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Die Dresdner Designer- schmiede

Luigi Colani, Rolf Benz, Gaudi oder Ferdinand Porsche. Diese Namen stehen für Glamour, Luxus, Innovation und kreative Idee. Sie designen die stilvollsten Möbel, die futuristischen Trucks und atemberaubende Wohngelegenheiten. Unglaublich, aber wahr: In Dresden gibt es eine international anerkannte Designerschule, wo die Colanis von morgen ausgebildet werden.

Mit Erfolg: Sogar IKEA-Chefdesigner Lars Engmann ist so begeistert vom Dresdner Designer-Nachwuchs, dass er gleich zwei Studenten der kreativen Nachwuchselite nach Schweden in das Headquarter des Möbelgiganten einlud. „Es ist beeindruckend, welche innovative Power in den jungen Menschen aus Sachsen steckt“, freut sich Peter Takacs, Geschäftsführer der IKEA-Stiftung. „Die Produktgestalter der Dresdner HTW spielen auf jeden Fall eine führende Rolle in der Branche.“ Ob ein Auto mit Brennstoffzellentechnologie, transportablen Dachboxen für Angelzubehör oder mobile Gartenlauben ohne Wände – die Dresdner Studenten sind kreativ. Kein Wunder, dass große internationale Unternehmen Interesse an den Produktdesigns aus Dresden angemeldet haben. Thule, GFM und andere sind im Gespräch. „Pro Jahrgang bilden wir rund zwanzig Produktgestalter aus. Die Studenten sind sich ihrer Chance bewusst, die sie durch unsere Ausbildung bekommen“, so Prof. Bernd Neander. „Die meisten Absolventen sind heute in führenden Agenturen weltweit beschäftigt.“ Design made in Dresden – überzeugen Sie sich selbst!

Wir stellen Ihnen einige Arbeiten vor:  

 

Concept-Car

„Cito“ ist die lateinische Bezeichnung für „antreiben“, Cito ist das Ergebnis der Arbeit von Christoph Ortmann.

Basis ist die Anwendung der Brennstoffzellentechnologie als Antrieb in einem Auto, mit dem Potenzial, eines Tages den Verbrennungsmotor abzulösen. Der Cito wurde als Studie konzipiert, um einen Ausblick auf ein mögliches Serienfahrzeug in etwa fünf Jahren zu geben. Ergänzend zu der Antriebstechnologie finden Innovationen wie „Drive by Wire“, LED-Lichttechnik, Rückfahrkameras, sowie das Bayer-Polycarbonat Makrolon, ein besonders leichtes Kunststoffglas, ihren Platz in diesem Conceptcar. Mit einer Länge von 2,80 Metern ist der Wagen für den urbanen Raum konzipiert. Im städtischen Verkehr überwiegen die Vorteile besonders in den Bereichen Verbrauch und Emission. Weiter verfügt der Cito über einen guten Wirkungsgrad im Teillastbereich und ist nahezu geräuschlos, was dieses Conceptcar zu einem perfekten Partner in der Stadt werden lässt. Für den Nutzer eröffnen sich durch abgestimmte Detaillösungen noch weitere Individualisierungsmöglichkeiten.

Der 25-jährige Christoph Ortmann ist gebürtiger Eisenacher. Nach seiner Lehre als Einzelhandelskaufmann arbeitete er ein Jahr lang als Maler und Lackierer, bevor ihn sein Studium im September 2002 nach Dresden verschlug. Seine Ziele sind dabei klar gesteckt: Die Branche ist ihm nicht so wichtig, sondern das Projekt. Nur „hübsch“ machen ist nicht sein Ding. Er will in die Konzeption eingebunden sein, um wirklich innovativ zu werden.

Kontakt: ch.ortmann@gmx.de

Nie wieder verlaufen

Ein Wegeleitsystem für die neue Bibliothek der Hochschule war die Aufgabe. Nach der Grund-idee zur Umsetzung brauchte Katja nicht lange zu suchen: „Das Buch als kleinste Raummenge in einer Bibliothek“. Der Titel des Buches verweist auf dessen Inhalt. Hinter dem Deckel verbirgt sich ein neuer Raum in visueller und geistiger Hinsicht. Katjas Wegeleitsystem nimmt dieses Prinzip auf. Türen, Durchgänge und Regale weisen mit einer klaren Typografie auf nachfolgende „Raummengen“ hin. „Eine Bibliothek ist zum Lesen da“, dachte sie sich und hat deshalb bewusst auf Pfeile, Piktogramme und Bildzeichen verzichtet. Somit ist das Wegeleitsystem rein typografisch. Um ein noch klareres Erscheinungsbild zu bekommen, sind alle Raum- und Bereichszeichnungen ausschließlich in deutscher Sprache gehalten. Die Beschriftungen werden aus matten, dunkelgrauen Klebefolien ausgeschnitten und direkt auf die Türen, Türelemente und Regale angebracht. Eine komplett einheitliche Schriftart und die Anordnung linksbündig verleihen der Bibliothek ein eigenständiges Erscheinungsbild.

