:
Ich hätte gerne drei. Wenn es vier sind, dann ist es auch okay. Wenn es irgendwann zwei sind, dann sind wir auch glücklich. Dass das wenig Schlaf bedeutet, ist mir klar. 

 

Haben Sie sich verändert, seit Sie Mutter sind?
Würdig:
Früher war man natürlich abends öfter unterwegs, ist mit Freunden ausgegangen. Das ist viel weniger geworden. Seit zweieinhalb Jahren bin ich mit meinem Mann zusammen. Ich muss sagen, es wird immer schöner. Es ist kein Schritt, von dem ich sage: Früher war‘s viel schöner. Viele verheiratete Frauen sagen das. Ich kann gut und gerne so weitermachen. 

 

Andrea Vodermayr