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Kolumne einer Dresdner Frau: Disy Men

Eine Frauenkolumne: Der Kampf

Das geht ja immer hin und her zwischen mir und meinem männlichen Kollegen, dem Kolumne-Schreiber in der Disy. Schlagabtausch zwischen Mann und Frau. Wie im wahren Leben.

Schon beim Kennenlernen geht das los. Mann und Frau haben sich in der Bar
gesehen, aber wer wagt den ersten Schritt? Die Frau nicht. Natürlich. Er will auch nicht nachgeben? Ha, sie bringt ihn schon mit Blicken dazu, sie anzusprechen. Danach die Sache mit dem Anrufen. Wer ruft wann zurück? Bücher warnen uns Frauen davor, den ersten Schritt zu tun. Dann hätten wir unsere Chance auf Emanzipation in einer eventuell folgenden Partnerschaft verspielt. Dann die erste Zeit der Beziehung. Es ist ein einziger Kampf um die Positionen. Wer bestimmt was, wer dominiert, was von meiner Persönlichkeit ist mir wichtig und auf was bin ich bereit zu verzichten? Den Platz, den wir uns jetzt nicht erobern, können wir in den nächsten zwanzig Jahren auch vergessen. Beim Zusammenziehen wird es noch schlimmer. Wir kämpfen um die Art der Wohnung, um die Auswahl der Möbel und die Aufteilung der Räume.

Schlimm wird es, wenn der Alltag kommt. Wenn sich die Kämpfe zur Schlacht entwickeln. Offene Zahnpastatuben und Haare im Abfluss können schlimmere Waffen sein als Säbel und Degen. Strategien werden entworfen, Feldzüge entwickelt und oft wird um Verbündete gebuhlt. Kinder, Freunde, Eltern. Wenn es in der Beziehung kriselt, werden stärkere Geschütze aufgefahren. Der eine zieht sich zurück und zermürbt den Feind mit der Ruhe vor dem Sturm. Der andere zieht mit Hinterlist und Tücke ins Feld, Eifersuchtsspiele, Liebesentzug, Spionage. Wenn die Beziehung vorbei ist, wird es oft besonders schlimm. Verletzte Eitelkeiten lassen die einstigen Partner zu Despoten werden. Mit Anwälten und Gemeinheiten werden dem schon am Boden liegenden Feind Grausamkeiten zugefügt.

Was also soll das ganze Ding mit Mann und Frau? Sollten wir nicht des lieben Frieden willens auf das andere Geschlecht verzichten? Statt dessen Frauencliquen, Männerrunden. Erstens wäre das furchtbar langweilig und zum anderen wären Kämpfe unter Frauen viel gemeiner und unter Männern viel gewalttätiger. Also nehmen wir doch lieber das kleinere Übel. Und ganz ehrlich: Solche kleinen Kämpfe haben doch auch ihren Reiz, oder?

(Disy Men Sommer 2006)