• 3635 Aufrufe

In letzter Minute: Schneller Breitbandausbau schwer umsetzbar

In Deutschland sind laut BITKOM 87 Prozent aller Haushalte mit einem Breitbandanschluss versorgt. Damit liegt Deutschland über dem EU-Durchschnitt von 78 Prozent. Bei der Zugangsgeschwindigkeit ins Internet gibt es jedoch Lücken im deutschen Netz. Die Europäische Kommission kam 2014 zu dem Entschluss, dass der Wohnort eines EU-Bürgers über den Preis und die Qualität des Breitbandanschlusses entscheidet. Gemessen an der Kaufkraft der jeweiligen Länder gibt es große Unterschiede bei den Breitbandpreisen. Weiterhin wurde festegestellt, dass zwei von drei Menschen nicht wissen, welche Internetgeschwindigkeit in ihrem Vertrag festgelegt wurde. 75 Prozent erhalten nicht die versprochene Breitbandgeschwindigkeit.

 

Preisvergleichsseiten helfen bei der Angebotssuche

Die Preis- und Produktgestaltung der Anbieter trägt maßgeblich zur Verwirrung der Kundschaft bei. Bei einigen Anbietern ist die Rede von DSL 16.000, obwohl die Geschwindigkeit in Megabit pro Sekunde (Mbit/s) gemessen wird. DSL 16.000 entspricht folglich 16 Mbit/s. Diese Bezeichnung wurde womöglich eingeführt, damit die ersten DSL-Anschlüsse pompöser klangen, als ihre Geschwindigkeit in Wirklichkeit war. Noch schwieriger wird es für Kunden, wenn sie zusätzlich zum Zugang ins Internet einen Festnetzanschluss wünschen. Um verwirrten Kunden zu helfen, haben Anbieter wie preis24.de spezielle Formulare entwickelt, die Verbrauchern bei der Suche nach einem passenden Angebot helfen. Über die Angabe der Wohnadresse (PLZ, Stadt, Straße, Hausnummer) werden alle verfügbaren Angebote verschiedener Unternehmen inklusive einer ausführlichen Produktbeschreibung aufgelistet. Neben den Produktbezeichnungen verwirren die verschiedenen Anschlussarten die deutschen Kunden: Grundsätzlich ist zwischen Kabel, Glasfaser und Kupfer zu unterscheiden. Laut der Europäischen Kommission liefert Kabel durchschnittlich das beste Verhältnis zwischen der erreichten und versprochenen Geschwindigkeit (89,5 %), gefolgt von Glasfaser (82,7 %) und Kupfer (63,8 %).

 

Halbherziger Breitbandausbau geplant

Die unzureichende Leistung der alten Kupferleitungen, die DSL-Angebote in zahlreiche deutsche Haushalte bringen, ist ein Grund für den geplanten Breitbandausbau der deutschen Bundesregierung. Aus Zeitgründen hat sich diese dazu entschieden, bestehende Kupferleitungen mit der sogenannten Vectoring-Technologie zu beschleunigen, anstatt sie durch Glasfaser zu ersetzen.Ende Januar wird der Regulierungsentwurf der Bundesnetzagentur erwartet, der genaue Auskunft über den Breitbandausbau geben wird. Der Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) kritisiert den Entwurf und fordert, dass auf Glasfaser gesetzt wird. Durch das Vectoring entsteht ein Teilmonopol für die Deutsche Telekom.Ziel der Vectoring-Strategie ist es, Haushalten Geschwindigkeiten von mindestens 50 Mbit/s über die bestehenden Kupferleitungen zu ermöglichen. Auf diese Weise soll der Breitbandausbau, der 2018 abgeschlossen sein soll, kostengünstig und schnell erfolgen. Das Problem der Vectoring-Technologie ist der entstehende Zugriff der Telekom auf die Hauptverteiler. Dadurch könnte sie in Theorie den Konkurrenten den Zugang zur Teilnehmeranschlussleitung verweigern.

 

Mobilfunkausbau in ländlichen Regionen

Der Breitbandausbau ist nicht auf kabelgebundene Verbindungen beschränkt. Insbesondere in ländlichen Regionen ist es schwierig, schnelles Internet per Kabel anzubieten. Viele Haushalte besitzen keine Kupferleitungen, weil die Nachfrage zu gering ist. Die Bewohner dieser Regionen gehen in der Regel per Mobilfunk ins Internet. Dieses Problem wurde erkannt und soll gelöst werden, indem die Mobilfunktechnik weiterentwickelt wird. Einige Modellregionen sollen in Rheinland-Pfalz in den Genuss schneller Breitbandverbindungen kommen. Es handelt sich wie beim Vectoring um eine Übergangstechnologie. Innerhalb von 15 Jahren soll ein umfassendes Glasfasernetz aufgebaut werden, welches Anschlüsse von bis zu 300 Mbit/s ermöglichen soll.

 

Schnell ist nicht automatisch gut

Beim Rennen um die schnellste Breitbandgeschwindigkeit bleiben viele Informationen auf der Strecke. Schnelles Internet ist nicht automatisch gut. Die Qualität des Internetzugangs hängt von mehreren Faktoren ab. Die Geschwindigkeit ist einer von vielen.Das Vectoring ist aus dem Grund kritisch zu betrachten, weil es lediglich alte, längst überholte Kupferleitungen verbessert. Sie sind technisch überholt und nicht mehr auf dem neusten Stand der Dinge. Glasfaserleitungen unterliegen weitaus seltener Störungen und gewährleisten stabilere und weitaus schnellere Verbindungen ins Internet. Dies ist in der allgemeinen Qualität der Internetverbindung bemerkbar, die mit den drei Faktoren messbar ist:

 

  • Latenz: Dieser Wert gibt an, wie lange es dauert, bis Daten vom Server beim Endkunden ankommen. Er sollte möglichst niedrig sein.
  • Jitter: Ein Wert, der über Schwankungen bei der Übertragung von Daten informiert. Es handelt sich um eine Art Störsignal, das ebenfalls gering sein sollte.
  • Paketverlust: Während eine hohe Latenz und Jitter das Surfen im Internet mäßig einschränken, kommt es beim Paketverlust zu großen Problemen. Die Daten erreichen nicht länger verzögert den Endkunden, sondern teilweise gar nicht.

Über diese drei Werte informiert kein Internetanbieter, da sie den Otto-Normalverbraucher überfordern. Internetuser können ihren Anschluss nachträglich überprüfen (zum Beispiel auf pingtest.net) und bei Problemen den Anbieter wechseln.