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Rhetorik ist die Kunst zu überzeugen
33 Seiten Mitschrift und eine Menge hilfreicher Tipps, wie ich durch die richtige Rede und dieperfekte Selbstpräsentation im Leben schnell weiter vorankommen kann.Eine Reportage aus dem Erfolgsinstitut von Nikolaus B. Enkelmann von Andreas Otto und Tina Soltysiak.
Etwas abgehetzt komme ich im Erfolgsinstitutvon Nikolaus B. Enkelmann an. Die Fahrt von München ins beschauliche Städtchen Königstein im Taunus hatte sich hingezogen. Freundlich werde ich von Nikolaus B. Enkelmann in Empfang genommen. Der Erfolgscoach bietet mir einen Kaffee an, den ich dankbar annehme. Enkelmann ist es wichtig, gleich eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen. Bei mir ist das auf Anhieb gelungen. Ich bin gespannt und voller Erwartungen. Der Seminarraum ist lichtdurchflutet. Auf zwei Seiten kann ich durch zimmerhohe Glasfensterfronten hinaus in den wunderschönen Garten blicken. Er ist im asiatischen Stil angelegt. Steinerne Buddhas, raffinierte Wasserspiele und ein kleiner Flusslauf nebenan vermitteln den Eindruck einer kleinen Oase. Eine Pagode in strahlend sattem Rot leuchtet mir entgegen. Die Bäume wachsen als Figuren. Damit möchte Enkelmann zeigen, dass nicht nur die Natur formbar ist, sondern auch der Mensch. Ich wende den Blick in den Seminarraum zurück. Meine 13 Mitstreiter und ich sitzen im "U" und blicken auf den Mann in der Mitte des Raumes. Nikolaus B. Enkelmann strahlt in seinem Stuhlsitzend eine unglaubliche Präsenz aus. Alser zu sprechen beginnt, bin ich fasziniert von seiner tiefen Stimme und der Intonation seiner Sätze. Ich hänge förmlich an seinen Lippen. "90 Prozent der Aussagen, die nicht aufgeschrieben werden, gehen verloren", erzählt der Rhetorikcoach. Ich greife zum Stift. Behände fliegt der Kuli übers Papier. "Der Kugelschreiber ist eine Wünschelrute, die ausschlägt, wenn etwas Wichtiges kommt", sagt Enkelmann. Es folgt der nächste eindrucksvolle Satz: "Das Wort verändert den Menschen, der es hört und der es spricht." Er kommt zum Kern des dreitägigen Seminars: Rhetorik - Die Kunst zu überzeugen.
Provokativ fragt Enkelmann in die Runde:"Warum kommen Sie erst heute?" Wer früher zum Seminar kommt, kommt schneller weiter. "Rhetorik ist die Lehre von der Wirkung des Menschen", schreibe ich in großen Buchstaben auf mein weißes Blatt Papier. Die erste Seite ist bereits voll. Dabei spricht Enkelmann noch gar nicht lange. Der Mann versteht etwas von seinem Fach. Nicht umsonst ist er der beste Erfolgscoach seiner Zeit. Meine Wirkung als Persönlichkeit um 20 bis 30 Prozent zu steigern - das ist das Ziel meiner Kursteilnahme. "Rhetorik ist das intellektuellste Handwerkszeug", höre ich Enkelmann sagen und nicke zustimmend. Der 77-Jährige ist sehr klar in seinen Ausdrücken, das gefällt mir. Er spricht nicht nur provokativ, sondernauch mal richtig derb: "Arnold Schwarzenegger- geboren auf dem Misthaufen, wurde Gouverneur von Kalifornien." Ich muss schmunzeln.
"Warum bin ich so, wie ich bin?" DieseFrage habe ich mir bereits häufig gestellt. Enkelmann spricht sie laut aus und gibt auch gleich die erklärende Antwort: Zu 85Prozent werden wir durch unsere Umweltgeprägt, nur 15 Prozent liegt in unseren Erbanlagen. Und weiter: "Je mehr ich für mich tue, umso mehr profitiert meine Umwelt." Aber auch andere machen mich erfolgreich. Ich weiß aus Erfahrung, dass ein großes Netzwerk alles ist. Auch hierzu hat der charismatische Coach den passenden Tipp: "Es ist wichtig, dass andere Deinen Namen verstehen, denn Dein Name eilt Dir voraus." Das heißt, ich muss selbstbewusst sein und das auch ausstrahlen. Ich denke, darin bin ich gut. Beim Telefonieren stehe ich mit gestrafften Schultern und spreche mit lauter Stimme.
