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Unter Segel: Mit der "Sunthorice" vor Warnemünde

Emmelie heißt Elke Küsters Baby und stammt aus einem U-Boot. Sie hat sechs Zylinder mit je vier Ventilen und läuft mit Diesel. 500 bis 900 PS kann Elke Küster aus ihrer Viertakt-Maschine holen – so viel Kraft ist nötig, um den Dreimast-Gaffelschoner Sunthorice mit seinen 580 Tonnen zu manövrieren und voranzubringen, wenn er nicht unter Segel fährt.

Elke Küster ist die Maschinistin auf der Sunthorice und die Herrin nicht nur über Emmilie, sondern auch über die Generatoren Leo, Nancy und Sam, vier Kompressoren, etliche Pumpen und anderes technisches Gerät. Wenn die Flaute kommt oder in der Kombüse der Strom ausfällt, dann ist sie eine gefragte Frau.
Als Elke Küsters Vater aus dem Krieg nach Hause zurückkehrte, fand er eine Arbeit als Schiffsschweißer auf einer Werft in Flensburg und auch eine Frau, die ihn nahm, obwohl er einen Arm verloren hatte. Elke Küster war noch ein kleines Mädchen, da wurde es zu ihrer Aufgabe, abends auf den Vater zu warten und ihm die verbliebene Hand zu schrubben, bevor sich die Familie gemeinsam an den Tisch setzte.
Des Vaters liebste Beschäftigung war es, nach Feierabend an Autos herumzuschrauben. Elke saß bei ihm und hielt gegen, wenn Bolzen und Muttern eine zweite Hand verlangten. Über den Köpfen der beiden Mechaniker kringelte sich der Rauch, der von der Zigarre des Vaters aufstieg. Er war ein leidenschaftlicher Zigarrenraucher.
Die Leute vom Catering schleppen Proviant, Küchenutensilien und Getränke aus ihrem Kleintransporter an Bord der Sunthorice und richten sich in der Kombüse ein. Für heute ist eine Abendausfahrt mit den Mitarbeitern eines großen Wirtschaftsunternehmens geplant. Sie wollen sich nach einer anstrengenden Tagung im frischen Ostseewind und bei gutem Essen erholen. Ablegen: zwanzig Uhr vom Passagierkai in Warnemünde. Die Maschinistin hat den Tag mit Vorbereitungen zugebracht. Die Bilgepumpe brauchte neue Dichtungen und Emmelie einen Ölwechsel. Zweihundert Liter fasst allein die Maschine, noch einmal 90 Liter passen in den Ausgleichsbehälter.
Elke Küster lernte früh, was es heißt, sich zu verabschieden: von ihrem Traum, als Maskenbildnerin am Theater Karriere zu machen, von einem Mann, mit dem die Beziehung schon bald nach der Geburt ihres ersten Kindes Suse unmöglich geworden war, von ihrem Vater, der bereits im Alter von 58 Jahren starb. Sie richtete sich in der neuen Rolle als alleinerziehende Mutter ein und wagte einen beruflichen Neuanfang als Sozialarbeiterin. Es waren die Menschen, die wie ihr Vater alkoholkrank waren, die sie besonders interessierten. So gründete sie mit anderen Engagierten in Flensburg eine Übergangseinrichtung, die Alkoholiker nach dem Klinikaufenthalt aufnahm, ihnen mit klassischer Bauernhofarbeit Halt gab und ihnen half, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden.
Bevor die Gäste an Bord kommen, ist noch ein wenig Zeit. Die neun Männern und Frauen der Sunthorice-Crew sitzen achtern. Marc Maurer, der Kapitän und zusammen mit Elke Küster Schiffseigner, bespricht mit Mischka, dem zweiten Kapitän, Stefan, dem Bootsmann, und den Deckshänden Gerhard und Werner den Ablauf. Die Atmosphäre ist locker und entspannt. Yolanda, die mit dem Bootsmann verheiratet ist, und Christine sind für die Bar zuständig. Alles ist gut vorbereitet: Ausreichend Getränke sind an Bord, die Segel müssen nur noch hochgezogen werden, der Tagestank der Maschine ist gefüllt. Da kommen auch schon die Gäste. „Elke“, ruft Marc, „startklar machen!“ Jetzt geht’s los!
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(Autorin: Diane Winkler, Disy Rostock September 2006)