• Februar 13, 2024
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Anzahl der Klassenwiederholungen weiter gesunken

Schulsenatorin Ksenija Bekeris hat die Statistik zum laufenden Schuljahr 2023/24 vorgestellt: „Hamburgs Schulen erleben weiter einen historischen Schülerzuwachs: 6.386 zusätzliche Schülerinnen und Schüler innerhalb nur eines Schuljahres, das entspricht der Schülerzahl von rund 350 zusätzlichen Schulklassen oder zum Beispiel 20 zusätzlichen Grundschulen. Einen solch schnellen und massiven Zuwachs wie in den letzten zwei Jahren hat es vermutlich historisch in Hamburg nie gegeben, auch nicht in Folge der Flüchtlingskrise im Nahen Osten ab 2015. Ich bin Hamburgs Schulleitungen und Kollegien außerordentlich dankbar, dass die Aufnahme einer so gewaltigen Anzahl von Schülerinnen und Schülern bislang so gut gelungen ist, allerdings sind die Herausforderungen weiter sehr groß.“

Insgesamt besuchen in diesem Schuljahr rund 265.500 Schülerinnen und Schüler die Hamburger allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen, staatlich und privat, ein erneuter neuer Höchststand. Die Ganztagsangebote an Hamburgs Schulen werden weiter stark angewählt, und alle Schulformen profitieren von mehr Lehrkräften.

Hamburgs allgemeinbildenden Schulen besuchen im aktuellen Schuljahr 217.580 Schülerinnen und Schüler die 412 Grundschulen, Stadtteilschulen, Sonderschulen und Gymnasien. Das sind nochmal 6.386 mehr als im Vorjahr (+3,0%) und 30.856 mehr als vor zehn Jahren (+16,5 Prozent). Besonders stark gewachsen sind in diesem Zeitraum die Grundschulen (+ 14.901, +24,8 Prozent). Darüber hinaus besuchen 47.970 Schülerinnen und Schüler die Berufsbildenden Schulen, so dass Hamburgs Schulen aktuell 265.550 Schülerinnen und Schüler verzeichnen. Das besonders starke Wachstum der Grundschulen zeigt sich auch weiterhin bei der Entwicklung der Erstklässler: Vor zehn Jahren waren es noch 15.761 Abc-Schützen, aktuell sind es 19.521, also rund 24 Prozent mehr. Das entspricht 180 zusätzlichen Eingangsklassen – pro Schuljahr.

Der insgesamt deutliche Zuwachs der Schülerzahl hat zu einem weiteren Zuwachs beim pädagogischen Personal von 19.789 im Vorjahr auf jetzt 20.369 Vollzeitstellen geführt (+580 Vollzeitstellen). Noch deutlicher wird der Anstieg im Vergleich der letzten zehn Jahre. Vor zehn Jahren gab es an den Schulen 17.079 Vollzeitstellen für pädagogische Beschäftigte, heute haben die Schulen 3.290 Stellen mehr (+ 19 Prozent). Insgesamt stieg die Zahl der Stellen um rund 30 Prozent. Die Gründe dafür sind unter anderem die Verkleinerung der Schulklassen, die bessere Förderung von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf, der Ausbau der Ganztagsangebote und der massive fluchtbedingte Schülerzuwachs.

Von kleineren Klassengrößen profitieren vor allem die Grundschulen in schwierigen sozialen Umfeldern mit aktuell durchschnittlich nur 18,4 Schülerinnen und Schülern pro Klasse, sowie 22,1 an allen anderen Grundschulen. An Stadtteilschulen liegt die Klassengröße bei 23,9 und an den Gymnasien 26,3 (jeweils Klassenstufen 5-10). Auf eine Pädagogin oder einen Pädagogen kommen somit rund 12,2 Schülerinnen und Schüler an Grundschulen, 10,6 an Stadtteilschulen, 14,6 an Gymnasien und 3,4 an Sonderschulen.

Der Anteil von Schülerinnen und Schülern, die an Privatschulen unterrichtet werden, ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Waren es 2014/15 noch 10,7 Prozent, sind es aktuell nur noch 8,3 Prozent. Hier wirkt sich auch weiterhin unter anderem das sukzessive Auslaufen einiger katholischer Schulen aus.

Die Corona-Krise hatte sich in den Vorjahren bei der Anzahl der Klassenwiederholungen merklich ausgewirkt. Die Schulbehörde hatte es Schülerinnen und Schülern mit Corona-bedingt starken und fächerübergreifenden Lernlücken ausnahmsweise ermöglicht, Anträge auf Klassenwiederholungen zu stellen. Während im Schuljahr 2020/21 nur 1.801 Schülerinnen und Schüler eine Klassenstufe wiederholten, waren es im Schuljahr 2021/22 2.854. Im aktuellen Schuljahr ist die Anzahl der Klassenwiederholungen weiter abgesunken auf insgesamt 2.266 (bei gleichzeitig wachsender Schülerzahl). Insbesondere an den Grundschulen und den Stadtteilschulen ist der Wiederholer-Anteil zum Teil merklich gesunken auf 0,8 Prozent (Grundschulen, 2021/22: 1,5 Prozent) sowie auf 1,7 Prozent (Stadtteilschulen, 2021/22 2,1 Prozent). Parallel dazu sind die Fördermaßnahmen wie schulische Lernförderung, Lernferien und das Mentoren-Programm „Anschluss“ für Viertklässler gestärkt worden, so dass weniger Schülerinnen und Schüler den drastischen Weg einer Klassenwiederholung gehen wollten.

