• Januar 15, 2022
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Ergebnisse der vorliegenden Studie aus Dänemark zeigten, dass Stillen bei Frauen mit Typ-1-Diabetes nur selten eine Unterzuckerung bedingte, wenn die Frauen ihre Insulindosis angemessen einstellten und genügend Kohlenhydrate verzehrten.

Viele Mütter mit Typ-1-Diabetes haben Angst, dass sie durch das Stillen ihres Säuglings eine Unterzuckerung erleben. In einigen Ratgebern wird empfohlen, dass die Mütter immer dann, wenn sie ihr Kind stillen, eine kleine Mahlzeit mit Kohlenhydraten zu sich nehmen sollen, insbesondere in der Nacht. Allerdings fehlen wissenschaftliche Belege, die diese Empfehlung rechtfertigen. Deshalb beschäftigten sich nun Forscher aus Dänemark mit dieser Problematik.

Sie wollten herausfinden, welchen Verlauf der Blutzucker bei stillenden Müttern mit Typ-1-Diabetes nimmt und ob die Frauen Gefahr laufen, eine Unterzuckerung zu erleiden, wenn sie ihre Säuglinge in der Nacht stillen.

Vergleich von Frauen mit Typ-1-Diabetes, um die Auswirkungen vom Stillen auf den Blutzucker in der Nacht zu erfassen

33 Frauen mit Typ-1-Diabetes, die vor einem Monat ein Kind zur Welt gebracht hatten, nahmen an der Studie teil. 26 Mütter stillten ihr Kind, die anderen 7 Mütter fütterten es mit der Flasche. Alle Frauen kannten sich gut mit dem Kohlenhydrat-Gehalt von Speisen aus und erhielten eine intensivierte Insulintherapie mit Insulinanaloga (45 % nutzen eine Insulinpumpe, 55 % spritzen sich mehrfach täglich Insulin). Als Kontrollgruppe zogen die Wissenschaftler 32 Frauen mit Typ-1-Diabetes heran, die im Jahr zuvor kein Kind zur Welt gebracht und nicht gestillt hatten. Die Mütter mit Typ-1-Diabetes und die Frauen aus der Kontrollgruppe waren im Bezug auf ihr Alter und ihr Gewicht vergleichbar.

Mittels CGM-System konnten die Wissenschaftler den Verlauf des Blutzuckers nachvollziehen

Die 26 frisch gebackenen Mütter, die ihre Kinder stillten, erhielten 1, 2 und 6 Monate nach der Geburt für 6 Tage lang ein CGM-System, mit dem ihr Blutzucker kontinuierlich bestimmt wurde. Während der Nutzung des CGM-Systems protokollierten die Frauen, wann sie stillten und wie viele Kohlenhydrate sie verzehrten. Bei den 7 frisch gebackenen Müttern, die ihre Kinder mit der Flasche fütterten, wurde der Verlauf des Blutzuckers 1 Monat nach der Geburt mit einem CGM-System erfasst und auch die Frauen aus der Kontrollgruppe erhielten für einen Monat lang ein CGM-System.

Stillen bedingte nur selten eine Unterzuckerung

Nur bei wenigen Frauen lag der Blutzucker in der Nacht in einem niedrigen Bereich (< 4 mmol/l), der Unterzuckerungen begünstigt (4,6 %, 3,1 % und 2,7 % zu jeder CGM-Messung bei den stillenden Müttern vs. 1,6 % bei der Kontrollgruppe). Die stillenden Frauen befanden sich in der Nacht zu einem größeren Anteil als die anderen Frauen im angestrebten Blutzuckerbereich von 4,0–10,0 mmol/l. Sowohl bei den stillenden Frauen als auch bei den Frauen aus der Kontrollgruppe traten Unterzuckerungen, die sich mit Symptomen bemerkbar machten, zwei- bis dreimal pro Woche auf. Von einer schweren Unterzuckerung berichtete nur eine der stillenden Mütter und eine der Frauen aus der Kontrollgruppe. Die stillenden Mütter reduzierten ihre Insulindosis im ersten Monat nach der Schwangerschaft um 18 %. Die Frauen konsumierten keine Mahlzeiten, wenn sie ihre Kinder in der Nacht stillten. Ein Blutzuckerwert im niedrigen Bereich von < 4 mmol/l trat in 4,6 % der Fälle 3 Stunden nachdem die Frauen nachts gestillt hatten, auf.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass sich die Blutzuckerverläufe von stillenden Frauen mit Typ-1-Diabetes nicht von denen von Frauen mit Typ-1-Diabetes, die kein Kind stillen, unterscheiden. Das Stillen in der Nacht bedingte nur selten eine Unterzuckerung. Stillende Frauen mit Typ-1-Diabetes, die ihre Insulindosis reduzieren und genügend Kohlenhydrate zu nehmen, brauchen daher vermutlich nachts beim Stillen keinen Snack mit Kohlenhydraten.