Thomas Dathe und das Keppschloss
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Moderne Schlossherrn Teil II: Thomas Dathe und das Keppschloss
Wir beschäftigen uns inzwischen seit 16 Jahren mit solcher Art Sanierungen. Wir wissen, was wir tun", so der Geschäftsmann. Es war das Repräsentative, das ihn am Keppschloss gereizt hat. Im November 2004 kaufte er mit seiner USD Immobilien GmbH das Objekt mit Anwesen. „Das Grundstück hatte immerhin eine Größe von 35.000 Quadtratmetern", erklärt er. Zunächst teilte er das Grundstück neu in Parzellen. So entstanden auf ca. 11.000 Quadtratmetern neun individuelle Einfamilienhausgrundstücke.
„Als wir den Kaufvertrag unterschrieben, war das Schloss eine einzige Ruine", erinnert sich der Investor. Doch durch viel Arbeit, Engagement und Erfahrung konnte das Schloss aus seinem Dornröschenschlaf erwachen. „Für die Architekten war es schon eine große Herausforderung." Das Schloss ließ sich aber ohne größere Schwierigkeiten durch die FIRA Bau GmbH in Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden originalgetreu bis ins kleinste Detail restaurieren. „Wir waren mit der Zusammenarbeit mit den Ämtern sehr zufrieden."
In der denkmalgeschützten Schlossanlage entstanden nach der aufwendigen Sanierung sieben exklusive Eigentumswohnungen. „Jede der Residenzen ist zwischen 100 und 250 Quadtratmeter groß", so Dathe. Das Schloss erhielt seine einzigartige Schönheit mit seinen drei Türmen und dem Zinnenkranz in neogotischem Stil des Thode‘schen Umbaus von 1861/63 zurück. Es fügt sich harmonisch in das Landschaftsbild ein. Der USD-Chef: „Ich gebe zu, dass ich an dem Schloss persönlich sehr hänge. Es ist zweifellos eines unserer schönsten Objekte." Knapp zwei Jahre nach dem Kauf konnten die fertiggestellten Eigentumswohnungen an ihre neuen Eigentümer übergeben werden. Die sieben Residenzen wurden im Anschluss komplett vermietet. Doch wer einmal auf den Geschmack kommt und das Gefühl eines modernen Schlossherren kennengelernt hat, den lässt das nicht so schnell wieder los. „Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen", frohlockt Dathe. Das nächste Schloss wartet schon. „Es wird die Osterburg in Dresden-Cossebaude", verrät er. „Sodass wieder ein Stück Dresden schöner wird."
Die Geschichte des Keppschlosses in Dresden-Hosterwitz
Wo Papst und Könige logierten
Die Anfänge bis zum Besitz durch Camillo Marcolini 1774
Die Hosterwitzer Hänge waren vermutlich nicht durchgängig mit Weinbergsanlagen besetzt. Die größte und bekannteste befand sich westlich des Keppgrundausganges an der heutigen Dresdner Straße. Erstmalig wird hier 1586 ein Weinberg und 1661 die erste Baulichkeit – ein Haus mit Weinpresse im Besitz von Rudolf von Bünau auf Weesenstein – erwähnt. 1749 erwarb Graf Brühl das Hosterwitzer Plantagengut und erbaute um 1750 seinen Landsitz. Diesen erwarb 1774 Graf Camillo Marcolini von den Erben des Stempelfactors Johann Christian Katzschner mit dem Weinberg sowie dem Wohn-, Lust-, Winzerhaus und der Weinpresse.
Camillo Comte Marcolini wurde am 2. April 1739 in der italienischen Hafenstadt Fano geboren. Durch die Bekanntschaft seines Vaters mit dem Kurfürsten Friedrich Christian wird er 1752 zum Silberpagen bei dem Kronprinzen Friedrich August, dem späteren Kurfürsten Friedrich August III. und ersten sächsischen König, berufen. In dieser Tätigkeit bewährt er sich so gut, dass er bis zum Oberkammerherren, der zweithöchsten Dienststellung am Hofe, emporsteigt. Marcolini oblag im Wesentlichen die Besorgung der privaten Liebhabereien zur Unterhaltung und zum Wohlbefinden des Kurfürsten und späteren Königs.
Neben weiteren zusätzlichen Hofämtern wird er 1774 zum Direktor der Meißner Porzellanmanufaktur berufen. Das unter seinem Direktorat entstandene Porzellan geht in die Manufakturgeschichte als Periode des Marcolini-Porzellans ein, erkenntlich am zusätzlichen Stern zum Kurschwert. Im sächsischen Hofdienst verbleibt Marcolini bis zu seinem Tod im Jahre 1814.
