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Wiesn Wirtschaft - Marktforschung zum Münchner Oktoberfest
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München gab als Veranstalter des Oktoberfests eine 2008 aktualisierte repräsentative Umfrage in Auftrag, die über Wirtschaftswert des Volksfestes, Besucherstruktur, Image und Bekanntheitsgrad Auskunft geben.
Das Oktoberfest als Wirtschaftsfaktor
Nach aktuellen Berechnungen des Veranstalters auf Basis der genannten Umfragen betrug der Wirtschaftswert des letztjährigen Oktoberfests rund 1,1 Milliarden Euro. Dieser Wert setzt sich wie folgt zusammen:
• Den Umfragen und Berechnungen zufolge gaben die rund 6,4 Millionen Festbesucher in den 16 Tagen insgesamt etwa 435 Millionen Euro (pro Person durchschnittlich 68 Euro) auf dem Oktoberfest direkt aus.
• Die auswärtigen Besucher ließen für Verpflegung, Einkäufe, Taxifahrten oder die Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel weitere rund 275 Millionen Euro in der Stadt.
• Allein für Übernachtungen gaben die auswärtigen Festgäste nochmals insgesamt rund 400 Millionen Euro aus.
• 65 Prozent der auswärtigen Gästen übernachteten während des Oktoberfests in München.
Diese Übernachtungen teilen sich wie folgt auf: 35 Prozent wählten eine Unterkunft bei Freunden, Verwandten und Bekannten und 65 Prozent logierten in kommerziellen Unterkünften (Hotels, Pensionen, Campingplätze, Jugendherbergen).
Woher die Gäste kommen
Das Oktoberfest ist nach wie vor ein "bayerisches" Fest: Die überwiegende Mehrheit der Oktoberfestbesucher kommt mit 72 Prozent aus Bayern, davon 60 Prozentpunkte aus München direkt und 12 Prozentpunkte aus dem übrigen Bayern. Neun Prozent der Wiesn-Gäste reisen aus den übrigen deutschen Bundesländern an. Die restlichen 19 Prozent der Festgäste kommen aus dem Ausland:
Italien 17 %
Schweiz 7 %
USA 14 %
Frankreich 4 %
England 12 %
Kanada 3 %
Australien 11 %
Irland 2 %
Österreich 9 %
Neuseeland 2 %
Wie alt die Besucher sind
Die Wiesn ist ein Fest für alle Generationen, Jung und Alt feiern gemeinsam. Das Durchschnittsalter der Oktoberfestbesucher steigt - dem allgemeinen demografischen Wandel entsprechend. So hat die Altersgruppe "30 Jahre und älter" 2008 einen Anteil von 53 Prozent gegenüber der letzten Untersuchung von 1999/2000 mit nur 40 Prozent. Dementsprechend ging der Anteil der unter 30jährigen von 60 Prozent auf 47 Prozent zurück. Auch der Anteil der Gruppe der 45 - 59jährigen stieg auf 15 Prozent gegenüber 9 Prozent bei den Umfragen von 1999/2000 signifikant an. Das Geschlechterverhältnis hat sich zugunsten der Frauen verschoben. Diese Tendenz setzt sich nach Einschätzung des Veranstalters fort. Waren in den Jahren 1999/2000 noch 62 Prozent der Gäste Männer und nur 38 Prozent Frauen, sind 2008 Frauen mit 49 Prozent und Männer mit 51 Prozent mit annähernd gleichen Anteilen vertreten.
Einmal Wiesn – immer Wiesn
Auf die Frage "Sind Sie zum ersten Mal auf dem Oktoberfest?" antworteten nur 22 Prozent der Befragten mit "ja"; 78 Prozent der Befragten sind Folgebesucher und haben die Wiesn schon früher einmal oder mehrmals besucht. Der Anteil der Stammkundschaft auf dem Oktoberfest ist besonders hoch: 76 Prozent aller Gäste, die das Fest vorher schon einmal besucht hatten, kommen jedes Jahr auf die Wiesn. Mit rund 89 Prozent Anteil bei den Stammkunden liegen die Münchner Besucher vorne im Ranking. Von den ausländischen Gästen kommen 55 Prozent in jedem Jahr auf die Wiesn. Für die Mehrzahl der Wiesn- Besucher ist der Gang auf die Festwiese in den 16 Tagen keine einmalige Sache. Rund drei Viertel aller Wiesngänger besuchen das Oktoberfest mehr als einmal. Bei den Münchnern ist dieser Anteil mit knapp 90 Prozent noch deutlich höher. Die Besuchsfrequenz der jüngeren Besucher liegt tendenziell höher als bei den älteren Gästen.
