- März 28, 2022
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Verkehrssicherheitsbilanz 2021:
Anzahl der Verkehrsunfälle weiterhin auf niedrigem Niveau
Hamburgs Innensenator Andy Grote, Polizeivizepräsident Morten Struve und der Leiter der Verkehrsdirektion Ulf Schröder haben am heutigen Dienstag (15. Februar 2022) die Verkehrssicherheitsbilanz für das Jahr 2021 vorgestellt. Im vergangenen Jahr war ein leichter Anstieg der Verkehrsunfälle von 58.140 auf 59.427 zu verzeichnen. Damit lag die Gesamtzahl auch im zweiten von der Pandemie beeinflussten Jahr immer noch rund 14 Prozent unter den fast 69.000 registrierten Unfällen des Jahres 2019. In knapp 90 Prozent der Fälle entstanden lediglich Sachschäden. Bei 6.797 Verkehrsunfällen verunglückten 8.153 Personen und damit 249 mehr als 2020, aber immer noch 1.142 weniger als 2019.
Trotz leichtem Anstieg gegenüber 2020 – deutlich weniger Unfälle und Verletzte als vor der Pandemie
Die Anzahl der Verkehrsunfälle in Hamburg ist im vergangenen Jahr um 1.287 auf 59.427 leicht angestiegen (+2,2%). Den Großteil hierbei macht der Anstieg der Verkehrsunfälle mit Lkw-Beteiligung (+1.021) aus, in deren Erhebung auch Kleintransporter (bis 3,5 t) enthalten sind. Allein ihr Anteil beträgt dabei 751 von 1.021 zusätzlichen Unfällen und zeichnet sich größtenteils durch Sachschadensunfälle wie zum Beispiel die klassischen Parkrempler aus. Das rasante Wachstum des Onlinehandels und die Zunahme der Zulassungszahlen für Kleintransporter dürften damit in Zusammenhang stehen.
Es ereigneten sich 6.797 Verkehrsunfälle mit Personenschaden (+3,1%), bei denen 8.153 Personen verunglückten. Die Zahl der Schwerverletzten stieg leicht auf 772 (+51), die der Leichtverletzten auf 7.361 (+193). Die Anzahl aller Verunglückten je 100.000 Einwohner liegt mit 440 sehr nahe an dem historischen Tiefstwert aus 2020 (428).
Im vergangenen Jahr kamen 20 Menschen im Straßenverkehr ums Leben (2020: 15 und 2019: 28 Verkehrstote). Betroffen waren zehn zu Fuß Gehende, drei Radfahrende, drei Personen in Lkw, zwei auf Motorrädern und zwei in Pkw.
Anzahl verunglückter Kinder weiterhin sehr niedrig
Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Kindern (bis 14 Jahre) stieg leicht um 1,9% auf 592 an, bei denen 419 Kinder (+40/+10,6%) verunglückten. Im Vergleich zu 2019 (423) wurden vier Kinder weniger verletzt
(-0,9%). Leider war der Tod eines vierjährigen Kindes zu beklagen.
Die Entwicklung der Verkehrsunfälle mit Beteiligung junger Erwachsener (18 bis 24 Jahre) stieg um +6,2% auf 10.207 und damit stärker als die Gesamtentwicklung, blieb jedoch um 8,9% unter dem Niveau von 2019. Geringer (+3,1%) war in dieser Gruppe der Anstieg von Verkehrsunfällen mit Personenschaden.
Die Verkehrsunfälle mit Seniorenbeteiligung lagen mit 10.565 auf etwa gleichem Stand wie in 2020 (+0,4%). 839 Senioren erlitten Verletzungen, dies sind 0,8% weniger als in 2020.
Anzahl von Radfahrunfällen stagniert - Quote von Unfällen ohne Fremdeinwirkung steigt
In 2021 wurden 3.703 Verkehrsunfälle mit Radfahrenden aufgenommen, was einem geringfügigen Anstieg von +0,9% zu 2020 entspricht. In 677 Fällen (+53,9%) handelte es sich dabei um Unfälle ohne jegliche Beteiligung anderer Verkehrsteilnehmer. Bei weiteren 263 Verkehrsunfällen war auch die zweite beteiligte Person mit dem Fahrrad unterwegs. Die Anzahl verunglückter Radfahrender ist mit 2.737 unverändert. Rund zwei Drittel der Radfahrunfälle wurden durch Radfahrende zumindest mitverursacht.
