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Strumpfhose, Janker und Haferlschuh zum Dirndl – ja oder nein?
Der Oktoberfest-(Trachten)-Guide von Alpenherz-Designerin Sandra Abt
Tracht ist auf dem Oktoberfest seit einigen Jahren groß in Mode. Ohne Dirndl und Lederhose geht nichts mehr beim größten Bierfest der Welt, das am 21. September auf der Theresienwiese startet. Aber Tracht ist nicht gleich Tracht, und auch hier gibt es jedes Jahr neue Trends. Und auch so manchen modischen Faux Pas…. Was ist erlaubt in Sachen Tracht, wovon lässt frau besser die Finger? Wir haben bei einer nachgefragt, die sich damit auskennt. Designerin Sandra Abt vom Label Alpenherz. Sie kleidet auch die Prominenz ein und ihre Kreationen wurden bereits von Prominenten wie Sven Hannawald, Franziska Knuppe, den Meise Zwillingen, Valentina und Cheyenne Padhe, Caroline Beil, Andrea Kaiser und Sebastian Ogier, Stefan Mross, Monica Ivancan, Frauke Ludowig und Sabine Lisicki getragen. Im Interview verrät sie, womit alle Madln und Buam in diesem Jahr beim Schunkel-Marathon eine gute Figur machen. Und für alle Wiesn-Neulinge hat sie auch einige Survival-Tipps für das Bierfest der Superlative parat.
Frau Abt, womit macht man(n) bzw. frau 2019 bei der Wiesn eine gute Figur?
Sandra Abt: „In diesem Jahr gibt es zur Wiesn gleich mehrere „Must Have Trends“. Zum Beispiel Blusen in Trendfarben. Es muss auch nicht immer eine weiße sein. Dieses Jahr gibt es bei uns Blusen in originellen Farben wie zum Beispiel in Olivgrün, passend auf das Dirndl abgestimmt. Zweiter großer Trend: Samt-Dirndl! Es war bei uns schon letztes Jahr ein großer Renner, dieses Mal wird es in neuer Variante mit Stehkragen und Knöpfchen getragen. Und Trend 3: das klassische Leinenmieder, kombiniert mit Baumwollrock und einer Seidenschürze mit einem besonderen Schürzenband. Hier haben wir uns hier von der aktuellen Mode im Fashionbereich inspirieren lassen und dies auf eine Trachtenversion interpretiert. Wie schon in den Vorjahren geht der Trend hin zur Tradition und weg vom Chi Chi. Gefragt sind die eher klassischen Schnitte und Stoffe. Das heißt: keine Mini-Dirndl und eher klassische und edle Materialien. Tüll ist keine Option."
Im September kann es schon mal kühler werden. Was trägt frau dann an einem Wiesntag drüber bzw. drunter?
Sandra Abt: „Mit einer Jacke im „quadratisch-praktisch-gut"-Look zerstört man den Look. Besser: Janker aus Stretch, denn diese sind bequem und machen eine wunderbare Figur. Oder aber taillierte Samtjacken, passend zu unseren Samt-Dirndln, das sieht edel aus. Es gibt sie bei uns in dieser Saison in drei verschiedenen Farben. Wir achten beim Design und bei der Materialauswahl immer darauf, dass die Jacken eine trachtige Anmutung haben, sie aber auch wunderbar außerhalb der typischen Trachtensaison, zum Beispiel zur Jeans, getragen werden können. Mein persönliches Must Have: Stretch-Lederjacken im Janker-Stil, die bei uns ganz neu und limitiert erhältlich sind."
Sind Strumpfhosen erlaubt?
Sandra Abt: „Strumpfhosen sind ein spezielles Thema… Richtig interpretiert und abgestimmt kann es toll aussehen. Ich persönlich bin aber kein Stumpfhosen-Fan. Vor allem nicht von fleischfarbenen Nylons… (lacht)."
Muss eine Bluse sein?
