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Disy-Video: Guillermo Mordillo - ein Zeichner, der mit seiner Kunst nie wirklich alt wird

Es sind seine liebenswerten kleinen Charaktere mit den großen runden Nasen, die uns mit viel Humor Lebenssituationen und Beziehungen veranschaulichen, die allen so vertraut sind. Die Rede ist von dem Karikaturisten und Illustrator Guillermo Mordillo. Seine Arbeiten bringen die Menschen seit Jahrzehnten zum Lachen. Allein in Deutschland sind seine zutiefst menschlichen Karikaturen einem Millionenpublikum bekannt. Disy traf ihn anlässlich seiner Ausstellung mit Juwelier Leicht im Kempinski. 

 

Wie finden Sie Dresden?

Mordillo: Ich war wirklich überrascht. Ich wusste bisher nichts über Dresden. Ich kam gestern in München an und besichtigte erst diese Stadt. Heute früh schauten wir uns Dresden an. Natürlich braucht es Zeit, mehr zu erfahren über die Stadt. Dennoch bin ich sehr überrascht, dass die Stadt nicht so bekannt ist wie Hamburg, München und Berlin. Die Stadt sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen. Es gibt ein großartiges Musikfestival und eine sehr aktive Kunstszene hier. 

 

Sie haben ja über hundert Karikaturen hier im Museum ausgestellt. Gibt es bestimmte Werke, die man gesehen haben muss?
Mordillo:
Diese Cartoons sind 20, 30 Jahre alt. Die aktuellsten Zeichnungen sind hier nicht ausgestellt. Ich habe über 2.000 Karikaturen geschaffen, davon sind nur hundert Exemplare in dieser Ausstellung. Das ist sehr wenig. Es ist nur ein kleiner Einblick in das was ich tue. 

 

Lassen Sie uns mehr über ihre Karikaturen reden. Was möchten Sie in ihren Karikaturen vermitteln? Gibt es in den Werken eine Botschaft?
Mordillo:
Sehr weit am Anfang hatten die Karikaturen eine politische Aussage. Ich glaube, in jedem meiner Werke steckt eine politische Idee, jedoch an zweiter und nicht an erster Stelle. Natürlich habe ich Ideen, die sind politisch oder religiös. In meinen Cartoons hoffe ich, das zu zeigen, was ich fühle. Dabei benutze ich keine Worte. 

 

Und ihre Werke sind immer ohne Text?
Mordillo:
In den Karikaturen spiele ich damit, ungenau zu sein und keine sprachlichen Mittel zu verwenden, daher ist es immer ohne Text. Am Anfang hatte ich die ausschlaggebende Idee, es einfach ohne Worte zu machen und dachte, es sei nicht wiederholbar. Doch ich habe es weiter geführt und setzte über 2.000 Ideen um, allesamt ohne Text. 

 

Kommen wir zu der Art ihrer Karikaturen. Gibt es Grenzen? Wie weit kann man mit der Kunst gehen?
Mordillo:
Bezüglich meiner Ideen? Ich meine, es muss Grenzen geben. Die Grenzen müssen ethische sein und die Ideen auf Respekt basieren. Und wenn Ideen noch mit Humor umgesetzt werden, so werden sie am ehesten verstanden. Ich versuche, auf niemanden zu hören und vor allem nicht auf mich selbst. Ich tue dies, weil ich die Menschen und das Leben liebe - und die Unschuld. Besonders liebe ich Tiere, wie man auch in meinen Cartoons sehen kann. 

 

Ist es ein Humor der in vielen Kulturen und Ländern verstanden wird?
Mordillo:
Ich denke schon. Ich habe 15 Bücher, keine Karikaturen, sondern Bücher in China veröffentlicht. Dasselbe gilt für Japan. Ich spreche weder Chinesisch, noch Japanisch. Und dennoch versteht man dort was ich tue. Die Deutschen verstehen es auch. Humor ist eine universelle Sprache. Ich selbst spreche Spanisch, Französisch, Englisch und Italienisch, alles mit Akzent. Meine Werke sprechen ohne Akzent, sie werden so wie sie sind verstanden. 

 

Man sagt ja, Komiker und Karikaturisten seien manchmal traurige Persönlichkeiten. Sind Sie ein glücklicher Mensch?
Mordillo:
Ich bin sehr glücklich. Aber ich bin traurig über all die anderen Dinge, die auf dieser Welt passieren, denn nicht jeder Mensch ist glücklich. Nicht jeder Mensch lebt in einer netten Welt. Es gibt so viele Menschen, die jeden Tag leiden. Ich habe das immer in meinen Hinterkopf, egal, was ich tue. Ich hoffe, dass diese Menschen eines Tages einmal so glücklich sind wie ich. Doch wenn die ganze Welt glücklich wäre, bräuchte man keinen Humor. Wir brauchen Humor, weil wir in einer Welt leben, die nicht zu hundert Prozent glücklich ist. 

 

Ist es richtig, dass Sie aktuell an einem Film arbeiten?
Mordillo:
Ja, das stimmt. Wir arbeiten an einem Film in 3D. Etwa siebzig Minuten lang. Zurzeit arbeiten wir noch an der Geschichte. Ich hoffe bald mit der Produktion beginnen zu können. Denn ich möchte keine hundert Jahre alt werden, bevor ich den Film zu sehen kriege. Ich denke, in zwei bis drei Jahren ist er fertig. 

 

Und der Film beschreibt die ganze Welt?
Mordillo:
Es geht um Tiere und Menschen in einer abgeschiedenen Welt. Das einzige, was ich ihnen verraten kann ist der Name. Er lautet „Crazy Island“. 

 

Was war der erste Tag, an den Ihnen klar war, dass Sie Karikaturist werden?
Mordillo:
Es war der zweite Tag nach meiner Geburt. Am ersten wurde ich geboren, am zweiten dachte ich: „Ich will ein Karikaturist we den“. So ungefähr muss es gewesen sein. 

 

Also haben Sie sich einen Stift gesucht und nie wieder aus der Hand gelegt?
Mordillo:
Ich kann mich nicht genau erinnern, wann ich zum ersten Mal mit Stiften auf Papier malte. Auch kann ich nicht genau sagen, wann ich meine erste Illustration zeichnete. Ich war sehr jung, vielleicht zwei oder drei Jahre alt. Ich habe damit nie aufgehört. Genauso wie mit dem Lernen. Warum? Es ist die Erfüllung an jedem Tag meines Lebens. Sonst würde ich in meinem Alter keine zehn Stunden täglich arbeiten. Ich mag es. Und es ist der Grund, warum ich am Leben bin.