Tiefststand bei verunglückten Motorradfahrenden – deutlicher Anstieg bei E-Scootern
2021 wurden 1.836 (+391/+27,1%) Verkehrsunfälle von motorisierten Zweirädern aller Größenordnungen registriert. Trotz einer leicht gestiegenen Anzahl von Verkehrsunfällen mit Motorradfahrenden (über 50 Kubikzentimeter) auf 701 (+25/+3,7%), verunglückten in dieser Klasse so wenig Motorradfahrende wie seit über 20 Jahren nicht. (293 Motorradfahrende und 14 Sozia/-10,8%).
Elektrokleinstfahrzeuge (E-Scooter) haben sich zu einem beliebten und viel genutzten Fortbewegungsmittel überwiegend im innerstädtischen Bereich entwickelt. Im Vergleich zu 2020 stieg ihr Anteil im Leihbetrieb von etwa 6.000 sprunghaft auf knapp 17.000 Fahrzeuge in 2021 an. Mit einer Anzahl von 606 Verkehrsunfällen bei den motorisierten Zweirädern liegt allein deren Beteiligung bei knapp einem Drittel. Bei diesen Verkehrsunfällen – zumeist von den E-Scooter-Fahrenden selbst verursacht – wurden 370 Nutzer von E-Scootern und 91 andere Verkehrsteilnehmer verletzt.
Historisch niedrigster Wert bei Unfällen mit zu Fuß Gehenden
Erfreulich ist der insgesamt weitere Rückgang verunglückter zu Fuß Gehender im Vergleich zu 2020 um 6,9% auf 820 – ein historischer Tiefststand seit Beginn der statistischen Erfassung. Das gilt auch für die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle mit zu Fuß Gehenden, die im vergangenen Jahr mit 1.153 noch nie zuvor so niedrig war. Unfälle mit zu Fuß Gehenden beruhten nicht selten auf eigenem Fehlverhalten, zumeist beim Überqueren der Fahrbahn. Dies musste auch bei sechs von zehn tödlich verunglückten zu Fuß Gehenden festgestellt werden. Eine erhöhte Gefahr für zu Fuß Gehende besteht neben dem unachtsamen Betreten der Fahrbahn auch durch das Tragen schlecht sichtbarer Kleidung in der dunklen Jahreszeit. Die Ablenkung zum Beispiel durch das Smartphone stellt einen weiteren Risikofaktor dar. Eine Verantwortung haben aber auch Kraft- und Radfahrende, die durch angepasste Geschwindigkeit, vorausschauende Fahrweise und regelkonformes Verhalten ihren Beitrag für die Sicherheit von zu Fuß Gehenden leisten müssen.
Mehr Alkohol am Steuer – weniger Drogen
Alkoholbedingte Verkehrsunfälle sind wieder häufiger registriert worden, mit 768 Unfällen zeigte sich eine Steigerung (+66/+9,4%) im Vergleich zum Vorjahr. Auch gegenüber 2019 (749) ist eine Zunahme zu verzeichnen. Bei 320 (+67/26,5%) Unfällen unter dem Einfluss alkoholischer Getränke kamen Menschen zu Schaden. Drogeneinfluss lag mit 209 Verkehrsunfällen (-3/-1,4%) dagegen etwas weniger häufig vor. Insbesondere im Zusammenhang mit Geschwindigkeitsverstößen, aggressiver und enthemmter Fahrweise sowie verbotenen Straßenrennen wird immer wieder der Einfluss von berauschenden Substanzen festgestellt.
Hauptunfallursachen Geschwindigkeit und Abstand
Geschwindigkeit und Abstand sind zwar weiterhin die häufigsten Unfallursachen, die dadurch bedingten Verkehrsunfälle mit Personenschäden sind 2021 jedoch um 5,6 Prozent gesunken. Geschwindigkeitsüberschreitung<wbr />en und Verstöße gegen die Abstands- und Vorfahrtsregeln sowie Rotlichtmissachtungen führen aber noch immer zu mehr als einem Drittel der schwerwiegenden Verkehrsunfälle.