Sandra Abt: „Grundsätzlich ja. Aber es gibt auch Ausnahmen, denn es kommt ganz auf den Schnitt des Dirndls an - und auf die Temperatur. Bei einem hochgeschlossenen Dirndl und hohen Temperaturen kann man gerne mal auf die Bluse verzichten, so wie bei unserem Dirndl Lisi. Bei klassisch geschnittenen Dirndln gehört die Bluse natürlich dazu! Sie ist auch immer ein tolles Styling Element, denn durch eine andere Bluse kann man einem Dirndl einen völlig neuen Look verpassen. Immer beliebter werden auch die Bodys, die gerade bei kälteren Temperaturen unterm Dirndl getragen werden.“
Welcher Schuh gehört dazu? Pumps oder Haferlschuh?
Sandra Abt: „Haferlschuh zum Dirndl sind in meinen Augen ein absolutes No Go! Das entzaubert jeglichen femininen Ausdruck, welchen ein Dirndl der Trägerin verleiht. Wenn ein Schuh ideal auf das Dirndl abgestimmt ist, macht dies natürlich sehr viel aus, Allerdings sollte man auch die Bequemlichkeit nicht außer Acht lassen, weil man an diesen Tagen oder Abenden ja auch die Zeit genießen möchte. Für junge Mädchen ist ein Ballerina süß, für alle anderen empfehle ich einen Pumps. Es muss ja kein 12-Zentimeter-Absatz sein…"
Glitzer ist out, Tradition ist in. Darf ich im Glamour-Dirndl noch zur Wiesn?
Sandra Abt: "Tradition – genau das ist der aktuelle Trend. Aber diese Frage ist dennoch wirklich schwierig zu beantworten, denn was man „darf oder nicht“, das liegt allein an der Trägerin. Sie muss sich wohl fühlen. Dieses Thema ist auch sehr regionsabhängig. Die meisten Damen fühlen sich derzeit in den traditionellen Dirndln wohler, weil es auch seit ein paar Jahren wieder dem absoluten Trachtentrend entspricht: „weniger ist mehr“ - zurück zum Ursprünglichen. Aber es liegt trotzdem im Auge des Betrachters und der Region. In Österreich sind diese Glamour-Dirndl verpönt, während beim „Almauftrieb“ im Käfer-Zelt durchaus noch ein paar Mädels glitzern und sich dabei toll fühlen. Wir versuchen, mit unseren Kollektionen trotz Tradition auch immer noch die Trägerin abzuholen, die etwas Besonderes haben möchte und arbeiten hier mit feinen Details, die den Unterschied ausmachen.“
Wie viele Dirndl haben Sie persönlich fürs Oktoberfest parat?
Sandra Abt:„Eigentlich meine ganze Kollektion (lacht). Ich trage das, was am Ende übrigbleibt (lacht). Die Kundinnen gehen vor. Ich muss aber auch sagen, dass ich alle meine Dirndl mag. Es wäre ja schlimm, wenn das anders wäre….“
Womit machen die Buam bei der Wiesn eine gute Figur?
Sandra Abt: „Perfekt zur Lederhose sind Westen, von traditionell bis elegant und in gedeckten Farben, aber mit dem besonderen Etwas. Wenn man(n) elegant aus der Reihe fallen möchte, dann greift er zu unseren neuen Samtblazern. Ja, Samt ist auch bei den Herren ein großes Thema. “
Haben Sie ein paar Tipps für Wiesn-Neulinge parat?
Sandra Abt: „Der Anstich am ersten Samstag für mich eines der Highlights. Zu Beginn ist die Stimmung immer so frisch und wunderbar, am Ende wird’s schon manchmal etwas wehmütig,,,,. Ich bin beruflich sehr oft auf dem Oktoberfest und mache auch wieder meinen eigenen Event im Käfer-Zelt. Ich liebe es aber auch, mit meinen Freunden privat die kleinen Zelte wie zum Beispiel die „Bratwurst" zu besuchen, denn das hat eine ganz besondere Atmosphäre. Die Fahrgeschäfte interessieren mich ehrlich gesagt weniger, denn dabei wird mir mittlerweile eher schlecht (lacht). Aber meiner Tochter zuliebe steige ich noch jedes Jahr ins Kettenkarussell."
Und in kulinarischer Hinsicht?
Sandra Abt: „Da gehören für mich natürlich eine Radlermaß, Brezen. Obazda und das Hendl dazu. Hendl verspeise ich wohl um die zehn Stück während dieser Zeit, aber ich bin ja auch oft genug auf dem Oktoberfest.“
Andrea Vodermayr
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© Alpenherz
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