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1.000. Niere transplantiert
Meilenstein im Dresdner Uniklinikum
Im Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden herrscht seit Beginn dieses Jahres Hochbetrieb: In den ersten drei Monaten konnten bereits 25 Nieren verstorbener Menschen sowie zwei weitere im Rahmen von Lebendspenden implantiert werden. Dadurch wurde die Zahl von insgesamt 1.000 Nierentransplantationen am Dresdner Uniklinikum erreicht.
Mit der Lebendspende einer 39-Jährigen für ihren sechs Jahre älteren Bruder zählt das Transplantationsprogramm nun bereits die 1.001. Übertragung einer Niere. Hinter dem Programm stehen die Teams von Prof. Manfred Wirth, Direktor der Klinik für Urologie sowie von Prof. Christian Hugo, Leiter des Schwerpunktbereichs Nephrologie der Medizinischen Klinik III. Das Nieren- und Pankreastransplantationsprogramm des Dresdner Uniklinikums erfüllt dabei nicht nur die höchsten medizinischen Standards, sondern auch sämtliche ethischen und rechtlichen Vorgaben. Dies wurde von der Prüfungs- und Überwachungskommission der Bundesärztekammer nach einer umfassenden Überprüfung des Transplantationsprogramms im März 2017 erneut bestätigt. Auch wenn in diesem Jahr bereits überdurchschnittlich viele Nieren transplantiert wurden, lässt sich daraus noch keine Tendenz ableiten, ob die Gesamtzahl der in Dresden vorgenommenen Transplantationen bis zum Jahresende steigen wird, sagt Prof. Manfred Wirth. „Die Organtransplantation ist eine der Königsdisziplinen in der Medizin. Ohne eine partnerschaftliche, konsequent interdisziplinär ausgerichtete Zusammenarbeit lassen sich Transplantationen nicht erfolgreich ausführen. Die jetzt zum 1.000. Mal vorgenommene Übertragung einer Niere ist ein Beleg für die Leistungsfähigkeit der Dresdner Hochschulmedizin, die in den 90er Jahren ein eigenes Transplantationszentrum aufbaute und 1995 die erste Niere transplantierte. Um der Transplantationsmedizin die bestmögliche Zukunft zu sichern, haben wir uns neben einer optimalen ärztlichen und pflegerischen Versorgung die höchsten ethischen und rechtlichen Standards gesetzt“, sagt Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums. „Es erfüllt mich mit Stolz, dass ich nicht nur das Transplantationsprogramm am Universitätsklinikum etabliert und die erste Nierentransplantation Dresdens vorgenommen habe, sondern wir nun auch den 1.000. hier transplantierten Patienten betreuen. Hinter einer solchen Erfolgsgeschichte stehen natürlich immer ein hervorragend eingespieltes Team sowie zuverlässige und leistungsfähige Strukturen. Dies hat sich auch in dem noch jungen Jahr 2018 bewährt, in dem wir bereits 27 Nieren transplantiert haben“, sagt Prof. Manfred Wirth. Die von ihm seit 25 Jahren geleitete Klinik für Urologie gehört zu den absolut größten universitären Einrichtungen ihrer Art und ist eine der wenigen, die komplett gemäß dem Qualitätsmanagementsystem der DIN EN ISO 9001 zertifiziert wurden.
„Auch wenn sich die Dialysetherapie in den letzten 20 Jahren ebenfalls kontinuierlich weiterentwickelt hat und viele Leben rettet, ist sie nach wie vor für junge und ältere Patienten die schlechtere Alternative zur Transplantation: Eine gut arbeitende Niere reinigt das Blut permanent und entgiftet den Körper vollständig, während der zeitlich beschränkte Einsatz der Dialyse – normalerweise drei mal fünf Stunden pro Woche – den Organismus nur zum Teil entgiften kann. Das belastet unter anderem den Kreislauf, was zu fortschreitenden körperlichen Schäden führt. Damit verschlechtert jedes Jahr an der Dialyse die Chancen für eine erfolgreiche Nierentransplantation“, sagt Prof. Hugo, der seit 2009 den Schwerpunktbereich Nephrologie der Medizinischen Klinik III am Dresdner Uniklinikum leitet und die Patienten vor und nach der Transplantation betreut.