Wer mit wem
Der Besuch des Oktoberfestes ist ein Gemeinschaftserlebnis. Die Mehrzahl der Besucher, über 95 Prozent, teilen dieses Ereignis mit dem Freundeskreis, mit Partnern oder mit der Familie. Nur 5 Prozent der Gäste begeben sich alleine in das Vergnügen.
München bietet mehr als das Oktoberfest
Neben dem Oktoberfestbesuch unternehmen die Wiesn-Gäste weitere Aktivitäten: 36 Prozent der Gäste schauen sich die Münchner Sehenswürdigkeiten an. Mit 35 Prozent am zweithäufigsten nutzen viele Gäste neben dem Oktoberfestbesuch die guten Möglichkeiten für einen Einkaufsbummel, die München als Reise- und Ausflugsziel ebenfalls auszeichnen. Rund ein Viertel der Wiesn-Gäste nutzt die Gelegenheit, um Freunde, Verwandte oder Bekannte in der Isarstadt zu besuchen. An vierter Stelle steht mit 21 Prozent der Besuch von Museen und Ausstellungen. Der Besuch von Veranstaltungen und die Wahrnehmung von geschäftlichen Terminen spielen unter den zusätzlichen Aktivitäten neben dem Oktoberfestbesuch keine größere Rolle.
Wiesn-Besuch mit Kindern
Rund 6 Prozent aller Oktoberfestbesucher sind Familien mit Kindern (bis zu 14 Jahren). Von diesen 6 Prozent kommen 80 Prozent der Gäste mit Kindern aus München und Umgebung. Die restlichen 20 Prozent reisen aus ganz Deutschland sowie dem Ausland an. Das Angebot der zwei Familientage jeweils an den Dienstagen während des Oktoberfestes findet bei den Gästen hohe Resonanz. 24 Prozent der Gäste mit Kindern kamen gezielt an diesen Tagen auf das Oktoberfest, da sich bei ermäßigten Fahr-, Eintritts- und Imbisspreisen ein Wiesn-Besuch besonders lohnt.
Benutzte Verkehrsmittel zur Festwiese
Erfahrungsgemäß stellt der öffentliche Nahverkehr mit U- und S-Bahn, Straßenbahn und Stadtbus die bevorzugten Verkehrsmittel, um auf den Festplatz zu kommen, 70 Prozent aller Wiesn-Besucher aus München und Umgebung sowie aller Übernachtungsgäste nutzten hierfür den öffentlichen Personennahverkehr. Trotz hoher Parkplatznot und erschwerten Verkehrsverhältnissen während der Wiesn-Zeit kommen immer noch 16 Prozent aller Besucher mit dem privaten PKW zum Oktoberfest; bei den Münchnern liegt der Anteil bei 8,5 Prozent.
Wie die Gäste die Wiesn sehen
Zu ausgewählten Aspekten, die für das Image der Wiesn von Bedeutung sind, wurden bei einer Befragung 2008 Gäste des Oktoberfests um eine Bewertung gebeten. Das Thema "Sicherheit auf der Wiesn" beurteilten 85 Prozent der Befragten positiv und gaben an, sich subjektiv auf dem Gelände sicher zu fühlen. Auch der Aussage, das Oktoberfest sei ein traditionelles Fest, stimmten ebenfalls 85 Prozent der Gäste zu. Die Hälfte der Wiesn-Gäste sahen das Oktoberfest als Familienfest - davon waren mit 65 Prozent ausländische Gäste am häufigsten überzeugt, die Besucher aus Bayern (ohne München und Umgebung) hingegen mit 44 Prozent am wenigsten.
