- 3934 Aufrufe
Die Jagd – das traditionellste Hobby der Dresdner Gesellschaft
Zurück zum URSPRUNG
Jagen – in dresden und umgebung
Wer einen Ausflug ins Schloss Moritzburg unternimmt, kann noch heute die Romantik des Jagens nachvollziehen. Schaut man sich in den hohen Räumen des Schlosses um und erhascht einen Blick auf die kunstvollen Gemälde von Jägern
und Beute, kann man sich gut vorstellen, wie hier zu Zeiten Augusts des Starken der Jagd nachgegangen wurde. Obwohl sich seither viel verändert hat, bleibt den Jägern die Romantik bis heute erhalten.
Vom Jagen und Sammeln zum Luxus des Adels
Schon die „Jäger und Sammler“ der Steinzeit legten den Grundstein für das, was heute hauptsächlich als Freizeitvergnügen betrieben wird. Dies zeigt, wie stark verwurzelt die Jagd in der Geschichte der Menschheit ist. Selbstverständlich hatte sie für die Steinzeitmenschen einen völlig anderen Stellenwert. Ihnen ging es primär um die Nahrungsbeschaffung sowie um
das Gewinnen von Fellen, Hörnern und anderen Stoffen, die ihnen zur Herstellung von Gebrauchsgegenständen und Kleidung dienten. Sogar Bild und Rolle von Mann und Frau wurden dadurch maßgeblich bestimmt: Da die Steinzeitmänner zum Jagen auf Feld, Wald und Wiesen gingen, musste sich die
Frau um das Sammeln von Nahrung und um die Aufzucht der Kinder zu Hause in den Höhlen und Zelten kümmern. Auch in der Antike wurde Jagd betrieben, doch hatte sie sich in dieser Zeit durch die Domestizierung von Tieren bereits von der Nahrungsbeschaffungsmethode zur Freizeitbeschäftigung erhoben.
Im Mittelalter wurden dann klare Regeln für die Jagd aufgestellt, die besagten, dass größere Tiere wie Rehe oder Hirsche nur vom Adel, kleinere auch von niedereren Schichten wie dem niederen Klerus gejagt werden konnten. Die mächtigsten Herrscher ließen sich Jagdschlösser bauen, die sie mit den Geweihen ihrer Fänge sowie mit Jagdkunstwerken füllten, in denen
sie oft selbst die Protagonisten waren. Heute wird die Jagd mit besonderer Passion in Großbritannien betrieben, aber auch in Deutschland erfreut sie sich großer Beliebtheit. In vielen osteuropäischen Ländern hat sich mit der Zeit sogar ein wahrer Jagdtourismus herausgebildet.
Jagdarten – allein oder in Gesellschaft
Jagen kann man allein oder in der Gruppe. Die erste Variante wird als Einzeljagd bezeichnet und stellt das Suchen des Jägers im Wald nach geeignetem Kleinwild dar. Dabei kann er entweder ansitzen, also auf einem Hochsitz auf das Wild
warten, oder sich an es heranpirschen. Beim Pirschen verfolgt der Jäger die Spuren seiner Beute. Besonders im Schnee lassen sich die Wege, die es beschreitet, gut nachvollziehen, obwohl erfahrene Jäger diese auch bei normalen Bedingungen gut erkennen und die einzelnen Tiere dann sogar voneinander unterscheiden können. Die wohl berühmteste Art des Jagens
in Gesellschaft ist die Treibjagd. Bei dieser wird mithilfe von Hunden und manchmal zu Pferd das Wild aus seinem Versteck geholt, zur Flucht angeregt und zusammengetrieben, um es dann zu erlegen. Weiterhin bekannt ist die Hetzjagd. Wie deren Name schon erklärt, werden die Tiere dabei so sehr gehetzt, dass sie durch ihre Erschöpfung zu Tode kommen.
Diese Art wird besonders von Völkern wie den Aborigines betrieben. Aber es wird auch heute noch mit Fallen gejagt. In Deutschland ist das Legen von Fallen allerdings an bestimmte Regeln gekoppelt, die entweder das sofortige Sterben des Wilds ohne Leiden, oder eben dessen Unversehrtheit garantieren. Außerdem trägt jede einzelne Falle eine Seriennummer, die deren Herkunft verrät und die Kontrolle des Jägers garantiert.
