- 6081 Aufrufe
Maik Rietentidt: "Jeder Mensch ist schön."
Maik Rietentidt arbeitete sechs Jahre bei Chanel und bereiste die Welt. Auch Clarins, Estèe Lauder und Karl Lagerfeld waren Stationen seiner Karriere. Für Rietentidt wohnt jeder Frau eine individuelle Schönheit inne. Genau diese Schönheit stellt er mit seiner Arbeit in den Vordergrund.
Mit wem arbeiten Sie lieber, Männer oder Frauen?
Maik Rietentidt: Ich arbeite mit beiden gern, bei Frauen kann ich aber kreativer werden. Make-Up, Mode, Schmuck – es gibt einfach mehr viel mehr Wege, der Kreativität freien Lauf zu lassen.
Welche Möglichkeiten haben Sie als Visagist bei Männern überhaupt?
Maik Rietentidt: Männer werden für Fotoshootings auch immer geschminkt. Dafür verwende ich natürliche, ganz dezente Farben. Ich versuche, dass Androgyne leicht in Szene zu setzen. Das ist aber individuell, man kann beispielsweise die Wangenknochen unterstreichen.
Wird das nur für Shootings gemacht oder wäre ein solches Make Up auch straßentauglich?
Maik Rietentidt: Eher weniger. Ich denke, die meisten Männer würden sich unwohl fühlen.
Was bedeutet für Sie Schönheit?
Maik Rietentidt: Jeder Mensch ist schön. Man muss ihn nur ins rechte Licht rücken. Ich habe sehr oft mit Menschen zu tun, denen gar nicht bewusst ist, wie toll sie sind. Genau das ist das Schöne an meinem Job. Ich kann die Schönheit aus den Menschen herauskitzeln.
Arbeiten Sie lieber mit Promis oder mit 'normalen' Menschen?
Maik Rietentidt: Ich finde die Arbeit mit den Menschen von nebenan spannender. Sie sind viel offener und lassen sich leichter führen. Jemand, der an Fotoshootings gewöhnt ist, hat bereits eingefahrene Vorstellungen. Die 'Normalen' sind für mich eher wie eine weiße Leinwand. Die Kunst entwickelt sich bei der Arbeit.
Sie haben auch für Karl Lagerfeld gearbeitet. Was bedeutet diese Erfahrung für Sie?
Maik Rietentidt: Ich verehre ihn zutiefst! Vor allem als Fotograf. Er macht großartige Bilder, besonders im Modebereich.
Sie haben Werkzeugmacher gelernt. Wie kommt man von so einem Beruf zu Chanel?
Maik Rietentidt: Meine Eltern haben verlangt, dass ich ein solides Handwerk erlerne. Aber für Make Up und Fotografie habe ich mich schon immer interessiert. Dass ich nach meiner Lehre bei Chanel gelandet bin, war ganz großes Glück.
Ein aktueller Make-Up Trend ist das Conturing, also das optische Modellieren von Gesichtszügen. Ist das für Sie auch ein Trend?
Maik Rietentidt: Nein, eher ein ganz alter Hut. Profivisagisten haben diese Technik schon immer angewendet. Natürlich sind Conturing Produkte ein riesiger Verkaufsschlager. Aber nur, weil Kim Kardashian und Co. das hype, ist es nicht neu. Das ist ein kommerzieller Trend.
Was sind die klassischen Fehler, die beim Make-Up gemacht werden?
Maik Rietentidt: Die falsche Farbe. Viele wollen im Gesicht braun sein. Wenn der Rest des Körpers hell ist, sieht das immer merkwürdig aus. Weniger ist oft mehr, man braucht nicht jeden Tag das volle Programm.
Wie kann man solche Fehler vermeiden?
Maik Rietentidt: Das Make-Up sollte man nie am Handgelenk ausprobieren, dort ist die Haut immer heller. Wichtig ist, das im Wangenbereich auszuprobieren. Eine große Rolle für einen tollen Look spielen auch die Augenbrauen. Hier würde ich immer zu Profis raten, man sollte sich die Augenbrauen immer im Kosmetikstudio oder beim Friseur zupfen lassen. Augenbrauen, passendes Make-Up, Wimperntusche und Lippenstift, mehr braucht man nicht. Wie findet man die richtigen Farben für sich heraus? Maik Rietentidt: Grundsätzlich gibt es keine Faustregel. Man sollte sich einfach ausprobieren und muss ich wohl fühlen, dann gibt es kein Falsch.
Wie gehen sie als Profi vor?
Maik Rietentidt: Ich muss fragen: Wie weit kann ich gehen? Wie mutig ist die Person? Das ist bei mir auch viel Instinkt. Ich betrachte den Menschen als Ganzes und entwickle ein Gefühl dafür. Das ist eine sehr flexible Sache. Mit wem würden Sie gern einmal zusammen arbeiten? Maik Rietentidt: Naomi Campell und Beyoncé.
Können Sie sich vorstellen, noch einmal etwas ganz anderes zu machen?
Maik Rietentidt: Nein, auf keinen Fall! Ich liebe meine Arbeit, auch im größten Stress.