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Beichte und Schuld beim Münchner Filmfest?
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© Jörg Koch für13th
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© Jörg Koch für13th
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© Jörg Koch für13th
Beim Münchner Filmfest geht es nicht nur ums Feiern! In erster Linie stehen natürlich die neue Produktionen und das Filmeschauen im Vordergrund. Jetzt trafen sich die VIPs in der „Hochschule für Film und Fernsehen“. Dort feierte die neue 13th Street-Serie „Culpa – Niemand ist ohne Schuld“ große Premiere. Die „Zutaten“ zu diesem neuen und spannenden Crime-Format? Ein Beichtstuhl, ein Priester und einige potentielle Verbrecher.... Die Hauptrolle in der neuen Serie (Sendetermin 12. Juli 20.13 Uhr bei 13th Street), die in der Berliner Zionskirche gedreht wurde, spielt Schauspieler Stipe Erceg. Er schlüpfte dafür ins Priestergewand, denn er mimt in der Serie einen Geistlichen, dem Verbrecher (gespielt von Ludwig Trepte, Maxim Mehmet, Detlef Bothe, Dirk Martens, Alina Levshin und Barbara Philipp) in jeder der halbstündigen Episode ein geplantes Verbrechen im Beichtstuhl anvertrauen. Das Beichtgeheimnis zwingt ihn jedoch, die geplanten Straftaten für sich zu behalten...
„Das zentrale Thema der Serie ist das Beichten“, so Erceg. „Im Mittelpunkt stehen auf sehr artifizielle und sparsame Art und Weise erzählte Kurzgeschichten rund um dieses Thema. Das Format ist so angelegt, dass noch nicht begangene Sünden gebeichtet werden“, so der Schauspieler weiter. Er kam in „zivil“ und nicht im Priestergewand zur Premiere. Obwohl er sich in seinem Kostüm durchaus wohlfühlte: „Ich habe mich darin sogar sehr wohl gefühlt. Es ist ein schönes Kostüm. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich einen Priester gespielt habe, und ich habe auch schon öfter in Kirchen gedreht.“ Wie hat er sich auf die Rolle vorbereitet? Erceg: „Ich habe diese Rolle einfach angenommen. Ich kenne sehr viele Priester. Und ich war in meinem Leben auch schon in sehr vielen Kirchen. Ich bin katholisch erzogen worden. Ich bin als Kind wöchentlich in die Kirche gegangen, jeden Sonntag. Und ich habe auch schon oft selbst gebeichtet. Meine erste Beichte habe ich nach der Erstkommunion abgelegt. Danach nicht mehr regelmäßig, obwohl man einmal im Moment zur Beichte gehen kann oder sollte. Das habe ich aber nie getan. Aber als ich geheiratet habe und selbst als ich Trauzeuge war - obwohl ich es da nicht gemusst hätte - bin ich zur Beichte gegangen."
„Ich war tatsächlich noch nie zuvor bei der Beichte gewesen“, so Alina Levshin. „Insofern war es ein etwas seltsames Gefühl, vor allem, weil der erste Drehtag gleich im Beichtstuhl begonnen hatte. Es fühlte sich etwas merkwürdig an, vor allem, weil wir diese Szenen in einem Studio gedreht haben und nicht in einer Kirche. Aber dank Stipe, der in seinem Kostüm sehr authentisch wirkt, hatte ich irgendwann das Gefühl, tatsächlich bei der Beichte zu sein.“ Sie spielt die Tochter eines Gangsters, der in Untersuchungshaft sitzt; „Es gibt eine Kronzeugin, die gegen ihn aussagen soll. Als seine Tochter begebe ich mich auf die Suche nach dieser Frau. Der Weg führt sie in die Kirche, in den Beichtstuhl, und dort hat sie ein langes Gespräch mit dem Priester. Anfangs steckt sie in einem Gewissenskonflikt und weiß nicht, was sie tun soll, aber durch die Beichte fällt sie schließlich ihre Entscheidung.“ Was war die größte Herausforderung an der Rolle? „Ein 16-Minuten-Dialog in der Beichtstuhl-Szene. Da musste ich sehr viel Text lernen und sich wirklich sehr konzentrieren. Aber es war hochspannend und hat sehr viel Spaß gemacht.“
Schauspieler Ludwig Trepte hatte seinen Text an einem ungewöhnlichen Ort gelernt – auf einem Acker: „Dort hatte ich sehr viel Ruhe und konnte laut schreien. Und ich konnte den Text immer wieder laut vor mir hersagen - was in diesem Falle extrem notwendig war. Zudem habe ich dort niemanden gestört. Ich wollte den Text tatsächlich im Beichtstuhl lernen und stand auch schon davor. Aber er war leider nicht offen an diesem Tag. Die Vorbereitung bestand in erster Linie aus Text lernen, Text lernen, Text lernen. Außerdem habe ich viel mit dem Regisseur erarbeitet: Wir sind jede Szene durchgegangen. Jeden einzelnen Satz um zu sehen: Was sind die Absichten dahinter? Wie erreicht die Figur sein Ziel? Wir haben das Ganze auseinandergepflückt und dann wieder zusammengesetzt – wie ein Puzzle."
Gezeigt wurden die beiden Folgen „Die Zeugin“ und „Die Falle“ und im Anschluss standen „Culpa“-Regisseur Jano Ben Chaabane und die Darsteller den Gästen Rede und Antwort. Beim anschließenden Meet & Greet im „Von&Zu“ wurde dann auf den Erfolg der Serie angestoßen. Zur Beichte musste aber am nächsten Tag keiner...
Text: Andrea Vodermayr