Der Jagdschein
Der Erwerb eines Jagdscheins ist Pfl icht für jeden Jäger und mit recht großem Aufwand verbunden. Ein Lehrgang, der Theorie und Praxis verbindet und etwa 140 Stunden dauert, bereitet ihn auf das Schießen in freier Wildbahn vor und schützt sowohl ihn selbst als auch die Tiere. Ein sicherer Jäger, der über genügend Erfahrung verfügt, kann dem Wild durch richtige Schieß- und Zieltechniken viel Leid ersparen. Außerdem ist es von großer Wichtigkeit, dass er weiß, wo und was er schießen darf. Als Grundlage für einen Jagdschein gelten außerdem die Volljährigkeit des Antragstellers, ein einwandfreies Führungszeugnis und eine Jagdhaftpfl ichtversicherung, die mindestens 50.000 Euro betragen muss. Ein Jagdschein kann für mehrere Jahre ausgestellt werden und kostet in der Regel 1.200-2.000 Euro.
Die Kurse werden von erfahrenen Jägern, auch „Lehrprinzen“ genannt, erteilt. In unserer Region werden sie zum Beispiel vom „Jagdverband Dresden e.V.“ angeboten. Der Verband bietet Lehrgänge von Januar bis April an und informiert unter anderem über Tierarten, Waffentechnik und Umweltschutz. Im Frühjahr und Herbst kann man dann eine Jagdscheinprüfung ablegen, welche aus einem praktischen Teil mit Schießprobe und einem theoretischen mit mündlicher und schriftlicher Probe des Wissens besteht.
Die Ausrüstung
Das wichtigste Utensil des Jägers ist natürlich sein Gewehr. Um über ein solches zu verfügen, muss man in Deutschland einen Waffenschein haben. In den bereits erwähnten Vorbereitungskursen werden dem Jäger das richtige Zielen, Sicherheitsbestimmungen und die wichtigsten Grundlagen der Waffenkunde vermittelt. Außerdem ist jede Waffe mit einer bestimmten Nummer gesichert, um im Falle eines Diebstahls Missverständnisse zu vermeiden. Auch die Treffsicherheit will gelernt sein.
Weiterhin ist die Kleidung eine wichtige Vorraussetzung, um sich dem
stundenlangen Warten und Laufen in der Wildnis zu stellen. Dazu gehört
ein dicker Lodenmantel, der vor Kälte und Nässe schützt, Socken aus Kunstfasern, die die Nässe nicht speichern, Gummi- oder Wanderschuhe,
eine Lederhose mit Gürtel und eine Kopfbedeckung, die die Sicht nicht stört und den Jäger trotzdem warm hält. Im Winter schwören viele auf Fellmuffs. Zum Transport der Beute bieten sich ein Jägerrucksack, Netz oder Hühnergalgen an. Viele Jäger nehmen auch heute noch ein Jagdhorn mit, um bei Gesellschaftsjagden auch über weite Flächen hin zu kommunizieren. Weiterhin ist ein gutes Fernrohr unabdingbar, um das Wild in der Ferne zu erkennen.
Jagen mit Hund
Der Hund ist normalerweise der Begleiter eines jeden Jägers. Bei der Jagd in
Gesellschaft sind es oft ganze Rudel, die das Wild aus seinem Versteck locken
und beim Zusammentreiben helfen. Dem einzelnen Jäger sind sie durch ihren
Geruchssinn und ihre Schnelligkeit gute Gehilfen. Bei der Jagd auf großer Distanz setzt er seinen Hund auch gern zur Suche des Totwilds ein. Oft werden
die geschossenen Tiere nämlich im Laufe des Jagdtages nicht gefunden, und
ihr Fleisch wird dadurch entweder von anderen Waldbewohnern verspeist, oder
aber für den Verzehr und Verkauf unbekömmlich.
Besonderer Beliebtheit erfreuen sich englische Hunderassen wie Foxhound, Beagle, der Dachshund oder die Harriers. Die Größe der Hunde variiert, da jede Rasse ihre ganz eigene Bestimmung erfüllt. Die größeren Exemplare dienen durch ihre Schnelligkeit zum Hetzen des Wildes, die kleineren haben dagegen die Möglichkeit, sich in die Schlupflöcher der Hasen und Füchse zu drängen und sie aus diesen herauszuholen. Jagdhunden muss eine ganz spezielle Erziehung zuteil werden, damit man sie richtig einsetzen kann.
Ein „normaler“ Hund würde sich sofort über die erlegte Beute hermachen und sie fressen oder vergraben. Mit dem richtigen Training kann man diesen Drang jedoch abstellen. Ebenso wie beim Menschen, sollte auch beim Hund darauf geachtet werden, dass er sich sicher im Revier bewegen kann. Das bedeutet, dass der Jäger stets darauf achten sollte, seinen Schützling nicht versehentlich anzuschießen. Falls es doch zu einem Unfall kommt, ist es wichtig, eine Art Apotheke für die Vierbeiner mit Verbandskasten, Desinfektionsmittel und verschiedenen Wund- und Schmerzsalben dabei zu haben.
