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Im Jahr 2010 sind Sie aus dem Familienunternehmen ausgeschieden. Warum? 

Pattis: Weil die Familie sonst irgendwann kaputt gegangen wäre. Unsere Philosophien trifteten auseinander. Man hatte sich immer mehr aufgerieben. Heute ist die Familie wieder sehr zusammengerückt. Dafür bin ich dankbar. Auch langfristig glaube ich, dass die Entscheidung für mich richtig war. Ich habe den Weggang aus dem Familienunternehmen nie bereut. 

 

Was machen Sie seitdem?
Pattis:
Seitdem bin ich im Bereich Event und Consulting tätig. Wir haben im November 2014 in Meißen den kompletten Veranstaltungspart übernommen. Alle Veranstaltungen werden durch uns, also mir und meinem Geschäftspartner Silvio Escher, mit Speisen versorgt. Das fängt bei der kleinen Reisegruppe aus Japan an und geht bis zur Gourmet-Gala in der Schauhalle. 

 

Sie starteten Ihre Karriere im elterlichen Betrieb in einem Restaurant auf dem Weißen Hirsch.
Pattis:
Genau, und nach der Wende orientierten und entwickelten wir uns Richtung Gourmet- Küche. 1994 wurde ich Mitglied der Jeunes Restaurateurs d’Europe, einer Vereinigung junger europäischer Köche. Als erstes Restaurant in den neuen Bundesländern bekamen wir einen Michelin-Stern. Das war für uns der Durchbruch. Drei Jahre später haben wir uns neu orientiert, das kleine Restaurant aufgegeben und das Objekt ausgebaut. So entstand das Romantik-Hotel Pattis. 

 

Warum sind Sie eigentlich Koch geworden?
Pattis:
Da war sicher mein Elternahaus ausschlaggebend. Zwischenzeitlich wollte ich mal Lehrer werden. Jedoch bin ich in der Gastronomie aufgewachsen. Als ich noch im elterlichen Betrieb war, zu DDR-Zeiten, war es zeitweise schwierig. Ich hatte zwischenzeitlich die Lust am Beruf Koch verloren und bin in den Service gegangen. Dies kommt mir heute wieder zugute. Durch die Wende war es dann aber ganz klar festgelegt. Da habe ich den Schritt vollzogen und den Berufsweg des Kochs eingeschlagen. 

 

Wo finden Sie Rückhalt um zu verschnaufen?
Pattis:
Ich bin ein Familienmensch. Ich glaube, jeder braucht seine Auszeiten. Diese finde ich in der Familie, mit meinen Kindern. Sie sind vom Alter her relativ weit auseinander. Der Kleine wird jetzt sieben Jahre. Der Umgang mit ihm macht sehr viel Spaß. Ein richtig tolles Alter. Die Mittlere ist jetzt 15 und macht ihr eigenes Ding. Sie ist schon so erwachsen, dass es mir fast Angst macht. Der Große ist mit seinen sechszehn Jahren auf vielen Veranstaltungen mit dabei. Alle drei sind für mich wichtig, genauso wie meine Lebensgefährtin. 

 

Wird eines Ihrer Kinder in Ihre Fußstapfen treten?
Pattis:
Ich hoffe nicht (lacht)! Ich sage ihnen immer, sie sollen et- was Vernünftiges lernen. Etwas, das ihnen einen familienfreundlichen Arbeitsrhythmus ermöglicht. Mein ältester Sohn hat bereits ein Prak- tikum auf Sylt gemacht, im Söringhof. Ich hatte im Vorfeld dort angerufen und den Koch Johannes King extra gebeten, er solle doch alles unternehmen, damit mein Sohn den Beruf nicht mag. Leider wurde mein Wunsch nicht erfüllt. Mein Sohn hatte das Paradies auf Erden und kam sehr motiviert zurück. Nächstes Jahr wird er noch ein Prak- tikum machen, wo es doch etwas mehr zur Sache geht und schauen wie es ist. Prinzipiell müssen die Kinder selber sehen, wohin es geht. Lebensgefährtin und ich nehmen uns immer wieder vor, mehrere Tage in der Woche zusammen zu verbringen. Das ist nicht immer einfach umzusetzen. 

 

Sind Sie eher der Typ, der in die Oper geht oder doch zum Konzert ins Stadion?
Pattis:
Ganz unterschiedlich. Ich bin sehr emotional, teilweise auch sehr konservativ. Wir gehen in Abständen immer wieder in die Oper. Ansonsten gehe ich auch gern ins Kino, zu den Dresdner Filmnächten am Elbufer zum Beispiel. Ich habe auch die Erfahrung machen wollen, wie es ist, bei einem AC/DC-Konzert zu sein. Ich glaube, das waren ganz tolle Erfahrungen für mich. 

