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Gönnen Sie sich MEER: Thalasso an der Ostsee

Ich bin eingeladen zu einem Thalasso-Schnuppernachmittag. Es ist ein grauer, kühler Tag mitten im Sommer – ideal also für eine Indoor-Meereserfahrung. Thalasso, so habe ich vorher gelesen, soll Wunder wirken bei Rheuma, Neurodermitis, Rückenproblemen, Stress und allgemeiner Erschöpfung.

Solche Wunder kann man natürlich nur erwarten, wenn man eine Thalasso-Kur macht, die üblicherweise mindestens eine Woche dauert. Ein Thalasso-Nachmittag aber verspricht zumindest ein gehöriges Maß Entspannung. An dem Empfangstresen werde ich von einer jungen Dame ganz in medizinischem Weiß freundlich begrüßt. Mit einem Stapel Handtücher und einem Bademantel unter dem Arm betrete ich den Umkleidebereich. Dort umspülen mich sanfte, esotherisch anmutende Klänge aus einer unsichtbaren Musikanlage – den Stress und deine Anspannung kannst du gleich draußen lassen, signalisieren sie mir.
Barfuß und im Bademantel kehre ich zurück an den Empfangstresen und werde von dort in die Thalasso-Kabine geleitet. Bevor ich in die berühmte Thalasso-Wanne darf, muss ich erst einmal porentief sauber werden, und so stehe ich nackt und deshalb ein wenig verunsichert vor meiner Bademeisterin. Professionell übergeht sie meine Verkrampftheit, führt mich zu einer Liege und verabreicht mir mit geschickten Händen ein Ganzkörper-Meerespeeling. Ein angenehmes Kribbeln breitet sich auf meiner Haut aus und vertreibt nach und nach das Gefühl des Ausgeliefertseins. „Die Partikelchen des Peelings“, so erklärt mir meine gute Fee, „lösen die abgestorbenen Hautzellen, beleben die Haut und öffnen sie für die nachfolgende Behandlung.“ Unter der Dusche spüle ich danach Peelingreste und Hautschuppen gründlich ab.
Jetzt bin ich bereit für die Thalasso-Wanne mit ihren über 200 Wasser-und Luftdüsen. „Die Wassermassage“, so wird mir mitgeteilt, „öffnet die Poren. Erst so können die wertvollen Mineralstoffe und Spurenelemente aus den mikropulverisierten Algen in den Körper gelangen.“ Das Wasser, in das ich steige, ist angenehm temperiert. Sobald es zu sprudeln beginnt, gießt die Bademeisterin das aufgelöste Algenpulver in die Wanne. Sofort fällt mir ein Strandspaziergang am Atlantik an einem sonnigen Tag und bei Ebbe ein, denn genauso riecht mein Badewasser jetzt: salzig, ein bisschen modderig, nach Algen und Meer. Fast höre ich das Meer rauschen – doch ist es nur das leise Brummen der Pumpe und das   freundliche, von den vielen Düsen erzeugte Blubbern. Das Wabern der neuerlichen Berieselungsmusik geht zum Glück fast gänzlich unter. Spätestens jetzt fallen Anspannung und Skepsis von mir ab. Es ist einfach wundervoll. Angenehm nach Meer riecht es. Überall um mich her steigen Blasen auf. Sanft bearbeiten die Wasserjets meine Haut. