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Sind Schwule die besseren Männer?
Er ist sensibel, verständnisvoll, fast immer gut aussehend und gepflegt, galant, großzügig, weltgewandt, kinderlos und daher immer entspannt, schmeißt seinen Haushalt allein, kocht und bäckt mit Fantasie, taugt als Stilberater für Klamotten und Kunst, nicht selten auch als Coach, kann tanzen wie ein junger Gott, sich nie gehen, ist Seelentröster, Männer- und Frauenversteher – und wird, obwohl ihm Sex aufrichtig wichtig ist, nie zu einer ernsthaften Gefahr für eine Frau.
Ist der schwule Mann wirklich so? Gibt es den typischen Schwulen überhaupt?
Spätestens seit „Brokeback Mountain“ müssen wir uns fragen, ob diese und alle anderen Schwulen-Klischees endgültig ins Reich der Legenden gehören.
Einschlägige Internetforen widersprechen ihnen längst und mal ehrlich, kennen wir nicht alle diese unerreichbaren Männer, die die willkürlich aufgezählten Elite-Attribute ebenso haben – und nicht schwul sind? Wenn wir über einen Schwulen schwärmen, sofern wir überhaupt einen richtig gut kennen, dann sollten die Herren unserer Herzen genau zuhören, denn so können sie erfahren, was wir in unserer Beziehung vermissen.
Wie findet Frau einen schwulen Freund? Wahrscheinlich sehr oft über eine „missglückte“ Liebschaft, die sich im Idealfall in eine Freundschaft verwandeln konnte. Oder haben Sie schon mal eine Annonce gelesen, in der eine Frau einen schwulen Freund sucht?
Ein schwuler Mann ist im Leben einer Frau irgendwann einfach da oder eben nicht.
Ein Mensch definiert sich nicht allein über seine sexuellen Affinitäten, sondern will angenommen werden, wie er eben ist. Mein langjähriger schwuler Freund, der das Foto seiner besten Freundin auf dem Büro-Schreibtisch stehen hat, weil er befürchtet, als Vorgesetzter an Autorität zu verlieren, wenn er sich als schwul outet, ist mein Freund, weil er ein ganz besonderer Mensch ist – nicht weil er schwul ist.
Wie mein jeweils Herzallerliebster damit umgeht, steht auf einem anderen Blatt.
(Autorin: Dagmar Möbius; DISY Sommer 2006)