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Neurologische Zukunftsmusik in Dresden - Umfrage auf der 65. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie
Wie werden künftig Hirntumore operiert? Lassen sich zerstörte Zellareale bald wieder ersetzen? Und welche neuen Erkenntnisse gibt es bei Bandescheibenvorfällen, die schon zum Volksleiden geworden sind? Wir haben Fachleute auf dem Kongress nach den neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen gefragt.
Prof. Alf Giese, Direktor der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik der Uniklinik Mainz
"Zukünftig werden verschiedene Verfahren der intraoperativen Bildgebung sehr wichtig sein. Für die cranialie Neurochirurgie zum Beispiel die Kernspintomografie, aber auch verschiedene sonografische Verfahren sind bisher noch nicht ausgereizt. Eine eigene Gruppe, die sich schnell entwickelt und wo es immer mehr Patienten gibt, sind funktionelle neurochirurgische Eingriffe, wo die Nervenfunktion durch Implantate moduliert wird. Dabei werden Elektroden in bestimmte Zentren eingeführt und erzielen Effekte durch neurologische Stimulation. So kann man zum Beispiel auch Krankheitssymptome lindern. Man sieh jetzt schon, dass diese Entwicklungen von Jahr zu Jahr zunehmen. Zukünftig kann man damit nicht nur Krankheiten behandeln, sondern auch Befindlichkeitsstörungen, da verwischt die Grenze etwas."
Dr. med. Dieter Class, Facharzt für Neurologie am Universitätsklinikum Magdeburg
"Spannend sind die Fragen der Plastizität und der regenerativen Vorgänge des Nervensystems. Dabei geht es um die Frage, was man mit geschädigtem Nervengewebe tun kann, und ob sich da eine Verbesserung herbeiführen lässt. Das sind sicher die interessantesten Entwicklungen und Fragen für die Zukunft."
Dr. Mortimer Gierthmühlen, Facharzt an der Klinik für Neuro chirurgie am Unveritätsklinikum Freiburg
"Die aktuellen Themen sind die Neuromodulation, also die Beeinflussung der Hirnfunktionen mit elektrischen Signalen, wie zum Beispiel Vagusnervstimulaton oder Tiefe Hirnstimulation. Dort gibt es neue Entwicklungen bezüglich der MR-Kompatibilität, weil Patienten mit einem Implantat bisher keine Kernspintomografie bekommen können, was für die Patienten natürlich eine starke Beeinträchtigung ist. Dort gibt es ganz neue Entwicklungen, die ich sehr spannend fand."
Linda Höfer und Laura Anders, OP Pflegepersonal aus Münster
"Die spinalen Themen sind interessant, also alles, was die Wirbelsäule betrifft. Die Instrumentierung ändert sich dort, und es gibt viele neue Studien, zum Beispiel zu Hirntumoren. Auch das intraoperative MRT verbessert sich, genauso wie der Ultraschall, also allgemein der Bereich Neuromonitoring, der vorher in dieser Form noch nicht verbreitet war. Es gab zwar Möglichkeiten, aber die waren sehr umständlich, jetzt wird da alles vereinfacht."
Dr. med. Maria Teresa Pedro, Fachärztin an der Neurochirurgischen Klinik Günzburg
"Ich habe die Veranstaltungen zu den Themen periphere Nerven und Ultraschall besucht, im Hinblick auf Nerventumoren. Das kann intraoperativ und präoperativ durchgeführt werden, also zur Diagnose oder zur Sicherung während der OP. Damit lassen sich heute bessere Entscheidungen treffen, ob man operieren muss oder nicht. Bisher gab es von der Auflösung her nie die Möglichkeit, direkt in den Nerv zu schauen, die Methode bringt also einen mikrochirurgischen Vorteil. Ansonsten ist auch die Navigation und das intraoperative CT interessant."
Ahmed El Damaty, Dozent für Neurochirurgie, Kasr Al Ainy School Of Medicine, Universität Kairo
"Professor Seifert aus Frankfurt hat einen sehr interessanten Vortrag gehalten, indem er die Technik der Aneurysmachirurgie in Zusammenhang mit der Angiomphysiologie beschrieb, vor allem in Bezug auf schwierige Aneurismen. Außerdem sprach Prof. Marcos Tatagiba aus Tübingen über seine Erfahrungen mit Tumoren der hinteren Schädelgrube, das war sehr interessant für mich."
Dr. med Mark Schnöring, Neurochirurg am Krankenhaus Radebeul
"Das Spannendste in meinem Bereich ist die Wirbelsäulenchirurgie. Eigentlich gibt es da zurzeit nichts Weltbewegendes, aber man erkennt eine Weiterentwicklung der OP-Methoden. Es wird klar, dass dort weniger auch manchmal mehr ist, zum Beispiel, wenn es um Bandscheibenvorfälle geht."
Oberfeldarzt Manfred Kreuzer, Facharzt für Neurochirurgie und Stellvertretender Direktor am Bundeswehrzentralkrankenhause Koblenz
"Spannend sind die Vorträge der erfahrenen Operateure und das Insiderwissen der Kliniken, zum Beispiel zu Hypophysentumoren und Tumoren in der hinteren Schädelgrube."