Um möglichst vielen Patienten die Chance auf ein Leben ohne Dialyse zu geben, müssen sich die in den letzten Jahren auch im europäischen Vergleich extrem niedrigen und weiter abnehmenden Organspendezahlen deutlich verbessern. Neben der Bereitschaft der Menschen bedarf es hierzu einer auskömmlichen Finanzierung aller mit der Organspende verbundenen Tätigkeiten sowie besserer Strukturen in vielen Krankenhäusern. In den letzten zehn Jahren haben sich unter dem ausgeprägten Organspenderückgang auch die Transplantationszahlen deutschlandweit praktisch halbiert. Während sich das Dresdner Nierentransplantationszentrum durch seine hohe Kompetenz in den letzten zehn Jahren vom kleinsten zum größten Zentrum in der Region entwickelt hat, spiegelt sich die derzeit schwierige Organspendesituation auch in den Zahlen der in Dresden vorgenommenen Nierentransplantationen wider: Die im Jahr 2017 im Uniklinikum vorgenommenen 54 Transplantationen markieren den Tiefstand innerhalb der letzten drei Jahre: 2016 wurden noch 64 Nieren übertragen, 2015 lag die Zahl bei 83. Darin enthalten sind jeweils die Lebendspenden, deren Niveau relativ konstant blieb: 2015 und 2016 waren es 17 pro Jahr; 2017 lag die Zahl der Lebendnierenspenden bei 15. Die schwierige Situation bei den Spenden Verstorbener steht im engen Zusammenhang mit der Spendebereitschaft in Sachsen: Im Freistaat wurden 2017 insgesamt 79 Nieren gespendet und davon 59 auch hier implantiert. Ein Großteil davon – 39 – übertrug das Expertenteam der Urologie des Dresdner Uniklinikums. Ungeachtet der kritischen Lage bei den Organspenden bleibt die Zahl der im Uniklinikum betreuten Wartelisten-Patienten, die leider auch unverändert viele Jahre auf eine Spenderniere warten müssen, auf konstant hohem Niveau: Im vergangenen Jahr waren dies 334 Patienten, 2016 warteten 353 auf eine Niere und das Jahr zuvor 330. Mehr als die Hälfte der Patienten auf der Warteliste – 55 Prozent – sind nach den Statistiken für das Jahr 2016 jünger als 56 Jahre. Auf die Altersgruppe von 56 bis 64 Jahren entfallen 30 Prozent sowie 15 Prozent auf die noch älteren Patienten.
Der Erfolg des Dresdner Transplantationszentrums gründet sich auf das Teamwork der Experten der Urologie sowie der in der Medizinischen Klinik III tätigen Nephrologen. Ein Schwerpunkt der internistischen Versorgung ist es, den Patienten vor und nach der Transplantation medikamentös so zu behandeln, dass der Körper das neue, körperfremde Spenderorgan nicht abstößt. Dank innovativer Medikamente und Therapiestrategien zur Unterdrückung der Abwehrreaktionen gegen das körperfremde Organ sind die Erfolgschancen einer Transplantation in den letzten zwei Jahrzehnten gestiegen und die Optionen der Lebendnierenspende deutlich verbessert worden. Hierbei hat auch das Dresdner Transplantationsteam insbesondere mit einer vor einem Jahr international viel beachteten und hochrangig publizierten multizentrischen Studie einen wesentlichen Anteil.
„Leider ist aber das Hoch an Organspenden im Osten Deutschlands, das in Jahren 2005 bis 2007 für positive Schlagzeilen gesorgt hatte, längst Geschichte und der aktuelle Spendenrückgang ganz besonders ausgeprägt in den Bundesländern Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt – von der Deutschen Stiftung Organtransplantation als „Region Ost“ definiert. „Wichtig ist aber die Erkenntnis, dass die Wartezeit in Dresden ganz entscheidend von der Spendebereitschaft in der jeweiligen Region abhängt und viel weniger von der allgemeinen in Deutschland oder im Eurotransplant-Verbund vorhandenen Bereitschaft, Organe zu spenden. Dementsprechend wird sich eine verbesserte lokale Spendebereitschaft auch in der Region um Dresden auswirken. Deshalb begrüßt das Dresdner Transplantationszentrum ausdrücklich alle positiven Aktivitäten zur Organspende“, so Prof. Hugo. „Die Situation der Organspende in Deutschland ist kritisch: Obwohl die positive Einstellung der Bevölkerung zur Organspende einer Befragung der Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2016 nach mit 81 Prozent sehr hoch ist, sinken die Organspendezahlen in Deutschland jedes Jahr weiter ab. Im vergangenen Jahr lag die Zahl der Organspender erstmalig unter 800, es wurden nur noch 2.591 Organe in Deutschland transplantiert . Damit lag die Rate an Organspendern pro einer Million Einwohner erstmalig unter zehn und bildet in der Eurotransplantregion damit das absolute Schlusslicht. In Deutschland wurden 2017 nur noch 1.333 Nieren transplantiert, wobei das Nierentransplantationszentrum an der Universitätsklinik in Dresden das größte in den neuen Bundesländern ist", sagt Dr. Patricia Klein, Ärztliche Geschäftsführerin der Sächsischen Landesärztekammer: "Natürlich ist die Organspende ein freiwilliges Geschenk und weder Patienten noch Angehörige noch jeder Einzelne darf unter Druck gesetzt werden. Aber die hohe Spendebereitschaft der Bevölkerung sollte wertgeschätzt werden und wir sollten uns alle bewusst sein, dass jede einzelne Spende Leben retten wird."