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In den Heiligen Hallen des Rekordmeisters
Der FC Bayern München ist seit Jahrzehnten die erste Adresse, was den deutschen Vereinsfu.ball angeht. Und auch auf europ.ischer Ebene geh.rt der deutsche Rekordmeister regelm..ig zu den besten. Jedes Jahr auf’s Neue sind die Bayern Top-Favorit auf die nationalen Titel. Weltweit genie.t der Club hohes Ansehen und gro.e Sympathien. Da ist es nur logisch, dass auch das Stadion des FC Bayern absolut vom Feinsten sein muss. Seit über 10 Jahren steht die Allianz Arena mittlerweile im Norden von München, da musste Disy der Faszination dieser Spielst.tte auf den Grund gehen.
Alleine optisch hebt sich die Allianz Arena von vielen anderen Stadien ab. Die gesamte Außenfassade besteht aus einer weißen Kunststoffhülle. Insgesamt 2760 karoförmige Luftkissen geben dem Stadion das charakteristische Aussehen und den scherzhaften Beinamen „Schlauchboot“. Ursprünglich konnte das Stadion in drei verschiedenen Farben erstrahlen: Rot für die Spiele des FC Bayern, Blau für die vom TSV 1860 München und Weiß für Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Seit einiger Zeit ist die Lichtanlage auf LEDs umgerüstet, sodass sie jede Farbe und sogar Farbverläufe erzeugen kann. Zum St. Patrick’s Day war das Stadion beispielsweise komplett grün erleuchtet, zu Länderspielen scheint sie in Schwarz-Rot-Gold.
Maximal 75.000 Zuschauer fasst das Stadion, da wirkt es ganz schön leer, wenn man mal außerhalb eines Spieltages in das weite Rund schaut. Wir sind zu Besuch, lassen uns alles zeigen und erklären. Was hat dieses Stadion in seiner jungen Geschichte schon für Momente erlebt: das „Finale dahoam“ 2012 zwischen Bayern München und FC Chelsea, der 4:2-Sieg von Deutschland im WM-Eröffnungsspiel 2006 über Costa Rica, die fünf Tore in neun Minuten von Robert Lewandowski gegen Wolfsburg. Und natürlich unzählige und mitunter gewaltige Siege des FC Bayern München. Heute ist alles still. Die Tore sind abgebaut, der einzigartige ausklappbare Kabinengang ist zu und die Hälfte des Rasens wird von UV-Lampen beleuchtet, die alle drei Tage von einer Seiter zur anderen geschoben wird. Der Versicherungskonzern Allianz hat die Namensrechte an diesem Stadion, und das sogar bis zum Jahr 2041. Allerdings nur bei nationalen Spielen, bei internationalen darf der Stadion- Sponsor gemäß UEFA-Richtlinien nicht genannt werden. Dann heißt das Stadion schlicht Fußball-Arena München und jeder Allianz-Schriftzug muss verschwinden. Mit Ausnahmen natürlich der riesigen Buchstaben außen am Stadion, die werden bei solchen Spielen einfach nur nicht beleuchtet. Aber jedes andere Logo dieses Sponsors muss verschwinden. So unter anderem die entlang der Tribünen, aber auch im Presseraum, wo eine Wand aus einem riesigen Foto des Innenraums besteht. Hier muss jeder Schriftzug einzeln abgeklebt werden. Ein großes Foto der Allianz-Arena wird durch ein identisches ersetzt, bei dem lediglich der Schriftzug wegretuschiert ist. Auch die Paulaner-Kühlschränke, beispielsweise im Pressebereich, müssen „modifi ziert“ werden. Paulaner ist nur der Sponsor des FC Bayern. Bei Champions-League-Spielen wird Heineken ausgeschenkt - und dann auch nur alkoholfrei. 120 Menschen arbeiten an einem ganz gewöhnlichen Tag hier im Stadion, im Museum oder Fan-Shop, als Reinigungskräfte oder Tour-Guides. Bei einem Heimspiel der Bayern sind es hingegen 1500. Eine beeindruckende Zahl. Doch wenn man bedenkt, wie viele kleine Details dazu gehören, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, und wie viele Menschen hinter den Kulissen arbeiten, wovon der Stadionbesucher oder gar Fernsehzuschauer gar nichts mitbekommt, dann erkennt man den Arbeitsaufwand, der eigentlich hinter 90 Minuten Fußball steckt. Die Allianz-Arena hat vier Umkleidekabinen, jeweils zwei auf der Nord- und auf der Südseite. Der FC Bayern und der TSV 1860 haben ihre eigenen Stammkabinen, der Gegner zieht sich auf der jeweils anderen Seite um, so kommt sich bis zum Einlauf der Mannschaften
