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Erst Banksy, jetzt Blek le Rat
„Der Mann, der durch Wände geht“: Die Galerie Kronsbein holt erstmals den weltberühmten Grafitti-Künstler nach München
Mit der Banksy-Ausstellung sorgte die Münchner Galerie Kronsbein für das Kunst-Highlight des Sommers. Auf den „King of Urban Art“ folgt jetzt der „Urvater der Schablonen Kunst“! Ab dem 15. September stellen die Galeristen, Dirk G. Kronsbein uns seine Tochter Sarah, erstmals die Werke des berühmten französischen Grafitti-Künstlers Blek le Rat aus: „Blek le Rat – The Man who walks trough the Walls“ ist die erste Einzelausstellung des Streetart-Pioniers in Deutschland!„Die Banksy-Ausstellung war ein riesiger Erfolg, mit dem wir in dieser Form nicht gerechnet haben. Wir hatten über 2000 Besucher aus aller Welt, vor allem auch viele Schulklassen. Die enorme positive Resonanz war für uns ein Grund mehr, das Thema „Urban Art“ weiter aufzugreifen“, so Galeristin Sarah Kronsbein. „Der Zusammenhang zwischen Banksy und Blek le Rat ist leicht zu erklären, denn wie Banksy einst selber sagte: ‘Jedes Mal, als ich dachte ich würde etwas Originelles an die Wand sprühen, fand ich heraus, dass Blek le Rat es bereits schon lange vor mit getan hatte - um genau zu sein, schon 20 Jahre früher’.Wer verbirgt sich hinter „Blek Le Rat“? Der Künstler heißt mit „richtigem“ Namen Xavier Prou und wurde 1951 in Paris als Sohn einer Künstlerfamilie geboren. Er zählt heute zu einer der bedeutendsten Figuren der Street Art Geschichte. Er studierte Grafik und Architektur in Paris an der „Ecolé des Beaux Arts“. Während seines Studiums reiste er im Jahr 1971 mit einem amerikanischen Studienfreund nach New York, wo er zum ersten Mal mit der Graffiti-Kunst in Berührung kam. Er versuchte zunächst, freihändig zu sprühen, was jedoch in seinen Augen fehlschlug. So kam er auf die Schablonen, die er in seiner Kindheit in der italienischen Stadt Padua gesehen hatte. „Es war immer sein Ziel, etwas anderes zu machen. Er wollte sich von den amerikanischen Graffiti absetzen, denn diese waren in seinen Augen für die Architektur von Paris ungeeignet. Er wollte Architektur und Kunst verbinden, einen öffentlichen Raum für jeden zugänglich machen. Sein Ziel war es von Anfang an, die Kunst zu demokratisieren - er wollte den Menschen etwas zurückgeben. In der Graffiti-Kunst sah Blek le Rat die Möglichkeit, wenn nicht sogar die Freiheit, um das auszudrücken, was auch immer er anderen mitteilen wollte“, erklärt Sarah Kronsbein. Ratte als MarkenzeichenDie Ratte gilt als Blek le Rat’s Markenzeichen, und diese gibt es auch in der Galerie Kronsbein bald zu sehen. „Blek le Rat rief die sogenannte „Pochoirbewegung“, die Schablonenkunst, ins Leben, als er im Jahre 1981 in Paris kleine schwarze Ratten sprühte. Denn für ihn symbolisieren Ratten Freiheit und „résistance“, denn Ratten sind Überlebenskünstler. „In Paris gibt es viele davon und passenderweise ist das französische Wort „rat“ ein Anagramm von „art“, also Kunst. Die Ratte wird zu seinem Markenzeichen und gleichzeitig ein Symbol der Street Art. Viele Generationen von Künstlern sehen Blek le Rat als Inspiration. Das bekannteste Beispiel ist Banksy, der durch Ratten seine Popularität erreichte und andere ikonographische Sujets von Blek le Rat übernahm, wie z.B. den „Beggar“, also den Bettler, die Madonna oder den David“, so Sarah Kronsbein.