• Dezember 13, 2023
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Eine Kreuzfahrt mit der S.S. Joie de Vivre

Wie es Uniworld Cruises schaffte, uns komplett zu überraschen – mit dem schönsten Ambiente, der nettesten Crew und dem besten Essen auf Europas Flüssen. Lesen Sie unsere Reportage über die Luxus-Kreuzfahrt auf der Seine von Paris in die Normandie mit der S.S. Joie de Vivre.

Unser TGV endet nach vier Stunden Fahrt von Frankfurt am Gare de l´Est in Paris. Die Sonne scheint. Aufgeregte Franzosen rennen an uns vorbei. Das rege Treiben reißt uns mit bis zum Ausgang – endlich sind wir da. Paris. Sowohl die Taxi-Fahrer als auch die wartenden Reisenden schreien sich mit schön klingenden Wörtern an. Wir sitzen endlich im Taxi, doch den richtigen Anleger finden wird nicht auf Anhieb. Wo steckt dieses Schiff? Letztendlich finden wir es über das aktuelle Satelliten-Navi auf unserem Handy. Es ist nur sieben Kilometer vom angegebenen Anlegepunkt entfernt, war aber durch Baustelle und Böschung nicht zu sehen gewesen. 

Unser Schiff ist die 125 Meter lange S.S. Joie de Vivre der Reederei Uniworld Cruises. Bis zu 128 Gäste und 54 Crew-Mitglieder haben hier Platz. Wow! Was für ein edles Schiff! Jedes Flussschiff von Uniworld Cruises ist ein schwimmendes Luxushotel. Die Uniworld Boutique River Cruise Collection ist ein Schwesternunternehmen, der Fünf-Sterne-Red Carnation Hotel Collection. Jedes Schiff ist von den Flüssen inspiriert, auf denen es kreuzt. Mit maßgeschneiderten Stoffen, ausgewählten Originalkunstwerken, prächtigen Möbeln und Antiquitäten wurde jedes Element bis ins kleinste Detail sorgfältig durchdacht.

Wir betreten das Schiff und sind sprachlos. Die S.S. Joie de Vivre ist hochwertig eingerichtet: vergoldete Geländer, dunkelbraune Möbel und ein goldener Kronleuchter, der über zwei Etagen das Foyer in stilvolles Licht taucht. Inhaberin Bea Tollmann hat alle Kreuzfahrtschiffe so gestalten lassen, dass sie zum Reiseziel passen. Für die Joie de Vivre heißt das: Eine von Paris und Frankreich inspirierte Innenausstattung.

Zwei nette Crew-Mitglieder begrüßen uns mit einem strahlenden Lächeln und der Stress der Anreise ist vergessen. Zur Begrüßung gibt es ein erfrischendes Getränk und warme Tücher für die Hände. Wir mögen es, wenn die Crew uns zu spüren gibt, dass sie sich jedes Mal freuen, wenn wir wieder an Bord kommen. Was für ein liebevoller Empfang! Die erste Aufregung hat sich schnell gelegt. Als wir unsere schicke Kabine beziehen und den ersten Champagner im Salon Toulouse trinken (alles inklusive), sind wir wieder freudig gestimmt. Die Reise kann starten.

Während der Begrüßung im Salon Toulouse fährt das Kreuzfahrtschiff Richtung Innenstadt und – perfekt inszeniert – mit einem Glas Champagner in der Hand, werden wir Passagiere an Deck geschickt, um bei herrlichem Sonnenschein die Ausfahrt zu genießen. Es ist jedes Mal beeindruckend, wie die Kapitäne die Flussschiffe durch kleine Schleusen, als auch durch enge Kurven manövrieren, wie hier auf der Seine. 

Eigentlich fährt unser Flusskreuzfahrtschiff vom Liegeplatz aus nicht durch die Stadt Paris. Aber unser wunderbarer Kapitän macht es möglich. Wir bestaunen den Eiffelturm und die Freiheitsstatue. Die Freiheitsstatue in Paris? Klar! Die ist zugegebenermaßen sehr viel kleiner als das Original in New York. In Paris gibt es sogar fünf solcher Statuen. Diese hier steht auf der Île de Cygnes. Sie schaut nach Westen Richtung Atlantik zu ihrer großen Schwester in New York. Die amerikanischen Gäste sind begeistert und wir auch. Wie nett vom Kapitän der S.S. Joie de Vivre, uns dieses Erlebnis ermöglicht zu haben. Später lernen wir ihn persönlich kennen. Selten haben wir einen so lustigen und sympathischen Kapitän erlebt. Er, ein echter Franzose, begrüßt seine Passagiere auf Englisch. Das hat Charme mit diesem französischen Akzent. Herrlich! Er ist so, wie ein guter Kapitän sein muss: Ein umgänglicher Gastgeber, aber eben auch ein erfahrener Nautiker, der seine Crew im Griff hat.