Bekanntheitsgrad der Wiesn
"Das Oktoberfest kennt man einfach, es ist allgemein bekannt", antworteten über 57 Prozent aller Erstbesucher der Wiesn auf die Frage, "Wie sind Sie auf das Oktoberfest aufmerksam geworden?". Wird der Anstieg der Medienresonanz durch die Einführung des Internet berücksichtigt, ist davon auszugehen, dass sich der Bekanntheitsgradweiter gesteigert hat. Dabei wird seit 1985, dem Jahr des 175. Oktoberfestjubiläums mit 7,1 Millionen Besuchern, für die Wiesn nicht mehr geworben. Das Oktoberfest ist durch seinen weltweiten Bekanntheitsgrad ein touristischer Magnet und Exportartikel par excellence. Bereits eine Umfrage über Akzeptanz und Bekanntheit deutscher Begriffe im Ausland, die im Auftrag der Deutschen Zentrale für Tourismus im Februar 1999 von der Agentur Bates weltweit durchgeführt wurde, ergab, dass 91 Prozent der Befragten den Begriff "Oktoberfest" kannten. Im Internet ist das Oktoberfest ebenfalls präsent. Der Suchdienst "Google" findet zum Begriff "Oktoberfest" Einträge in Millionenhöhe. Nicht zu vergessen die Webcams, die auf der Wiesn installiert sind und täglich live Bilder des Festgeschehens weltweit liefern.
Imagewert der Wiesn
Rund 2.000 "Oktoberfeste" nach Münchner Manier werden über den Erdball verteilt veranstaltet. Hiervon finden die Größten in Blumenau (Brasilien) und in Kitchener (Kanada) mit jeweils rund einer Million Besucher statt, gefolgt von Frankenmuth/Michigan (USA) mit etwa 350.000 Besuchern. Das "Fest der Feste" prägte das Image der weißblauen Metropole unverkennbar. Der Werbewert der Wiesn für München ist zwar nicht messbar, doch der Ruf, den München durch das Oktoberfest national und international genießt, schlägt sich in den Besucherzahlen nieder. Nicht zuletzt dank dieses einmaligen Volksfestes gehört München zu den führenden Tourismus-Metropolen Deutschlands.
Unternehmen „Oktoberfest“
Arbeitsplatz Wiesn
Während der "Wiesn-Saison" stehen auf dem Oktoberfest etwa 13.000 Arbeitsplätze bereit. 8.000 Beschäftigte werden in festem Arbeitsverhältnis angestellt, weitere 5.000 Personen finden als wechselnde Beschäftigte auf der Wiesn Arbeit.
Die Organisation
Seit über 180 Jahren wird das Oktoberfest von der Landeshauptstadt München ausgerichtet und die Entwicklung des Volksfestes von städtischer Seite gesteuert. Für die Organisation und Abwicklung des Festes ist seit 2009 der Referent für Arbeit und Wirtschaft Dieter Reiter verantwortlich. Auf seinen Vorschlag trifft der Wirtschaftsausschuss des Münchner Stadtrats alle wichtigen Entscheidungen über die Wiesn. Rund 1.500 Bewerbungen von Schaustellern und Marktkaufleuten gehen jährlich ein und werden bewertet. Letztlich werden rund 650 Bewerber zugelassen.
Merchandising: Das Oktoberfest-Logo, -Plakat und der Wiesn- Wastl
Zwei lachende Maßkrüge kreierte der britische Designer Alan Fletcher 1995 als Logo für die kommerzielle Vermarktung des Oktoberfests. Mit Schaffung dieses Gütesiegels soll die Wiesn als ein Stück Münchner Kulturgut weltweit geschützt werden. Die markenrechtlich eingetragene Wort-Bild-Marke "Oktoberfest München" bürgt für die Qualität und Authentizität der überwiegend mit dem Plakatmotiv ausgestatteten Merchandisingartikel. Seit dem Jahr 2000 gibt es ein Oktoberfest-Maskottchen - den "Wiesn- Wastl". Den rosaroten Dackel mit dem Herz am rechten Fleck hat sich der Münchner Cartoonist Dietmar Grosse ausgedacht. Das Zamperl im bayerischen Outfit ist gleichzeitig eine Hommage an den Rauhhaardackel, des Münchners liebstes Viecherl.