• 3481 Aufrufe

Pflegekosten übersteigen vielerorts die Finanzkraft von Senioren

In Deutschland gibt es deutliche regionale Unterschiede bezüglich der Kosten für stationäre Altenpflege. In fast der Hälfte der Kreise und kreisfreien Städte reicht das durchschnittliche Einkommen der Senioren über 80 Jahre nicht aus, um eine professionelle stationäre Versorgung in Anspruch zu nehmen. 

Das zeigt die aktuelle Analyse der Pflegelandschaft in Deutschland, die die Prognos AG im Auftrag der Bertelsmann Stiftung durchgeführt hat. Die Befragten wollten unter anderem wissen, wie viel die Pflege an ihrem Wohnort kostet. Die Antwort: Im Nordosten Deutschlands müssen sich Senioren weniger um die Finanzierung eines Pflegeheimplatzes sorgen als im Südwesten. In den Kreisen von Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg, sowie in den Stadtstaaten übersteigen die Pflegekosten hingegen das durchschnittliche Jahreseinkommen der über 80-Jährigen zum Teil deutlich. Bundesweit reicht in 44 Prozent der Kreise deren Durchschnittseinkommen rechnerisch nur für maximal elf Monate stationärer Pflege. In einem Viertel der Kreise liegt die Kaufkraft sogar so niedrig, dass die Senioren über 80 nur maximal zehn Monate stationäre Pflege pro Jahr finanzieren können. Die aktuelle Studie zeigt somit einen Zusammenhang zwischen geringerer Kaufkraft der über 80-Jährigen und einem überproportionalen Anteil von Angehörigenpflege auf. Bezahlbare Pflege und faire Bezahlung In den ostdeutschen Bundesländern, Schleswig-Holstein und weiten Teilen Niedersachsens ist die durchschnittliche Kaufkraft der Senioren mehr als ausreichend, um die stationären Pflegekosten selbst zu tragen. In einem Fünftel der Kreise könnten sie sich theoretisch sogar 13 Monate stationäre Pflege pro Jahr leisten. Ein Grund für das Gefälle zwischen Nordost und Südwest sind die Unterschiede bei der Bezahlung der Altenpflegekräfte. Die Bruttoentgelte lagen hier zwischen 1.714 und 3.192 Euro im Monat. Die im Norden und Osten Deutschlands günstige Bilanz zwischen Kaufkraft und Pflegekosten geht somit zu Lasten der Pflegekräfte . Neben den Tarifpartnern, die für eine angemessene und verbindliche Bezahlung sorgen müssen, ist auch die Politik gefragt. Denn: „Noch fehlt eine Lösung, wie sich die Leistungen der Pflegeversicherung so weiterentwickeln lassen, dass Altenpflegekräfte leistungsgerecht bezahlt werden, ohne die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen finanziell zu überfordern“, sagte Stefan Etgeton, Gesundheitsexperte der Bertelsmann Stiftung.