An diesem Abend essen wir das erste Mal im Restaurant Pigalle, dem Hauptrestaurant des Schiffes. Das Menü bietet eine abwechslungsreiche Auswahl. Schon beim Lesen der Speisen läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Wir haben keine Ahnung was wir bestellen sollen. Alles klingt gut. Das Menü wechselt jeden Abend, für Vegetarier und Veganer bereitet die Küche ein separates Menü vor. Auch das wechselt täglich. Am liebsten würden wir alles essen – die Karte von oben nach unten. Das Essen ist eins der herausragenden Themen bei Uniworld Cruises und hier auf der S.S. Joie de Vivre ist es besonders gut. Wir unterhalten uns oft und gern mit dem Chefkoch, auch ein Franzose, der lange in München gekocht hat: „Wir bei Uniworld bieten kulinarische Exzellenz“, sagt er. „Für uns ist Kochen eine Kunstform, eine sehr köstliche Kunstform.“ Man soll die Spezialitäten der Regionen auf dem Teller finden, durch die man reist. Die Liebe zu gutem Essen merken wir sofort. Es schmeckt nicht nur gut, es sieht auch gut aus. Schon die Vorspeisen überzeugen uns. Selbst ein einfacher Salat ist hier wie ein kleines Kunstwerk angerichtet. Service und Ambiente lassen uns die Außenwelt vergessen und voll und ganz abtauchen in den Luxus und trotzdem die Leichtigkeit, die uns die S.S. Joie de Vivre bietet. Zweimal am Tag genießen wir dieses wunderbare Essen (mittags meist als Buffet). Kaum ist man satt, hofft man, bald wieder hungrig zu sein. 

Komplett satt und glücklich gehen wir auf unsere Kabine. Eine Kabine, die zum Verweilen einlädt. Gemütlich, edel und trotzdem mit modernen Elementen. Hier ist der Fernseher in den großen Spiegel integriert. Das Bett ist gemütlich und für die Bettwäsche sind teure Stoffe verwendet worden wie überall auf dem Flusskreuzfahrtschiff. Sehr edle Materialien, exklusiv, stilvoll, teuer – aber trotzdem sehr entspannend. Selbstverständlich gibt es jeden Tag frisches Wasser auf die Kabine. Jeden Abend liegen kleine Geschenke auf dem Bett: Fächer, kleine Kochbücher, Kofferanhänger… Filme kann man kostenlos schauen - Klassiker und Blockbuster, aber auch sehr, sehr alte Schwarz-Weiß-Filme sind dabei wie „Frühstück bei Tiffany“ oder „Casablanca“. Es fällt uns schwer, zu entscheiden, ob wir am nächtlichen Bordleben teilnehmen oder doch lieber gemütlich Filme schauen wollen. Wir entscheiden uns heute für die Aktivitäten an Bord und sitzen mit den anderen Gästen im Salon Toulouse. Jeden Abend gibt es verschiedene Künstler, die mit Gesang und Musik ihr Können zum Besten geben und uns mit Klassikern wie „La vie en rose“ von Édith Piaf noch mehr in Frankreich-Stimmung bringen. Auch alte Klassiker und internationale Songs bringen Schwung in den Abend. Irgendwann sind alle am Tanzen. Auch wir werden von einem netten amerikanischen Ehepaar aufgefordert und tanzen im Kreis zu „We are family“. Mit Scott und Pam haben wir für morgen einen Ausflug in Monets Garten gebucht. Wir sind gespannt und fallen vor Begeisterung müde in die sehr bequemen Laken. 

Wenn man die Nacht auf dem Flusskreuzfahrtschiff gefeiert hat, ist man am nächsten Tag ganz schön müde. Das Frühstück ist schon vorbei, aber das ist kein Problem. Wir bekommen einen Latte Macchiato auf der S.S. Joie de Vivre. Selbstverständlich ist das hier ohne Aufpreis möglich. Unser Schiff liegt in Vernon, einer kleinen Stadt in der Normandie mit 23.797 Einwohnern. Es ist leichtes Nieselwetter und schwarze Gewitterwolken stehen am Himmel. Von Vernon aus nehmen wir einen Bus nach Giverny, um das Haus und die Gärten von Claude Monet zu besuchen. Auch dieser Ausflug ist bei der Reise mit Uniworld Cruises inkludiert. Wie schön! Man kann aus vielen, wirklich hochwertigen Ausflügen auswählen. Manche sind ein paar Stunden, manche halbtags und manche dauern einen ganzen Tag. Der Ausflug nach Giverny dauert vier Stunden und beinhaltet Transfers, Eintritte und Reiseleitung bzw. Führungen. Alles ist auf Englisch, wie übrigens auch an Bord. Uniworld Cruises ist eine amerikanische Firma und außer uns sind nur Amerikaner an Bord. Es ist also verständlich, dass keine andere Sprache gesprochen wird. Das ist auch nicht nötig. Im Gegenteil. Für uns ist es eher erholsam, kein Deutsch zu sprechen. So bleibt der Alltag komplett in Deutschland und wir fühlen uns mehr wie auf Reisen. 

