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Gender Bending – die neue Männlichkeit in der Mode- und Promiwelt
Wann ist ein Mann ein Mann? Die Frage, die Herbert Grönemeyer 1984 in seinem bekannten Song stellte, spielt heute endgültig keine Rolle mehr – zumindest, wenn man sich die aktuellen Modetrends und Produkte auf dem Markt ansieht. Was in der Debatte um das sogenannte Gender Bending in der Fashionwelt oft in Vergessenheit gerät: Schon früh bemühten sich Ikonen der Film- und Werbeindustrie, die Grenzen zwischen den Geschlechtern verschwimmen zu lassen. Die heutige Stilikone Marlene Dietrich etwa schuf bereits in den 30er Jahren den androgynen "Dandy-Look" mit Hut, Männeruhr und Smoking. Auch Popstars wie David Bowie und Prince nahmen im Laufe ihres Lebens mehrere Identitäten an und gaben sich dabei gerne einen femininen Touch. Neu ist jedoch, dass das Thema Gender nun im Alltag angekommen und gesellschaftlich relevant geworden ist. Modisch bedeutet das, dass sich Männer gewisse Details aus dem Kleiderschrank der Frauen abschauen – und umgekehrt.
Gender Bending in der Mode- und Kosmetikbranche
Das Überschreiten von Geschlechtergrenzen und das Spiel mit ambivalenten Geschlechtszuweisungen, das unter dem Begriff Gender Bending diskutiert und praktiziert wird, ist mittlerweile zu einem festen Bestandteil unserer Kultur geworden. Es begegnet uns in der Mode, in Musikvideos, auf Instagram und Facebook, in Drogeriemärkten, im Film und in der Literatur. Während es früher beispielsweise als unmännlich galt, sich als Mann Make-up zu kaufen, zielen nun viele Marken ganz selbstverständlich und selbstbewusst darauf ab, Farben wie Pink an den Mann zu bringen. Und zwar nicht nur in Form von roséfarbenen Anzügen und pinken Bomberjacken von Designern wie Sacai oder Gucci, die jetzt schon auf den Laufstegen als Must-haves für den Sommer 2017 gehandelt werden. Auch Joop setzt bei seiner Produktlinie für Männer, "Joop! Hommes", auf traditionell weibliche Farben: Statt in stereotypen, als männlich geltenden Verpackungen erstrahlen die Duschsets und Parfümflacons in Pink – entsprechend dem Slogan "Real men wear pink".
Prominente Männer zwischen Lumberjack-, Metro- und Stromosexualität
Diese neue Freiheit in puncto Mode und Kosmetik bringt mit sich, dass androgyn angezogene und gestylte Männer sowohl für das maskuline wie auch das feminine Geschlecht zu Vorbildern werden. Beispiele für dieses Phänomen der Stromosexuellen sind die Familienväter Channing Tatum und Ryan Gosling, die von Männern wie von Frauen gleichermaßen bewundert werden – wenngleich sie dafür keine Spitzenhemden oder Schluppenblusen tragen. Ryan Gosling etwa wird als Sexsymbol, für sein Privatleben als Vorzeige-Daddy wie auch für seine körperliche Fitness und schauspielerischen Leistungen respektiert. Dass sich das Ideal von Männlichkeit verändert, wirft die Frage auf, ob der Lumberjack-Style in den Großstädten noch angesagt bleibt. Glaubt man den Designern, wird der Holzfäller-Look im vermeintlich klassisch männlichen Gewand – langer Bart, kariertes Flanellhemd und derbe Boots – die nächste Saison nicht überleben. Rosa, Spitze oder Rüschen mögen hingegen auch nicht jedermanns Sache sein. Am Ende zählt nur: Erlaubt ist, was gefällt. Solange die Gesellschaft auch im Geiste offen für alles bleibt, spielt das Äußere wohl nur eine Nebenrolle.
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