Aufgrund des erhöhten Anteils von Klassenwiederholungen im Vorjahr ist nun die Zahl der Schulabgänger mit Mittleren Schulabschluss (MSA): 3.345 Schülerinnen und Schüler verließen die Schule mit dem Ersten allgemeinen Schulabschluss ESA (+194 und 2.795 mit dem MSA (-6). Weitere 9.065 Schülerinnen und Schüler beendeten ihre Schullaufbahn mit dem Abitur und 649 mit dem schulischen Teil der Fachhochschulreife. Die Abiturquote sank im Vergleich zum Vorjahr von 54,0 Prozent leicht auf 53,6 Prozent. Der Anteil der Schulentlassenen ohne Schulabschluss liegt unverändert bei 6,3 Prozent, somit im langjährigen Mittel. Rund 47 Prozent dieser Schulentlassenen ohne Abschluss haben einen sonderpädagogischen Förderbedarf.

Schulentlassenen ohne Abschluss bietet das Hamburger Schulsystem die Möglichkeit, nach ihrem Schulabgang im Rahmen einer Berufsausbildung oder im Rahmen anderer Bildungsangebote an den Berufsschulen den Schulabschluss zu erwerben. Viele erlangen auf diesem Weg den Schulabschluss, so dass die Quote der Schülerinnen und Schüler ohne Schulabschluss deutlich sinkt.

Der massive Ausbau der Ganztagsangebote an den Schulen wird von Hamburgs Familien auch weiterhin sehr stark genutzt, aktuell nehmen 88,6 Prozent der Grundschülerinnen und -schüler am Ganztag teil (74,5 Prozent in 2014). 49,7 Prozent der Kinder nehmen darüber hinaus an einer Ferienbetreuung teil. Ende 2023 hatte das Institut der Deutschen Wirtschaft in einer Vergleichsstudie festgestellt, dass Hamburg bei der Ganztagsbetreuung an Grundschulen bundesweit die Spitzenposition einnimmt.

Hamburgs Inklusionsquote, also der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, der an Regelschulen unterrichtet wird, nimmt weiter stetig zu, aktuell auf 66,8 Prozent.

Insgesamt steigt der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund (nach Mikrozensus) weiter leicht auf aktuell 53,9 Prozent in den Vorschulklasse bis Klasse 10. Gleichfalls steigt auch der Anteil der Schülerinnen und Schüler, in deren Familien zu Hause überwiegend kein Deutsch gesprochen wird, auf 33,8 Prozent (Vorjahr 32,7 Prozent). Auch hier macht sich die hohe Anzahl von fluchtbedingt zugezogenen Schülerinnen und Schüler bemerkbar.

Zum Erhebungszeitpunkt September 2023 besuchten 4.105 Schülerinnen und Schüler mit Flucht- oder direkter Einwanderungsgeschichte eine Internationale Vorbereitungsklasse (IVK) oder eine Basisklasse an einer staatlichen allgemeinbildenden Schule, aktuell sind es sogar 4.314. Weitere 2.262 Schülerinnen und Schüler besuchten eine Ausbildungsvorbereitung für Migrantinnen und Migranten (AvM) oder eine Alphabetisierungsklasse, aktuell sind es 2.325. Insgesamt besuchen Mitte Januar 2024 damit rund 6.639 Schülerinnen und Schüler mit Flucht- oder direkter Einwanderungsgeschichte eine Sonderklasse, bevor sie in der Regel nach einem Jahr in eine Regelklasse wechseln. Diese Internationale Vorbereitungsklassen und Basisklassen verteilen sich inzwischen relativ gleichmäßig auf die Schulformen: 61 an Grundschulen, 56 an Stadtteilschulen, 54 an Gymnasien sowie drei an Sonderschulen.

Nach dem Wechsel von der Grundschule auf die weiterführenden Schulen werden im aktuellen Schuljahr 48,4 Prozent der Fünftklässler an Stadtteilschulen beschult und 51,6 Prozent auf Gymnasien. Das sind nahezu die gleichen Werte wie vor zehn Jahren. Das 2-Säulen-Modell erweist sich als sehr stabil.

Die Anzahl von Schülerinnen und Schülern, die das Gymnasium zwischen Klasse 5 und 12 verlassen und ihre Schullaufbahn an einer Stadtteilschule fortführen, ist seit einigen Jahren relativ stabil, aktuell bei 1.385, davon 780 nach Jahrgangsstufe 6 (Vorjahr 697).

Das milliardenschwere Schulausbauprogramm wirkt. Insgesamt sieht der aktuelle Schulentwicklungsplan bis zu 44 Schulneugründungen vor. Seit 2019 sind bereits zwölf neue Schulen gegründet, weitere 14 sind konkret in der Gründung und haben Gründungsschulleitungen. Über 120 bestehende Schulen werden zudem saniert, modernisiert und vergrößert. 40 Ausbauprojekte sind bereits realisiert, weitere über 60 konkret in Umsetzung. Zum aktuellen Schuljahr waren der „Campus Kieler Straße“ (Stadtteilschule mit gymnasialem Zweig) und das Gymnasium Langenhorn gestartet. Für das nächste Schuljahr stehen folgende Schulen in den Startlöchern und haben bereits an der Anmelderunde 5 teilgenommen: Campus Hebebrandstraße (City Nord, Stadtteilschule mit Gymnasialzweig), Gymnasium Neugraben, Gymnasium im Eilbektal (Eilbek), Stadtteilschule In den Reethen (Neugraben-Fischbek), Stadtteilschule Osterbek (Bramfeld) und Campus Schnelsen (Stadtteilschule mit Gymnasialzweig).