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Vom Kellner zum Chef
Interview mit Guido Zöllick, General Manager des Hotel „Neptun“
Was bedeutet Ihnen Warnemünde und das Neptun?
Guido Zöllick: Tatsächlich ist beides meine Heimat. Ich bin hier geboren und habe im Hotel meine Ausbildung gemacht. Ich kenne das Neptun seit 30 Jahren. Ich fühle mich hier zu Hause und unheimlich wohl. Es ist mein Rückzugsort. Ich muss gestehen, dass das sowohl für das Neptun als auch für Warnemünde gilt.
Hätten Sie sich als Auszubildender je träumen lassen, einen Tages Chef im Neptun zu sein?
Guido Zöllick: Ich hatte in der Tat immer das Ziel, Hoteldirektor zu werden. Ich habe aber nie über das Wo nachgedacht. Ich musste erst herausfinden, welche Art von Hotellerie mir mehr liegt. In einem Businesshotel in einer Metropole hat man kaum Kontakt zu den Gästen, das ist ein völlig anderes Geschäft. Die Urlaubshotellerie ist viel intensiver. Als es im Neptun eine freie Stelle gab, war mein Ehrgeiz geweckt.
Wie sieht der typische Tagesablauf des Hoteldirektors im Neptun aus?
Guido Zöllick: Los geht es für mich gegen 8 Uhr. Mein Sekretariat informiert mich über alles, was während der Nacht angefallen ist und die Termine werden abgestimmt. Kurz vor 11 Uhr gibt es immer eine große Tagesbesprechung mit allen Abteilungsleitern. Danach folgen für mich im Stundentakt weitere Termine. Zwischen 17 und 19 Uhr gehe ich durchs Haus. Danach stehen dann oft Abendveranstaltungen an.
Wie kann man sich die Direktorenrunde durch´s Haus vorstellen?
Guido Zöllick: Ich suche den Kontakt zu den Mitarbeitern. Es geht darum, Präsenz zu zeigen und ansprechbar zu sein, nicht um Kontrolle. Dafür ist der Chef vom Dienst verantwortlich.
Was macht das Hotel Neptun besonders?
Guido Zöllick: Das ist natürlich unsere direkte Strandlage. Man hat in allen Zimmern Meerblick. Außerdem gibt es bei uns alles unter einem Dach. Wellness, Fitness, Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten – alles können unsere Gäste bequem im Haus nutzen.
Welcher Rolle spielt der Standort Warnemünde?
Guido Zöllick: Das Meer und der Strand, die maritime Atmosphäre unser Ostseebades sind wichtige Bestandteile für den Aufenthalt unserer Gäste. Darüber hinaus bietet sich die kuschelige Atmosphäre in Warnemünde für eine Flucht aus den Großstädten an. Das wichtigste Einzugsgebiet ist für uns deshalb Berlin, gefolgt von Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Ein Nachteil ist, dass Warnemünde nicht sehr zentral liegt. Von den südlichen Regionen Deutschlands wird die Anreise relativ lang.
Das Wellnessangebot wird für Hotels immer wichtiger, besonders in den Wintermonaten. Was hat Ihr Hotel in diesem Bereich zu bieten?
Guido Zöllick: Wir bieten nicht nur das typische Wellnessprogramm. Unser Schwerpunkt ist Thalasso. Darauf sind viele Angebote unseres Hauses ausgerichtet. Das beginnt in der Gastronomie und geht bis zum Spa-Bereich. Dieses Angebot macht uns einzigartig und ist durch unsere unmittelbare Lage am Meer auch schwer zu kopieren. Außerdem legen wir viel Wert auf aktive Erholung. Wir haben nicht nur einen großen Fitnessbereich, sondern bieten auch Aktivitäten am Strand.
Auf welche Zielgruppe ist das Hotel Neptun ausgerichtet?
Guido Zöllick: Durch unsere Größe können wir ein breites Spektrum abdecken. Unser Hauptklientel ist zwischen 45 und 65 Jahre. Das sind meist Paare ohne Kinder, die eine Auszeit vom Alltag suchen. In den Sommermonaten haben wir viele Familien bei uns. Ein wichtiges Standbein für unser Hotel sind aber auch Gäste, die Tagungen und Konferenzen besuchen. Allein mit Urlaubern erreichen wir nicht die Auslastung, die wir benötigen.
Wie wichtig ist Ihnen der persönliche Kontakt zu den Gästen?
Guido Zöllick: Unser Haus ist so strukturiert, dass wir viele Stammgäste haben. Rund 40 Prozent sind zum wiederholten Mal da. Da bauen sich natürlich persönliche Kontakte auf. Manche Gäste begleite ich seit fast zehn Jahren. Die Gäste binden mich ein.Ich erfahre schöne und manchmal auch traurige Dinge aus ihrem Leben. Manche Stammgäste rufe ich auch an und gratuliere persönlich zur Silberhochzeit oder zum Geburtstag. Das unterscheidet uns von einem Großstadthotel. Aber auch von vielen Ferienhotels, selbst wenn man das bei unserer Größe nicht erwarten würde.
Können Sie sich an ein besonderes Erlebnis mit Stammgästen erinnern?
Guido Zöllick: Ein Gästepaar hatte am gleichen Tag Geburtstag und hat mich zu ihrem 150igsten Geburtstag eingeladen. Ich bin tatsächlich hin gefahren und wurde wie ein Verwandter in die Familie aufgenommen. Natürlich muss man Privates und Berufliches trennen. Hin und wieder lässt sich aber auch beides wunderschön verbinden und schafft gemeinsame Erlebnisse. Auch das macht meinen Beruf so großartig.