- 3782 Aufrufe
Der Würfelnde
Darüber, ob das Wetter oder ein Verfahren vor Gericht spannender ist, lässt sich streiten. Beides unterliegt gewissen Regeln und entwickelt dennoch häufig seine ganz individuelle Dynamik. Vielleicht ist das der Grund, wieso Christian Janeczek, Fachanwalt für Verkehrs- und Strafrecht sich nach dem Abitur nicht zwischen diesen beiden Fachgebieten entscheiden konnte. "Zwei Monate vor dem Studium hatte ich Zusagen in beiden Fächern. Also würfelte ich und es wurde Jura," erzählt der seit 1996 in Dresden lebende Fachanwalt. Was ihm an seiner Tätigkeit besonders gefällt, ist die Arbeit mit Menschen - darin sieht er seine Stärke. "Für Verkehrs- und Strafrecht habe ich mich entschieden, weil man eben nicht den ganzen Tag hochwissenschaftlich tätig ist. Es fällt vielen wirklich guten Juristen schwer, ihren Mandanten zu erklären, wieso man was wie und in welcher Situation macht", erzählt er. In seiner Karriere hatte er schon den ein oder anderen kuriosen Fall. Einmal vertrat er einen Drogendealer, der die Ware auf dem Bauernhof seiner Großmutter lagerte und dort auch verkaufte - nach festen Öffnungszeiten! "Die Großmutter konnte ihrem Enkel keinen Gefallen abschlagen. Der Plan war eigentlich sehr gut und die Staatsanwaltschaft ist erst sehr spät hinter die Machenschaften gekommen. Aber Oma und Enkel auf der Anklagebank zu haben, das war schon kurios!" Für den gebürtigen Brandenburger sind auch die Verkehrsrechtlichen Auseinandersetzungen spannend. Manchmal führen sie sogar zu neuen Mandanten. Eines Tages stand nämlich ein ehemaliger Gegner in seinem Büro. Wie üblich fragte er den Mann, wieso er sich für ihn als Anwalt entschieden hätte. "Er meinte, er habe gesehen, wie ich mich für meinen damaligen Mandanten eingesetzt hatte und schwor sich, sollte er wieder ein verkehrsrechtliches Problem haben, würde er mich aufsuchen. Ein größeres Lob gibt es nicht." Neben diesen durchaus schönen Erlebnissen, musste er sich auch schon mit den negativen Seiten auseinandersetzen. Einmal vertrat er einen jungen Mann, dem versuchte Vergewaltigung vorgeworfen wurde. Erst im Gerichtssaal und nach mehrstündiger Befragung gestand die Klägerin, ebenfalls eine noch junge Frau, sich den Vorwurf nur ausgedacht zu haben - um die Aufmerksamkeit ihres Freundes zu erringen. "Eine Verurteilung hätte dem jungen Mann die Zukunft zerstören können", weiß Janeczek und ist froh, dass es gut ausgegangen ist. Schließlich verliert auch er nur ungern vor Gericht. "Verfahren ohne Erfolgsaussichten gehe ich aus dem. Denn ich verliere ungern."