Die Umgestaltung des herrschaftlichen Anwesens
In den Sommermonaten residierte der sächsische Hof im Schloss zu Pillnitz. Um seinem Dienstherren jederzeit nahe zu sein, suchte Marcolini ein geeignetes Domizil in unmittelbarer Nähe. Er fand es im benachbarten Dorf Hosterwitz. Östlich neben dem bereits bestehenden Gebäude lässt Marcolini ein neues herrschaftliches Weinberghaus errichten. Für die Ausformung des Hauses wurden bereits Stilelemente der aufkommenden Sentimentalgotik verwandt. Unter Einbeziehung des Keppbaches und von Teilen des Weinberges lässt er um dieses herrschaftliche Anwesen eine sentimentale Parkanlage mit Lusthaus und einer heute nicht mehr vorhandenen Brunnengrotte anlegen. Die Parkanlage wurde mit einer Natursteinmauer eingefriedet, die heute noch in weiten Teilen erkennbar ist. Zu den Besuchern auf dem Hosterwitzer Sommersitz gehörte u. a. der spätere Papst Leo XII., weshalb eines der Nebengebäude auch als „Papstschlösschen" bezeichnet wurde. Zur Wasserversorgung wird 1781 von einer Quelle aus Rockau eine Röhrenwasserleitung verlegt.
Durch Zukäufe erweitert Marcolini seine Besitzungen beträchtlich. So erwirbt er 1785 die benachbarte Hosterwitzer Mühle, 1792 das Plantagengut vom kurfürstlichen Fiskus und 1800 von der Gemeinde den „Zuckerhuth genannten Gemeinde-Fehlde". Für den Erwerb dieser Ländereien musste sich Marcolini immer eines Lehnsmannes bedienen, des Oberaufsehers Petzold, denn trotz seiner hohen Stellung am Hof wird er erst 1807 durch die von Napoleon angeordnete Gleichstellung von katholischen und evangelischen Christen rechtmäßiger Eigentümer seines Besitzes. Bis dahin durften Katholiken in Sachsen kein Grundstück erwerben. Sie bekamen es nur zum Lehen. Durch das Aufstellen von Grenzsteinen mit seinem Monogramm und der Jahreszahl 1807 an seinen Besitzungen symbolisierte er den Eigentumswechsel. Die Weinbergbesitzungen und das Plantagengut verband Marcolini 1790, ausgehend vom Mittelrisalit des neuen Weinberghauses, mit einer Allee aus Pyramidenpappeln (heute Nussbäume).
Die Erben Marcolinis, vor allem sein Sohn Peter Graf von Marcolini, teilten und veräußerten die Besitzungen, so die Mühle 1824 an den Müllermeister Höhne, das Plantagengut 1832 an Johann Christian Herr und die Weinbergsanlagen mit allen Aufbauten 1835 an die Baronin von Trautvetter, geborene von Gersdorf. Das sogenannte „Weinbergs-Palais" lässt der Sohn von Baronin von Trautvetter 1850 erweitern sowie mit einem Treppenturm ergänzen und führt die Bezeichnung Keppschloss ein.
Der Umbau im neogotischen Stil
Neuer Besitzer des Schlosses wurde 1861 der Bankier Robert Thode, der zuvor schon 1859 das Plantagengut erworben hatte. Er lässt das Keppschloss 1861 bis 1863 komplett im neogotischen Tudorstil umgestalten und zu einem einheitlichen Baukörper zusammenfassen. Weiterhin entstanden zwei kleinere Nebengebäude, ein Wirtschaftsgebäude und das Torhaus mit der Hauptzufahrt. Bis auf die weitgehende Aufgabe der Rebanlagen blieb die Marcolinische Parkanlage im Wesentlichen in ihrem ursprünglichen Erscheinungsbild erhalten.
Bereits 1865 verkaufte Thode seine gesamten Hosterwitzer Liegenschaften an den Königlich Spanischen Konsul Friedrich Finke aus Bremen. Dieser verkaufte es 1867 an den Grafen Königsdorf. 1869 ging das Anwesen für 26.500 Gulden an den Rittergutsbesitzer Carsten auf und zu Lichterfelde, welcher es an den Neustrelitzer Kammerherren Carl von Wenkenstein vermietet. Durch einen Mittelsmann gelangt der Besitz 1872 an die Großherzogin Auguste Elisabeth von Mecklenburg-Strelitz, die sich auch Gräfin von Stargard nannte. Sie bewohnte das Schloss baulich unverändert bis zu ihrem Tod am 5. Dezember 1916.
Von 1920 bis zur Gegenwart
Von den Erben der Großherzogin Elisabeth kaufte 1920 der rumänische Generalkonsul Tudor Dumitrescu das Keppschloss samt nebenliegendem Zuckerhut für 500.000 Mark. Nach mehrjährigen Planungsphasen wurde 1925/26 ein Kindergenesungsheim eingerichtet und bis 1931 betrieben. Im weiteren Verlauf fungierte das Gebäude als Altersheim, als Polizeiführerschule, Luftschutzschule und Flüchtlingslager.
Nach 1945 wohnten Familien von Ausgebombten und Umsiedlern im Keppschloss. Per 17. November 1947 wurde der letzte private Eigentümer, Dr. jur. Prinz Ernst Julius zur Lippe, enteignet. Danach diente das Gebäude als Gemeindekantine und von 1951 bis 1989 als Schulungseinrichtung der Zivilverteidigung. 1990 zog die sächsische Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie des Freistaates Sachsen ein und hatte hier bis 1996 ihr Domizil. Seit 1997 wartete das Schloss auf die Wiederherstellung seines früheren herrschaftlichen Aussehens.