Als Katja Friedemann 1999 ihr Abitur am Franziskaneum Meißen ablegte, wusste sie noch nicht, wohin es sie einmal verschlagen würde. Aber etwas in Richtung Design sollte es auf jeden Fall werden. Also lernte sie zunächst Gestaltungstechnische Assistentin, Richtung Grafik. Nach zwei Semestern Elektrotechnik und der Erkenntnis „das war nicht mein Ding“, kam sie schließlich zum Fachbereich Gestaltung an der HTW. „Erfahrungen sammeln und hoffen, dass mein Wegeleitsystem in die Praxis umgesetzt wird“, so beschreibt sie ihre Zukunftspläne.

Kontakt: katja.friedemann@gmx.net

Junges Leben in der Gartensparte

Fishingbox - Angeln mit Komfort

Die Firma Thule, führend am Markt in Sachen Dachträgersysteme, hatte eine Anfrage erhalten, ob sich Angelsport und Trägersysteme verbinden lassen. Maxi und Severine waren davon überzeugt und setzten es in die Tat um. Das Besondere am Modell der zwei Mädels ist die neu gewonnene Mobilität des Systems, die es vorher so nicht gab. Denn nicht mehr länger ist die Box auf die Fahrt mit dem Auto beschränkt. Verschiedene Tragevarianten ermöglichen eine individuelle Nutzung. Eine Rücken- bzw. Seitenpolsterung erhöht den Tragekomfort und lässt sich bei Bedarf abknöpfen und als Sitzkissen verwenden. „Ein weiterer unschlagbarer Vorteil ist das Be- und Entladen, ohne auf dem Autodach montiert zu sein“, berichtet Sever-ine. Vier Ruten finden in der Box Platz und auch für das gängige Anglerzubehör ist genügend Stauraum. Gestalterisch verbinden sich automotive Elemente mit sportlichem Design. Das gewohnte Bild einer Dachbox wird durchbrochen. Durch die Verwendung eines Textils und der daraus resultierenden Gewichtsreduzierung wird die Box für den Menschen angenehmer zu tragen und, so Maxi, „ selbst der Laie wird zum Angelfan“.

Maxi und Severine hat das Studium nach Dresden verschlagen. Als die 22-jährige Maxi sofort nach dem Abitur in Chemnitz das Studium an der HTW aufgenommen hatte, war die Görlitzerin Severine (24) erst einmal auf dem klassischen Pfad unterwegs. Der Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten folgte ein Jahr Fachoberschule, bis sie schließlich auch an der HTW in Dresden landete. Nach ihrer Ausbildung in Dresden möchte Maxi gern ihr Glück im Ausland probieren, am liebsten in Frankreich. Severine will dagegen in Deutschland bleiben. „Mein Vater ist Töpfer“, berichtet sie. „Da könnte ich mir auch die Richtung Geschirr- und Keramikdesign gut vorstellen.“

Kontakt: MaxiModes@gmx.de, sevi_m@gmx.de

Scannen in 3D

Auf eine Ausschreibung der Firma GFM hin, entwickelte Steffen eine Designstudie für ein Scanngerät zur Erfassung menschlicher Gesichter und Körperteile. Mithilfe eines solchen Gerätes können Gesichtsmasken zur Beatmung individuell an die Gesichtsformen der Patienten angepasst werden. Aber auch speziell angepasste Prothesen und Kühlmasken, Schuheinlagen und Stützprotektoren sind durch solch ein Gerät möglich. Steffens Entwurf zeichnet sich durch eine klare und sachliche Formensprache aus, bei dem die technischen Aspekte im Vordergrund stehen. „Spielereien wären hier fehl am Platz gewesen“, sagt der sympathische Dresdner. Das Design verdeutlicht, dass es sich um ein präzises System zur 3-D-Vermessung handelt.  Alle tragenden Teile wurden von Steffen an einem stabilen Tragerahmen befestigt, der sich im Inneren des Projektorgehäuses befindet. „Funktionalität geht hier klar vor Optik“, berichtet er. „In erster und einziger Linie soll dieses Gerät den Menschen helfen.“ Und das so schnell wie möglich.

Steffen Grundmann hat alles andere als den typischen Werdegang eines Designers durchlebt. Einer Ausbildung zum Krankenpfleger folgten drei Jahre in diesem Beruf. Seinen Drang zum Gestalten konnte er aber nie ganz vergessen und machte nebenbei sein Fachabitur, Richtung Gestaltung. Dann drückte er wieder die Schulbank an der HTW. Und wenn es nach ihm geht, macht er das in Zukunft noch eine ganze Weile.

Kontakt: grundmann.steffen@freenet.de

weitere außergewöhnliche Designobjekte

(Disy Herbst 2005)