 

Bei Konzerten oder im Kino herrscht eine eher laute Atmosphäre. Wie wichtig ist Ihnen die Atmosphäre beim Essen?
Pattis:
Das Umfeld ist ein ganz wichtiger Aspekt. Es kommt immer darauf an, mit wem ich unterwegs bin. Ist es ein Geschäftstermin, wo ich das Essen ganz anders wahrnehme und auch als Koch ganz anders abstimmen muss oder ob ich mit meiner Frau Abends einfach ein tolles Menü genieße. 

 

Wie gehen Sie mit Niederlagen um?
Pattis:
Aus jeder Veranstaltung ziehen wir sowohl positive, wie negative Erkenntnisse und arbeiten daran, die negativen Aspekte beim nächsten Mal abzustellen. Im Event-Bereich wird man nie sagen können, dass es absolut einwandfrei abgelaufen ist. Es gibt etliche Faktoren, von denen man abhängig ist, sei es das Wetter, die Mitarbeiter oder die Gäste. 

 

Sind Sie ein optimistischer Mensch?
Pattis:
Ja, das Glas ist immer halb voll, nie halb leer. 

 

Gibt es etwas, das sie inspiriert?
Pattis:
Es gibt natürlich Trendsetter, an denen man sich orientiert. Es geht nicht nur darum, zu kopieren, sondern einfach für sich Sachen herauszunehmen die man gut findet und die man ausprobieren möchte. 

 

Welche Restaurants in Dresden können Sie empfehlen?
Pattis:
Es gibt sehr viele kleine, tolle Restaurants in der Neustadt, wie das Villandry NO.10 und das Lila Sosse. Auch das Caroussel im Bülow Palais oder das Kastenmeiers zählen zu den absoluten Spitzenrestaurants. 

 

Wenn Ihr ältester Sohn sich doch für das Kochen entscheidet, wären Sie froh darüber?
Pattis:
Wenn er den Beruf auch lebt, dann natürlich. Ich würde auf jeden Fall wollen, dass er die Ausbildung nicht bei mir, sondern bei einem guten Kollegen von mir macht. Ich würde alles dafür tun, damit er die beste Schule bekommt. Er kann sich meiner Unterstützung sicher sein. 

 

Ihre Familie lebt bereits seit vielen Jahren in Dresden. Hatten Sie nie den Wunsch, weg zu gehen?
Pattis:
In der ganzen Neufindungsphase, damals, als ich aus dem Familienunternehmen ausgetreten bin, sind viele Menschen auf mich zugekommen und schlugen mir einen Ortswechsel, in Verbindung mit einem Restaurant, vor. Leipzig war so ein Thema. Wir sind hier in Dresden zu sehr verwurzelt. Ich denke unser Name steht auch für Dresden. Wir fühlen uns hier wohl und werden auch bleiben. 

 

Haben Sie Hobbys?
Pattis:
Nichts Kontinuierliches – Ich brauche die Zeit für meine Familie und Freunde. Freunde sind mir sehr wichtig. Klare treibe ich Sport, laufe gerne und spiele Squash. Allerdings nicht regelmäßig, da machen mir die vielen Termine einen Strich durch die Rechnung. Meine 

 

Haben Sie sich Ziele für die nächsten Jahre gesetzt?
Pattis:
Ich möchte das Thema Consulting noch weiter ausbauen. Es wird aber auch das kleine Restaurant wieder geben. Wie die Philosophie sein wird, wie es ausgerichtet wird, das steht noch nicht ganz fest. Es wird auf jeden Fall moderner, unkomplizierter, mit einem Fokus auf gute Produkte, Essen und Preis-Leistungsverhältnis. Es wird auf keinen Fall ein konservatives Gourmet-Restaurant. Wir haben keinen zeitlichen Druck. Im Moment sind wir sehr zufrieden, wie es gerade läuft. Ob das Restaurant jetzt in den nächsten Jahren eröffnet, ist für uns nicht entscheidend. Aber es wird kommen. 

 

Ist das neue Restaurant eine Sehnsucht von Ihnen?
Pattis:
Ja, man möchte ja immer das, was man gerade nicht hat. Ich möchte wieder mehr Kon- tinuität und Planungssicherheit. Mit Menschen arbeiten, auf die ich mich verlassen kann, wo jeder weiß, wie der andere tickt – das ist mir wichtig. Im Endeffekt bin ich nur so gut wie meine Mitarbeiter.