Außerdem braucht ein Hund die Möglichkeit, zwischen den Jagdgängen
eine Pause einzulegen, da das Hetzen und die Bewegung in der Gruppe den
Tieren zwar Spaß macht, sie dabei jedoch auch großem Stress ausgesetzt sind.
Die Sprache des Jägers
Erfahrene Jäger machen sich häufig die Sprache der Tiere zu eigen.
Wenn man deren Rufe kennt und sie richtig zu interpretieren vermag, erleichtert dieses Wissen das Jagen ungemein. Nicht schwer zu erlernen ist der Ruf des Taubers, der eingesetzt wird, um sich dem Vogel problemlos nähern zu können, ohne dass er flieht. Das Nachahmen von Balzrufen macht es dem Jäger möglich, weibliche Tiere zu locken, ohne dabei Misstrauen bei ihnen hervorzurufen. Sogar die Geräusche, die einige Tiere durch ihre Bewegungen im Wald verursachen, können genutzt werden, um zu bestimmen, um welches Tier es
sich handelt und in welcher Entfernung es sich befindet.
Doch beschränkt sich die Sprache nicht nur darauf, sondern beinhaltet
außerdem das Lesen von Zeichen. Wichtig hierbei sind natürlich die
Abdrücke, die die Tiere bei ihren Streifzügen durch die Wälder hinterlassen
und zu deren Unterscheidung ein guter Jäger befähigt sein
muss. Auch durch andere „Hinterlassenschaften“ wie die Losung, also
den Kot, lässt sich interpretieren, um welches Tier und Geschlecht es
sich handelt. So ist beispielsweise die Losung eines männlichen und
weiblichen Rotwildes klar voneinander unterscheidbar. Noch interessanter
für den Jäger ist allerdings das Alter des Wildes, denn auch
dieses kann durch das Lesen der Losung bestimmt werden. Der Jäger muss
auch seine eigene Sprache und sein Verhalten dem der Tiere anpassen. Bei der
Jagd sollte er auf nicht zu lautes Sprechen und ruhige Bewegungen achten, um
das Wild nicht aufzuschrecken. Wildtiere sind mit äußerst sensiblen Sinnen
ausgestattet und reagieren sofort mit Flucht auf laute Geräusche.Das stellt
beim Gesellschaftsjagen kein Problem dar. Wenn ein Jäger aber allein auf der
Pirsch ist, kann ihm jeder Lärm zum Verhängnis werden. Interessanterweise
lassen sich die Tiere von lauten Geräuschen wie Mähdreschern normalerweise
nicht aus der Ruhe bringen. Sie sind an diese gewöhnt und wissen, dass keine
Gefahr davon ausgeht. Ein Jäger jedoch, dessen Kleidung vom Geruch toter
Tiere, der Jagdhunde und des Schießpulvers behaftet ist, ruft beim Wild an und
für sich schon Misstrauen hervor, da sie diese markante Geruchskombination
schon auf viele Meter Entfernung wittern.
Erschwerend hinzu kommt, dass die Tiere ein äußerst gutes Gedächtnis haben und sich an häufi g wiederkehrende Jäger erinnern. Geht von ihnen dann ein noch so kleiner Lärm aus, reagieren die Tiere nervös und halten sich zur Flucht bereit. Umso mehr Wissen sich ein Jäger über Sprache, Verhalten und Spuren der Wildtiere aneignet, umso größer ist sein Erfolg bei der Verfolgung und Jagd dieser.
Tier- und Umwelt SCHONENDES Jagen
Viele Tierschützer demonstrieren ganz massiv gegen das Jagen als Freizeitbeschäftigung. Obwohl ihre Argumente von einem moralischen Standpunkt her wohl verständlich sind, sollte darauf verwiesen werden, dass das Jagen in Deutschland strengen Regeln unterliegt, die Wilderern kaum eine Chance gibt. Unter Wilderern versteht man Jäger ohne Jagdschein, die sich in unerlaubten Gebieten bewegen und Wild töten, das unter Tierschutz steht. Gegen diese Argumente der Jagdgegner spricht, dass die Jagd eines bestimmten Wilds zur Verbesserung der Situation einiger Tiere im Wald zuträglich ist, und dass die meisten Jäger sich ihrer Verantwortung bewusst sind und sich an die Regeln des jeweiligen Gebiets bereitwillig anpassen. Wenn eine ausgeglichene Jagd betrieben und nicht gewildert wird, dann dient der Sport vor allem dazu, die Wälder und Tierarten zu regulieren und in Einklang zu bringen. Den Jagenden dient er in jedem Falle der Entspannung und dem Wunsch, sich so zu fühlen wie einst August der Stark