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Für viele Frauen sind Homosexuelle bessere Freunde
Den besten Einblick in die besondere Situation homosexueller Männer haben die Berater in einschlägigen Vereinen und Institutionen. „Repräsentativ sind diese Erfahrungen aber nicht, da jeweils nur ein Teil der schwulen Männer diese Angebote in Anspruch nimmt“, gibt Falk Scholz, Diplom-Sozialpädagoge und einziger Berater für schwule Männer bei Gerede e.V., zu bedenken.
Sich jederzeit öffentlich zur Homosexualität zu bekennen, sei für Schwule nach wie vor problematisch. Zwar habe sich die Dresdner Szene vergrößert, als schwuler Mann könne man heute in der Neustadt fast überall hingehen, ein Doppelleben führen viele homosexuelle Männer dennoch. Während schwule Jugendliche oft die Offenbarung vor Eltern oder Freunden fürchten, berichten Ältere über Ablehnung und Diskriminierung am Arbeitsplatz. Der Kinderwunsch schwuler Männer war bisher selten Thema in Beratungen, in letzter Zeit registriert Gerede e.V. jedoch verstärktes Interesse an so genannten „Regenbogen-Familien“. Einige ältere schwule Männer klagen über Vereinsamung, deshalb ist die Einrichtung einer schwulen Alters-Wohngemeinschaft in Dresden geplant.
Die Konzentration der nicht-kommerziellen Hilfe und Beratung auf junge Schwule hat indes klare Ursachen: Vor allem in dieser Altersgruppe zeigen sich starke Auswirkungen des Coming-Out. Es ist wissenschaftlich belegt, dass die Suizidgefährdung von homosexuellen Jugendlichen bis zu viermal höher ist als die heterosexueller Altersgenossen.
Nicht verschwiegen werden darf außerdem der seit einigen Jahren beobachtete Anstieg der HIV-Infektionen und anderer sexuell bertragbarer Krankheiten bei schwulen Männern, besonders in der Altersgruppe zwischen 30 und 40 Jahren, aus der Stadt und der Region. Hier wie in anderen Großstädten Deutschlands praktiziere nach Experten-Aussagen inzwischen ein Teil der schwulen Männer einen bewussten Verzicht auf Safer Sex. Die Statistik des Robert-Koch-Instituts (RKI) für Dresden von 1993 bis 2004 verzeichnet 91 HIV-Infizierte, davon 72 Männer.
Die den Schwulen nachgesagte besondere Sensibilität komme seiner Meinung nach daher, dass mit jedem Coming-Out-Prozess eine gründliche Reflexion einhergehe, in der sich die Männer fragen, welchen Weg sie gehen wollen. Schwule Klischees würden oft auf der Suche nach sich selbst gelebt und später eher abgelehnt. Eine Freundschaft zwischen Frau und schwulem Mann hält Falk Scholz für „eine ideale Mischung“ – unterhalten sich beide über Männer, gibt es viele Ähnlichkeiten, was eine größere Offenheit ermögliche, „und sei es zu Flirttipps“.
Dass eine Frau zu Gerede e.V. kam, weil sie unsicher war, ob sie ihren schwulen Freund heiraten soll, das kam allerdings noch nie vor. Grundsätzlich meint der Sozialpädagoge, Liebe könne man nicht per Vertrag regeln. Dies gelte ebenso für die so genannten eingetragenen gleichgeschlechtlichen
Partnerschaften, die zwar ein Schritt in die richtige Richtung, letztlich aber meist unattraktiv für Schwule seien, weil der Anteil an Pfl ichten viel höher als die der
Rechte sei und im Vergleich zur Ehe eher Diskriminierung festschreibe.
Falk Scholz wünscht sich für schwule Männer, „dass sie sich trauen, Courage im Kleinen zu zeigen und Emanzipationsarbeit an der Basis zu leisten, bestimmte Rechte einzufordern und Verantwortung nicht zu delegieren“, vor allem aber die Freiheit, außerhalb von Klischees zu leben.
Dagmar Möbius
Falk Scholz findet es „generell nervig, von den gängigen Schwulen-Klischees gedrückt zu werden, es macht unfrei“. Doch er gibt zu, dass einige Klischees auch schmeichelhaft seien, „wie zum Beispiel, wenn Schwule für gute Zuhörer, besonders trendy und verständnisvoll gehalten werden“.