Polizei setzt weiter auf zielgerichtete Kontrollen und vielfältige Präventionsarbeit
Konsequente Geschwindigkeitsüberwachungen durch mobile und stationäre Messanlagen und Videofahrzeuge der Polizei sind weiterhin wichtiger Bestandteil der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. An Unfallbrennpunkten sowie an schützenswerten Einrichtungen wie Kitas, Schulen und Senioreneinrichtungen richtet die Polizei einen besonderen Fokus auf die Geschwindigkeitsüberwachung. Gleichermaßen bleiben die Bekämpfung aggressiven Fahrverhaltens, Maßnahmen gegen Ablenkung durch elektronische Geräte sowie länder- und behördenübergreifende Kontrollen des Schwerlastverkehrs und die Durchführung standardisierter Fahrtüchtigkeitstests zur Erkennung fahruntüchtiger Fahrzeugführer Schwerpunktthemen. Bei der Präventionsarbeit setzen die Polizei und beteiligte Organisationen weiterhin auf eine Mischung aus bewährten und neuen Konzepten zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Die Verkehrslehrer für Kitas und Schulen sowie die Seniorenbe-auftragten konnten ihre Arbeit nach vorübergehenden Pandemiepausen wieder uneingeschränkt aufnehmen.
Ausbau der Fahrradstaffel, Aufbau der Kontrollgruppe Schwerlastverkehr
Mit der Umsetzung des angekündigten Aufbaus einer dritten Fahrradstaffel im Jahr 2021, die auch dem seit Jahren zunehmenden Radverkehr in der Stadt Rechnung trägt, ist ein hamburgweiter Einsatz dieser spezialisierten Kräfte gewährleistet. Auch der Schwerlast- und Güterverkehr wächst in Hamburg stetig an. In den letzten Jahren wurden bei Verkehrskontrollen steigende Beanstandungsquoten festgestellt. Um den EU-Vorgaben und den voranschreitenden technischen Entwicklungen gerecht zu werden, wird 2022 eine Kontrollgruppe Schwerlastverkehr eingerichtet. Als erstes Bundesland hat Hamburg zudem in den letzten zwei Jahren seine städtische Nutzfahrzeugflotte ab 3,5 Tonnen – insgesamt rund 1500 Fahrzeuge – vollständig mit Abbiegeassistenzsystemen ausgestattet und damit die Verkehrssicherheit vor allem für Radfahrende erhöht.
Hamburgs Innensenator Andy Grote: „Die Verkehrsunfallzahlen lagen auch 2021 auf einem erfreulich niedrigen Niveau. Für Fußgänger war das Risiko, auf Hamburgs Straßen zu verunglücken, sogar so niedrig wie noch nie. Ursache hierfür war nicht nur die Pandemie, sondern auch die konsequente und erfolgreiche Verkehrssicherheitsarbeit unserer Polizei. Gerade im Pandemiejahr 2021 verdient dieses tagtägliche Engagement für die Sicherheit auf unseren Straßen allerhöchste Anerkennung. Größtes Sicherheitsrisiko bleiben wir als Verkehrsteilnehmende nach wie vor selbst. Hier sind wir alle gefordert, den täglichen Großstadtverkehr durch eigene Achtsamkeit und Rücksichtnahme sicherer zu machen. Gleichzeitig wird die Polizei ihre Präventionsarbeit ebenso wie die Überwachungsmaßnahmen konsequent fortsetzen und zum Teil auch ausbauen.“
Polizeivizepräsident Morten Struve: „Mit dem im letzten Jahr geschaffenen Lage- und Einsatzzentrum Verkehr und der Verkehrsdirektion 1 haben wir nun eine weitere Möglichkeit geschaffen, Entwicklungen im Straßenverkehr frühzeitig zu erkennen und kurzfristig, zielgerichtet zu begegnen. Die Bildung der Kontrollgruppe Schwerlastverkehr ist ebenfalls eine Reaktion auf ein festgestelltes Phänomen. Auch im Jahr 2022 wird die Verkehrssicherheit eine der wichtigsten Aufgaben der Hamburger Polizei sein. Ich bin meinen Kolleginnen und Kollegen für ihr tagtäglich gezeigtes Engagement dankbar.“
Die Verkehrssicherheitsbilanz 2021 ist im Internet unter www.hamburg.de/innenbehoerde oder www.polizei.hamburg abrufbar.