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Alzheimer-Therapien starten zu spät - Experten fordern frühere Diagnostik und Therapie

In Deutschland leiden rund 1,5 Millionen Menschen an einer Demenzerkrankung. Unter diesen ist die Alzheimer-Krankheit die häufigste. Ihre Symptome wie Gedächtnis- und Orientierungsverlust und Sprach- und Koordinationsstörungen, machen sich erst spät bemerkbar. Wesentlich früher können Mediziner aber bereits die Erkrankung mit modernen Methoden diagnostizieren. PD Dr. med. Judith Alferink erläutert, welche Therapieansätze derzeit erforscht werden um dann eventuell frühzeitig zu helfen. 

Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung des Gehirns und die häufigste Form der Demenz. Das Risiko zu erkranken steigt mit zunehmendem Alter. Bereits viele Jahre vor dem Auftreten von klinischen Symptomen kommt es bei der Alzheimer Krankheit zu Veränderungen des Gehirns in deren Folge Nervenzellen absterben. 

Die zugrunde liegenden neurodegenerativen Prozesse sind bis heute noch nicht vollständig entschlüsselt. Was bekannt ist: „Für den Rückgang von Hirngewebe ist die Ablagerung von fehlerhaft gebildeten Eiweißen verantwortlich, den sogenannten Beta- Amyloiden“, erläutert PD Dr. Judith Alferink, Oberärztin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Münster. „Zusätzlich lagern sich unlösliche Fasern, die sogenannten Tau-Fibrillen, innerhalb der Nervenzellen ab. Neben diesen Anzeichen der Alzheimer- Krankheit kommt es zu einer Entzündungsreaktion im Gehirn.“ Treten erste Symptome auf können bereits zahlreiche Nervenzellen an bestimmten Stellen des Gehirns abgestorben sein, und die in der Folge angewendeten Therapien setzen zu spät an. „Die Erkrankung sollte in einem frühen Stadium erkannt werden, idealer Wiese noch vor dem Auftreten der ersten Symptome“, fordert Dr. Alferink, die an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und im Exzellenzcluster „Cells in Motion“ (CiM) der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster die Rolle von Immunzellen im Gehirn bei der Entstehung von Erkrankungen erforscht. „Mit moderner Methodik, wie sie spezialisierte Gedächtnisambulanzen anbieten, kann heute bereits mit sehr hohen Genauigkeit eine Alzheimer Krankheit vorhergesagt werden“, erklärt die Referentin der MEDICA EDUCATION CONFERENCE. Zu den Verfahren der Frühdiagnostik zählen zum einen neuropsychologische Tests, um die für die Alzheimer Krankheit typischen Gedächtnisstörungen zu erfassen. Der Nachweis von Nervenzelluntergang in charakteristischen Gehirnregionen kann mittels Bildgebung des Gehirns, beispielsweise Kernspintomographie (MRT), erfolgen. Eine verminderte Stoffwechselaktivität in betroffenen Hirnarealen ist mittels funktioneller Bildgebung wie der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) nachweisbar. Zusätzlich können die beschriebenen fehlerhaft gefalteten Eiweiße im Nervenwasser nachgewiesen werden: Bei der Alzheimer Krankheit findet man erniedrigte Werte für Beta Amyloid und erhöhte Werte für phosphoryliertes Tau. 

Die Alzheimer Krankheit ist zwar bislang nicht heilbar, allerdings kann das Fortschreiten der Erkrankung durch eine rechtzeitig einsetzende medikamentöse Therapie mit Antidementiva verlangsamt werden. Ziel ist es, die geistige Leistungsfähigkeit und damit die Selbstständigkeit des Patienten möglichst lange zu erhalten. „Viele bisher entwickelte Medikamente wirkten aber noch nicht gezielt auf die Krankheitsprozesse ein“, sagt Dr. Judith Alferink. Es wird daher intensiv an Medikamenten geforscht, die genauer in den veränderten Prozess im Gehirn bei Alzheimer eingreifen. „Derzeit wird erforscht, ob man Patienten schon früh gegen die gefährlichen Eiweißablagerungen im Gehirn impfen kann, die die Krankheit kennzeichnen“, erklärt die Expertin. Impfstrategien sollen dabei das Immunsystem des Patienten anregen, die krankhaften Proteine anzugreifen. Insbesondere die zielgerichtete Beeinflussung von Immunzellen sei dabei eine große Herausforderung und stelle ein vielversprechendes Forschungsziel mit erheblichem Therapie-Potenzial dar. 

 

Versorgung bei Demenz – ethische Herausforderungen am Lebensende 

Die Lebenserwartung für den Einzelnen nimmt weiterhin ständig zu. Dies ist zunächst als ein biomedizinischer Erfolg zu werten. In höherem oder gar sehr hohem Alter wird die Betreuung und auch das „inidviduelle Lebensende“ aber häufig ein wichtiges Thema. Gerade Fragen zur Ernährung am Lebensende sind aus medizinischer und ethischer Sicht eine Herausforderung für Betroffene, ihre Angehörigen und das betreuende multidisziplinäre, geriatrische Team. 

In Langzeitpflegestrukturen liegt der Anteil an dementiell Erkrankten bei 80 Prozent, viele Betreute werden über eine Magensonde ernährt. Die damit verbundenen ethischen Fragestellungen bei Patienten mit Demenz sind ein großes Thema.