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Jeder vierte Klinikpatient leidet an Diabetes

Fast jeder vierte Patient einer Klinik der Maximalversorgung leidet an Diabetes Typ 2. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Universitätsklinik Tübingen, die in der Fachzeitschrift „Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes“ erschienen ist. Demnach beläuft sich die Rate der Diabetespatienten auf 22 Prozent, die Quote der Patienten mit einer Diabetes-Vorstufe auf 24 Prozent. Bei 3,7 Prozent der Klinikpatienten stellten die Forscher einen unentdeckten Diabetes fest. Diabetes verlängert den Klinikaufenthalt im Schnitt um 1,1 Tage und führt zu vermehrten Komplikationen. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass alle Patienten über 50 Jahre routinemäßig bei stationärer Aufnahme auf Diabetes getestet werden sollten.

 

 Die Wissenschaftler untersuchten über einen Zeitraum von vier Wochen insgesamt 3733 erwachsene Patienten auf Diabetes, die am Universitätsklinikum Tübingen aufgenommen wurden und bei denen eine Blutprobe vorlag. Diabetes wurde ab einem HbA1c-Wert von 6,5 Prozent definiert, Prädiabetes – also die Vorstufe der Stoffwechselstörung – ab 5,7 Prozent.  Wie die Ergebnisse zeigen, hatten 23,68 Prozent der Patienten einen Prädiabetes. Bei 22,15 Prozent lag Diabetes vor, bei 3,7 Prozent der Patienten wurde Diabetes neu diagnostiziert. „Aufschlussreich ist auch die Verteilung der Diabetes-Quoten über die verschiedenen Fachabteilungen hinweg“, sagt DDG Präsident Professor Dr. med. Dirk Müller-Wieland.

 

Überdurchschnittlich viele Patienten mit Diabetes lagen auf den Intensivstationen (43 Prozent), aber auch in der Thorax- und Gefäßchirurgie (39 Prozent), in der Inneren Medizin (32 Prozent) und in der Notaufnahme (30 Prozent). „Hier ist eine intensive diabetologische Betreuung besonders notwendig“, so Müller-Wieland.  Die Begleiterkrankung Diabetes hat unmittelbare Auswirkungen auf die Qualität der Versorgung. „Patienten mit Diabetes bleiben im Schnitt 1,1 Tage länger im Krankenhaus als Patienten ohne Diabetes oder mit Prädiabetes“, stellt Studienautor Professor Dr. med. Andreas Fritsche fest. Zugleich steigen die Komplikationen bei Patienten mit Diabetes signifikant an. Während bei Patienten mit Diabetes in 24 Prozent der Fälle Komplikationen auftraten, waren es bei Patienten ohne Diabetes nur 15 Prozent.  Aus den Ergebnissen ziehen die Autoren zwei Schlüsse. „Zum einen sollte jeder Diabetes von Beginn der stationären Aufnahme an von einem spezialisierten Diabetes-Team mitbehandelt werden“, so Fritsche. Dies erspare unnötige Komplikationen und damit auch Kosten. Zum anderen sei es lohnenswert, jeden Patienten über 50 Jahre gleich auf Diabetes zu untersuchen. Denn: „Bei jedem 17. Patienten wird dann ein bisher unentdeckter Diabetes diagnostiziert“, erläutert Fritsche. 

 

 Die DDG teilt diese Auffassung. Aus diesem Grund bietet die Fachgesellschaft das Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ an. Das Zertifikat soll sicherstellen, dass Patienten mit der Nebendiagnose Diabetes in den entsprechenden Abteilungen bei jedem Krankheitsfall kompetent behandelt werden.  Darüber hinaus hat die DDG angemahnt, die Diabetologie im Fallpauschalen-System DRG besser zu berücksichtigen. „Derzeit wird die sprechende und nichttechnische Medizin nicht ausreichend vergütet“, so DDG Präsident Müller-Wieland. Auch dürfte die Zahl der Abteilungen für Diabetologie angesichts zunehmender Diabetes-Erkrankungen nicht weiter abgebaut werden.