Das Haus von Claude Monet ist ein inspirierender Platz. Hier könnte man wunderbar kreativ arbeiten. Ich mag solche Orte. Das besondere Licht, die magische Atmosphäre. Es erinnert mich ein ganz kleines bisschen an das Gefühl, das ich auf den Osterinseln oder in Stonehenge hatte. Mystisch. Magisch.

Der Maler Claude Monet machte das kleine Dorf am rechten Ufer der Seine mit seinen Gemälden weltberühmt. Er lebte hier von 1883 bis zu seinem Tod im Jahre 1926. Hier ließ der Meister sich zu seinen bekanntesten Werken inspirieren. Seinerzeit zog es viele andere Künstlerkollegen aus aller Welt in die Normandie. Sie begründeten den Ruf des Ortes als Zentrum der Malerei.

Wir fühlen uns richtig wohl und die Gästeführerin ist sehr lustig. Sie erzählt über das verworrene Liebesleben des Impressionisten und wer hier so mit wem…. Nach dem Haus besuchen wir noch das „Musée des Impressionismes“, ein Pilgerort für Kulturinteressierte. Wir kaufen ein paar fabelhafte Drucke von Monets Meisterwerke. 

Hungrig kehren wir auf die S.S. Joie de Vivre zurück. Mittag essen wir heute mal in dem zweiten Restaurant an Bord. Im Le Bistro gibt es eine kleine Karte und man sitzt an runden Tischen. Das Restaurant ist wie ein kleines Straßencafé im Pariser Stil eingerichtet. Sehr schick, sehr typisch, sehr besonders. Hier serviert der Chef klassische französische Küche. Die Besonderheit: Le Bistrot ist mit geöffneten Fenstern wie ein Open-Air-Lokal gestaltet. Was für eine coole Idee! So kann man den Rundumblick auf die Seine genießen. Auch das Essen schmeckt wieder mal hervorragend. Besonders lecker: das Lachsfilet und der Cesar Salad.

Der nächste Halt führt uns nach Rouen, in die Hauptstadt der Normandie. Heute gehen wir zu Fuß los und schlendern durch schöne französische Straßen, kaufen in kleinen Boutiquen und besichtigen die gotische Kirche Saint-Ouen und Notre Dame, deren Türme wir schon vom Deck unseres Flusskreuzfahrtschiffes gesehen hatten. Auch diese Kathedrale verewigte Claude Monet in seinen Gemälden. 

Wir freuen uns schon den ganzen Tag auf unser Nachmittags-Programm an Bord der S.S. Joie de Vivre. Der Hotelmanager und der Butler sind bei den Vorbereitungen für einen besonderen Empfang. Ja, es gibt einen Butler Service auf den Uniworld - Schiffen. Wenn man eine der Suiten bucht, steht einem als Gast ein Butler zur Seite. Die sogenannten „In Suite Butler“ werden nach den gleichen Qualitätsstandards ausgebildet, die der Buckingham Palace verlangt, und unter der Anleitung von Zita Langenstein an der Ivor Spencer Butler School in England ausgebildet. Jeder ist zu 100 Prozent Butler und übernimmt keine Nebenbeschäftigungen in anderen Rollen, sodass er oder sie sich voll und ganz auf den Gast konzentrieren kann. Wir sitzen also mit unseren Freunden Scott und Pam an Deck, genießen die Ausfahrt aus Rouen, quatschen über Gott und die Welt, Politik und Familie. Dazu bekommen wir von unserem charmanten Butler für heute reichlich Champagner eingeschenkt, nachdem dieser die Flasche mit einem Schwert geöffnet hatte. Dazu essen wir Schokoladenkuchen. So lässt es sich leben und das Leben genießen!

