• 5405 Aufrufe

Rudolph Moshammer: Ein fast vergessener Wohltäter

Er war schon zu Lebzeiten Kult: Sein schwarzer Anzug, die bunte Krawatte, ein breites Lachen, dazu akkurat frisierte Haare, einen feinen Schnauzer und natürlich Hundedame Daisy auf dem Arm. Es gibt kaum jemanden in München, ja in Deutschland, der sich nicht an Rudolph Moshammer erinnern kann. Doch im Münchner Alltagsleben geriet er viel zu schnell in Vergessenheit. Darum wirft das Disy-Magazin einen Blick zurück auf einen Menschen, der zu Lebzeiten zu den schillerndsten Personen Münchens zählte, eine Stilikone, die auf den Hund gekommen war, ein Meister der Selbstinszenierung, und ein Wohltäter. Die von ihm gegründete Stiftung ist auch heute noch aktiv und hilft Menschen in Not.

Warum eine Legende zu Lebzeiten heute fast vergessen ist aber sein Erbe auch heute noch besteht

Rudolf Moshammer hatte eine bemerkenswerte soziale Seite, weiß Florian Besold, Rechtsanwalt und Vorsitzender des Vereins Rudolf Moshammer Licht für Obdachlose e.V.. 'Mosis' Leben indes war nicht immer rosig. Seinen Erfolg hat sich Moshammer hart erarbeitet. Seine Boutique in der Münchner Maximilianstraße und seine spezielle Art machten ihn bekannt, doch bis dahin war es ein weiter Weg. Der Vater wurde nach dem Verlust seines Vermögens Alkoholiker. Auf den gemeinsamen Schulden blieb seine Mutter auch sitzen, nachdem sie den Vater verließen." Diese Notlage hat uns aneinander gekettet," sagte Moshammer einmal. "Ich hatte eine sehr bodenständige Mutter, die mich mit Liebe überschüttet hat." Bis zu ihrem Tod 1993 war Frau Mama seine ständige Begleitung - dann kam Hundedame Daisy. Bei vielen Prominenten galt er als exzentrisch, bei den Menschen jedoch war er beliebt. Ihn umgab eine außergewöhnliche Aura. Rudolph Moshammer war ein Multitalent. Er startete 2000 und 2001 zusammen mit der Gruppe Münchner Zwietracht beim Vorausscheid zum Eurovision Song Contest - wenn auch mit wenig Erfolg. Er veröffentlichte eine autobiographische CD, auf der er über sein Leben aus seiner Sicht erzählte. Unterlegt wurden seine Worte von seinen liebsten Werken klassischer Musik. Außerdem veröffentlichte er insgesamt sechs Bücher. Diese behandelten natürlich Themen aus seinem Leben. Es erschien ein Werk über Mode, seinen Hund, über das Verhältnis zu seiner Mutter oder seiner dritten großen Liebe nach Hund Daisy und der Mama: München. Dabei vergaß er nie den Humor und die Fähigkeit, auch über sich selbst zu lachen, wie der legendäre TV-Auftritt mit dem Kabarettisten Günter Grünwald bewies. Bekannt war "Mosi" auch für sein vielfältiges soziales Engagement. Er gründete eine Stiftung für Obdachlose und half beim Verkauf der Obdachlosenzeitung BISS. Nach seinem Tod, so verfügte der Modezar, sollte seine Villa verkauft und der Erlös an Obdachlose gespendet werden. Seine Boutique indes wurde bereits kurz nach seinem Tod geschlossen - für immer. Laut Walter Käßmeyer, dem alleinigen Erbe des Moshammer- Vermögens. Er verkaufte sowohl die Autos, als auch den Schmuck der Mutter und spendete das Geld im Sinne Moshammers an Obdachlose. Schon zu Lebzeiten war Moshammer ein cleverer Geschäftsmann. Er ließ sich unter anderem beim Deutschen Patent- und Markenamt "Moshammer" und "Daisy" schützen, sowie "Mosi" für Lebensmittel wie Kavier, Trüffel oder andere Spezialitäten. Fachleute schätzten den Markenwert Moshammers auf mehrere 100.000 Euro. Moshammers Gesamtvermögen wurde nach seinem Tod auf rund sieben Millionen Euro geschätzt. Florian Besold und der Verein 'Rudolf Moshammer Licht für Obdachlose e.V.' sind inzwischen für die Verwendung des Erbes verantwortlich. Der Verein ist zudem Inhaber der Markenrechte. Besold könne sich Produkte unter dem Namen "Moshammer" auch in Zukunft vorstellen: "Es ist denkbar, dass noch eine gewerbliche Ausnutzung der Marke zugunsten der Obdachlosenstiftung in den nächsten Jahren stattfindet." Darüber hinaus ehrt der Verein das soziale Engagement Moshammers durch "alljährlich höchst sinnvolle Zuwendungen an eine Reihe von Institutionen aufrecht, so etwa an die Obdachlosenhilfe St. Bonifaz, an das Evangelische Hilfswerk/Teestube der Obdachlosen oder auch an die Bahnhofsmission etc.", ergänzt Besold weiter. Die Vergabe von Fördermitteln findet jeweils zu den Gedenktagen statt. Doch wo Licht ist, fällt auch Schatten. Die Art und Weise seines Todes erschütterte die Menschen und zeigte eine Seite Moshammers, die viele nicht kannten oder ignorierten. Warum er sich nie öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte, wird für immer sein Geheimnis bleiben. Vielleicht war ihm selber nicht wohl. "Ich bin sehr gläubig erzogen worden, meine Eltern hatten einen großen Glauben und der ist natürlich auf mich übergegangen," so Moshammer. Dennoch half ihm der Glaube über die schlechten Zeiten hinweg, die er mit Mama Else erlebte. Fakt sind jedoch seine nächtlichen Ausflüge auf den Straßenstrich, die ihm letztendlich den Tod brachten. Moshammer sagte einmal, "Wenn man Liebe kaufen muss, ist man am Ende." Diese Realität holte ihn nur allzu schnell ein. Beigesetzt wurde "Mosi" in einem Mausoleum neben seiner Mutter auf dem Ostfriedhof in München. Nur selten kommen hier noch Menschen vorbei, meist an den Jahrestagen seines Todes. Florian Besold und dem Obdachlosenverein liegt indes viel daran, dass "die sozialen Seiten im Leben Rudolf Moshammers im Gedächtnis der Münchner und der bayerischen Bevölkerung" bleiben.