„Madonna mit Kind“ in Leipzig: Eine Liebeserklärung an seine deutsche Frau SybilleSeine erste großformatige Schablone sprühte er im Jahr 1983: ein auf britische Soldaten schimpfender Mann mit einer Schirmmütze. Als Vorlage diente ihm ein Foto aus der Französischen Zeitung „Liberation“. Weltberühmt ist auch sein im Jahr 1991 entstandenes Schablonengraffito „Madonna mit Kind": Blek le Rat widmete es seiner großen Liebe, seiner heutigen Frau Sybille, einer Deutschen, die er in Leipzig kennen lernte. Das Kunstwerk wurde Anfang 2012 in Leipzig wiederentdeckt: Es war jahrelang von Plakaten überklebt und somit konserviert worden. Im Sommer 2012 wurde das Werk vom Künstler restauriert und mittlerweile ist die Arbeit in die Liste der Sächsischen Denkmäler aufgenommen worden. Es gilt als das älteste erhaltene Werk dieser Art von Blek le Rat.Der Mann, der durch Wände geht, David und der BettlerAuch auf den Straßen von Paris, London, New York, Mexiko-Stadt, San Francisco, Los Angeles, Melbourne und vielen anderen Städten können seine Werke bewundert werden - und demnächst auch in der Galerie Kronsbein. „Die Auswahl der Werke, welche ausgestellt werden, sind ein Querschnitt seines Schaffens“, erklärt Sarah Kronsbein. „Die ausgestellten Werke zeigen Blek le Rats bekannteste Figuren und sein gesamtes stilistisches Repertoire, von klassischen Schwarz-Weiß-Arbeiten, über aufwendige Mischtechniken, sogenannte „Mixed Media Arbeiten“. Gezeigt werden insgesamt 14 Werke auf Leinwand und Holz, außerdem zwei seiner Original-Siebdrucke – der „David“ mit Kalaschnikoff und der „Beggar” - sowie eine neue deutsche Version von „The Man who walks through the Walls“, nach dem die Ausstellung benannt ist. „Blek Le Rat sagt, er fühle sich allen seinen Figuren sehr verbunden – doch dieses Werk inkarniert wie kein anderes den Künstler, der mit seiner sperrigen Zeichenmappe, die seine Schablonen enthält, durch die Welt reist – mit anderen Worten „durch Wände geht“. In jedem Land der Welt, das Blek le Rat bereist, hinterlässt er seinen „Mann, der durch Wände geht” und jede internationale Ausstellung zeigt diese Figur auf Leinwand mit der Flagge des entsprechenden Landes. Anlässlich der Ausstellung hier in der Galerie Kronsbein produzierte sein Printstudio eine Edition von Siebdrucken des „The Man Who Walks Through The Walls“ mit der deutschen Flagge.“ Weitere Kunstwerke: Der „Running Man”, eines seiner ersten großformatigen Werke aus den frühen 80er Jahren, das einen Mann und dessen Einsamkeit in der Anonymität der Stadt Paris beschreibt, „The Last Tango in Paris” als Ode an all die Künste, die auf der Straße zelebriert werden, „Rhapsody in Rot“ - eine Hommage an den italienischen Maler Guido Reni sowie Blek le Rat’s Version des David, der allein gegen Goliath kämpfte und der eine Kalaschnikow AK-47 anstelle der Steinschleuder trägt. Ein Werk mit politischer Botschaft ist auch „The Beggar“ – zu deutsch „Der Bettler“. Sarah Kronsbein: „Das Leben in der Stadt ist ein immer wiederkehrendes Motiv bei Le Rat. Als Urban Artist ist er sich seines Einflusses und seiner Verantwortung innerhalb der Öffentlichkeit bewusst und sein soziales Engagement konkretisierte sich im Jahre 2005, als er eine Kampagne für Obdachlose startete. Ausschlaggebend war ein Kind, das mitten in Paris die Passanten um ein paar Centimes anbettelte. Besonders schockierend fand Blek le Rat, dass die meisten Leute unberührt vorbeigingen, als existiere das Problem nicht. „The Beggar“ nahm Gestalt an indem sein Sohn, der im gleichen Alter wie das Bettlerkind war, für ihn Modell stand. Blek le Rat malte hunderte seiner Bettlerschablonen in jedem Land und in jeder Stadt, die er besuchte. Blek le Rat sagt, Bilder seien manchmal stärker als die Wirklichkeit.” Der Künstler wird am Abend der Vernissage am 15. September mit seiner Familie eigens nach München reisen und bei der Ausstellungseröffnung auch persönlich anwesend sein! Zu sehen sind die Werke dann bis zum 12. November.
Text: Andrea Vodermayr