• Januar 17, 2022
  • 3408 Aufrufe

Tags am Alten Strom, nachts im Breitling

 

Die lachenden Möwen

Bis auf einen Meter nähern sich hungrige Rambo- Möwen den Touristen an der Fischbude am Alten Strom. Die dort anfallenden Fischreste lassen sie jede Scheu verlieren.

Sie sind so zahm, dass sie auch aus der Hand fressen und ihr natürliches Jagdverhalten verlernt haben. Werden sie nicht gefüttert, schrecken sie auch vor Mundraub nicht zurück und unterscheiden nicht, ob sie jemand tatsächlich füttern will oder sein Essen nur unvorsichtig hält. "Die Möwen schlagen mit ihren Flügeln Urlaubern die Fischbrötchen aus der Hand und durchwühlen die Taschen am Strand auf Nahrung", sagt Christa Behrendt vom Sachgebiet Ordnungsangelegenheiten beim Stadtamt. Mancher Happen wechselt so unfreiwillig den Besitzer. Das kann gefährlich werden, da Möwenschnäbel scharf sind.

Am häufigsten trifft man in Warnemünde Lachmöwen. Sie haben einen kleinen, während der Brutzeit schwarzen Kopf mit weißem Augenring, einen roten Schnabel, rote Beine und sind schlank. Ihr Lachen ist ein raues "Kwär". Meist legen sie drei Eier, die sie 22 bis 24 Tage bebrüten. Die Küken verlassen schon bald das Nest und werden von den Eltern mit Insekten, Heuschrecken, Regenwürmern, Kleintieren und organischem Abfall gefüttert. Lachmöwen suchen ihre Nahrung am Wasser und im Winter im ganzen Ort. Sie sind das ganze Jahr über da und übernachten im Breitling, einer boddenartigen Erweiterung der Unterwarnow kurz vor deren Mündung in die Ostsee. Tausende überwintern in Warnemünde. Aber viele kommen auch im Frühsommer von Skandinavien und Finnland, Karelien, der Halbinsel Kola und Osteuropa nach Warnemünde und ziehen weiter nach West- und Südwesteuropa.

Oft begegnet man am Alten Strom und am Strand auch Silbermöwen. Bis zu 60 Zentimeter groß können sie werden mit einer Flügelspannweite von anderthalb Metern und sie werden bis zu anderthalb Kilogramm schwer. Etwa 7000 von ihnen übernachten im Breitling. Einzelne Brutpaare nisten auch im Ort auf Flachdächern. Silbermöwen sind sehr anpassungsfähig, sodass sie sich stark vermehren. Sie ernähren sich von Würmern und Insekten auf den Äckern, von toten und kranken Fischen am Wasser und im Stadtgebiet von Abfall und Aas. Deshalb werden sie auch Ratten der Lüfte genannt.

Außer diesen beiden Möwenarten sind Sturm-, Zwerg-, Schwarzkopf-, Mantel-, Eis-, Polar-, Mittelmeer-, Steppen- und Heringsmöwen in Warnemünde zu sehen. Das Trinken macht Möwen übrigens keine Probleme: Sie sind in der Lage, Meerwasser zu trinken und den Salzüberschuss über Drüsen im Schnabel auszuscheiden.