"Wenn du weißt, wie du bist, kannst du dich auch präsentieren", ruft Enkelmann förmlich in die Runde. Spiegelmagie nennt er das. Er fordert uns auf, unseren Sitznachbarn kurz zu interviewen und ihn dann dem Rest der Gruppe vorzustellen. Die Präsentation wird auf Video aufgezeichnet. Sich selbst zu sehen, die eigene Stimme zu hören, das ist schon komisch. Im Verlaufe des Seminars haben wir diese Videos oft angeschaut. Beim ersten Mal hat Enkelmann sie vollkommen unkommentiert gelassen. Wir sollten sie einfach auf uns wirken lassen. Ich habe für mich festgestellt, dass es erhebliches Verbesserungspotenzial gibt: Wie strukturiere ich meine Rede, welche Inhalte will ich vermitteln und wie baue ich am besten den Spannungs- und Stimmungsbogen auf. Außerdem ermutigt uns Enkelmann dazu, Fehler lieber im Seminar zu machen, denn hier kann er sie noch korrigieren. Dafür bin ich dankbar. Der Rhetoriktrainer sagt, 90 Prozent unserer Fähigkeiten lägen brach. Das ist eine ganze Menge! Ich bin motiviert, diese Zahl nach unten zu korrigieren. Denn ich weiß jetzt, was die wichtigsten Punkte sind, die ich beachten muss, um meine nächste Rede erfolgreich und überzeugend zu präsentieren. Die ersten sieben Sekunden entscheiden darüber, wie mich die Menschen wahrnehmen. Lächeln! Schultern straffen! Der letzte Satz einer Rede ist der wichtigste, denn er bleibt den Menschen im Gedächtnis. "Gute Redner beginnen ihre Rede auch mit dem Schlusssatz", erklärt der Erfolgscoach.
Enkelmann nimmt mich in einer der Pausen aus der Gruppe und lädt mich in sein Büro ein. Stolz präsentiert er mir seine Wall of Fame. Ich bin schwer beeindruckt, welche Menschen er bereits getroffen und beraten hat. Bevor ich dieses Seminar gebucht habe, habe ich schon CDs von ihm gehört. Diese haben mich regelrecht elektrisiert. Ich finde es toll, wie Enkelmann sich selbst reflektiert und sich auch immer wieder selbst lobt. Das darf er auch, schließlich hat er bereits vor 15.000 Menschen referiert. Die größte Gruppe, vor der ich gesprochen habe, war um die 300 Personen. Es ist jedes Mal das Gleiche: Bevor ich ans Rednerpult beziehungsweise auf die Bühne trete, bin ich richtig hibbelig und aufgeregt. Ich mache mir Gedanken darüber, was ich wie sage und vor allem, wie ich auf meine Zuhörer wirke. Aber dank der vielen wertvollen Tipps, die Enkelmann uns gegeben hat, werde ich jetzt üben und an mir arbeiten. Die engbeschriebenen 33 A4-Seiten, die während der dreitägigen Veranstaltung zusammengekommen sind, werde ich mir noch oft zur Hand nehmen.
Was ich mitnehme von dem Seminar? Ich muss jeden Tag etwas für meinen Erfolg tun! Ich arbeite jetzt mit Autosuggestion: "Ich bin fest entschlossen, eine einflussreiche Persönlichkeit zu werden und sehe mein schönes, großes Ziel ganz deutlich vor mir. Ich werde nicht wankelmütig sein, denn ich kenne die großen Vorteile, die sich aus meiner zielbewussten Entwicklung ergeben. Jeden Tag führe ich meine Übungen durch und fühle, wie mein Sprechen und Auftreten immer freier, mutiger und selbstsicherer werden."