 

Von Caudebec-en-Caux (Stopp an Tag vier) können die Passagiere der S.S. Joie de Vivre Ausflüge nach Honfleur und Étretat buchen. Wir beschließen, an Bord zu bleiben, um das Spa zu erkunden. Ja, auf diesem Flusskreuzfahrtschiff gibt es einen Spa- und Pool-Bereich. Meiner Meinung nach einer der schönsten. Ein wirklich großer und „schwimmbarer“ Pool (er hat eine Gegenstromanlage) ist hinten auf dem Victor Hugo - Deck zu finden. Was für eine Raffinesse: Dieser Pool kann auf Knopfdruck verschwinden und so verwandelt sich der Raum am Abend in eine Cubbar: Claude´s. Es gibt auch Massage - Räume und ein Fitness-Studio. Wir sind fast die einzigen an Bord und haben den Pool für uns. Entspannt genießen wir ein paar Cocktails und bestellen Obst und Lachssandwiches. Hier kann man wirklich Körper, Geist und Seele verwöhnen lassen. Wir haben im Angebot des Wellnesscenters gelesen, dass es eine Reihe von Behandlungen gibt, sogar Yoga. 

Am Abend, nach ausgiebigem Dinner, wollen wir die Magie mit eigenen Augen sehen. Der Wellness-Club L‘Esprit wird in Claude‘s verwandelt, eine pulsierende Bar und Unterhaltungslocation. Die schillernde und glamouröse Atmosphäre des Claudes ist der perfekte Ort, um lokale Musik zu hören, einzigartige Cocktails zu genießen oder an ausgewählten Abenden in einem intimen Kino einen klassischen französischen Film anzusehen. 

Erneut kommen wir an Rouen vorbei. Diesmal liegt der Schwerpunkt des Halts auf den Stränden der Normandie. Ein Ausflug, den man sich nicht entgehen lassen sollte. Am Abend testen wir das Kino. Nichts lässt erahnen, dass hier vor wenigen Minuten noch ein Pool war. Auf Knopfdruck schiebt sich eine dicke Platte automatisch über den Pool, dann sehen wir viele fleißige Crew-Mitglieder schrubben und putzen. 

Anschließend wird der Raum mit neuen Möbeln, Barstühlen und Tischen ausgestattet. Für uns stellen sie Sessel und Tischlein parat und der Kino-Abend kann starten. Wir können uns in die Sessel setzen oder auf die Liegen platzieren, bekommen auf Wunsch Popcorn und jedes Getränk, das wir uns wünschen. Von der Marken-Cola über den besten Whisky, Bier, alle möglichen Cocktails. Es darf auch Champagner sein - alles ohne Aufpreis. So kann man sich entspannen, verwöhnen lassen und bei der Film-Auswahl kann man auch noch mitreden. Perfekt! Und man muss immer noch dran denken: Es ist ein Flusskreuzfahrtschiff, die S.S. Joie de Vivre.

Am vorletzten Tag unserer Reise legen wir in Mantes-la-jolie an. Von hier aus fahren wir nach Versailles. Klar waren wir schon ein paar Mal hier, aber es ist immer wieder beeindruckend. Bereits im Reisebus wird uns von der Reiseleiterin die Geschichten von Ludwig dem 14., dem 16. und seiner Frau Marie Antoinette erzählt. Unsere kleine Reisegruppe darf an der Warteschlange vorbei gehen. Uniworld eben! Da fühlt man sich selbst wie ein kleiner König oder eine Königin. Froh über die Tatsache, den Menschenmassen entkommen zu sein, besichtigen wir die privaten Räume der Königsfamilien, die hier lebten. Wir sind begeistert und hören unserer Reiseleiterin gespannt zu. Anschließend gehen wir natürlich in den Spiegelsaal und die Gärten Versailles. Völlig platt und müde fahren wir zurück in unser neues zu Hause. Ja, so kann man das sagen. Die S.S. Joie de Vivre ist mehr geworden als nur ein Kreuzfahrtschiff, welches uns von A nach B bringt. Wir kennen die Passagiere und die Crew. Und jeder kennt uns beim Namen. Wir verstehen uns alle und sitzen lachend gemeinsam beim Essen oder an Deck, bei einem Film oder beim Aperitif im Salon. Schmerzlich wird uns bewusst, dass diese Reise, die uns in die Normandie brachte, aber in eine Welt voller Luxus und Wohlbefinden entführte, bald zu Ende geht. Wir liegen noch einen Tag in Paris, kosten alles nochmal richtig aus und dann heißt es Lebewohl. Hoffentlich nicht für immer, sondern bis bald.

Die S.S. Joie de Vivre hat uns mehr als überrascht. Uns war nicht bewusst, was auf der doch recht kleinen Fläche eines Flussschiffes geboten werden kann. Die Möglichkeiten an Bord waren abwechslungsreich, das Essen ein purer Genuss, die Menschen (Gäste und Crew) eine Bereicherung, die musikalische Unterhaltung passend und das Interior Design sucht seinesgleichen. Wir haben viele Flusskreuzfahrten hinter uns. Das war die Schönste. Wir kommen auf jeden Fall bald wieder!