niemand in die Quere. Jeder Spieler hat seinen eigenen Spind, über dem ein Portrait von ihm auf die Besucher hinab lächelt. Es ist ein spannendes Gefühl, dort zu stehen, wo die Spieler ihre letzten ruhigen Minuten vor dem Spiel erleben, wo seine taktischen Anweisungen gibt, wo Kapitän Philipp Lahm seine Jungs anspornt. Ein Stück Champions-League- Feeling dürfen wir auch erleben, als wir im Gang stehen, den die Mannschaften zum Spielfeld hin beschreiten. Die offi ziele Hymne ertönt und kurz schließe ich die Augen und stelle mir vor, wie sich das Portal öffnet und mir das ohrenbetäubende Jubeln von 70.000 Fans entgegenkommt, das Blitzen von Tausenden Kameras und die Atmosphäre eines besonderen Fußballabends. Der Traum eines jeden Fußballfans. In der Eingangshalle, welche die Spieler nach ihrer Ankunft am Stadion auf dem Weg zu ihren Kabinen durchqueren müssen, stehen zwei Audis. Von diesem Sponsor bekommt jeder Bayern-Spieler einen Dienstwagen gestellt, den er bei offi ziellen Terminen und Fahrten zum Training nutzen soll, das Modell darf er sich aussuchen. Natürlich wird darauf geachtet, dass nicht unbedingt ein 19-jähriger Fahranfänger das schnellste und teuerste Fahrzeug bekommt. Feste Kennzeichen gibt es auch; neben dem obligatorischen „M“ für München steht die Buchstabenkombination „DM“ für Deutscher Meister. Sollte der FC Bayern einmal nicht Meister geworden sein (ja, auch das kommt vor), weichen die Spieler auf „RM“ für Rekordmeister aus. Die anschließende Nummer ergibt sich aus dem unbedeutenden 58 und der Rückennummer des Spielers. So hat Thomas Müller beispielsweise zurzeit das Kennzeichen M-DM 5825. Ein Highlight, nicht nur für Bayern-Fans, ist die FC Bayern Erlebniswelt, das Museum in der Allianz Arena. Hier präsentiert der Club seit 2012 auf über 3000 mÇ seine gesamte Historie, jeden Titel, jeden Spieler, jeden Höhepunkt. 517 Exponate sind zu bewundern, von der Festschrift und dem Pokal zur Stadtmeisterschaft 1902 bis zum originalgetreuen Replikat der Meisterschale 2015, von Thomas Müllers Trikot vom Champions-League-Sieg 2013 bis zu Mario Gomez‘ Schuhen, mit denen er beim 7:0-Rekordsieg gegen den FC Basel viermal traf. Die Geschichte des FC Bayern ist in eindrucksvollen Bildern, Videos und Texten geschildert, vom Beinahe-Niedergang des als „Judenvereins“ verschrienen Clubs im Zweiten Weltkrieg, der Nicht- Berücksichtigung als Münchener Vertreter zur Gründung der Fußball- Bundesliga 1963, bis hin zum Aufstieg zwei Jahre später, der erste Bundesliga-Titel 1969, die Rivalitäten mit Borussia Mönchengladbach in den 70ern, dem Hamburger SV in den 80ern und Borussia Dortmund in den 90ern, dem Weltpokalsieg 2001 und dem Triple-Gewinn 2013. Auf dem „Walk of Fame“ sind die größten und beliebtesten Spieler verewigt: Gerd Müller, Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Lothar Matthäus, Mehmet Scholl oder Giovane Elber. Es gibt massenweise Pokale zu sehen, nicht nur den DFB-Pokal oder den „Henkelpott“, die Trophäe der Champions League. In einer Vitrine reißt beispielsweise die gigantische „Troféo Santiago Bernabéu“ meine Aufmerksamkeit an sich. Diesen Siegerpokal aus dem von Real Madrid seit 1979 veranstalteten Turnier zu Ehren des im Jahre zuvor verstorbenen Vereinspräsidenten gewann der FC Bayern bei der ersten Ausrichtung. Die Trophäe war so gewaltig, dass sie zum Transport in mehrere Teile zerlegt werden musste. Eine weitere Wand hängt voll mit allen Trikot, die der FC Bayern je getragen hat – so spielte der Rekordmeister einst in den bayerischen Farben Blau-Weiß, heute eher die Spielkleidung des Lokalrivalen 1860 München, oder in den 90ern auswärts auch mal in Gelb-Grün. Eine Fotowand hat jeden einzelnen Bayern-Spieler verewigt, der jemals in der Bundesliga aufgelaufen ist. Neben lebensgroßen Aufstellern der aktuellen Spieler kann man sich mit seinen Lieblingsstars fotografi eren lassen. Es ist beeindruckend, wie der FC Bayern sich präsentiert und es gibt wirklich eine Menge zu sehen. Das hat selbst mich, der aufgrund seiner Herkunft eher dem norddeutschen Rivalen aus den 80ern zugetan ist, sehr fasziniert.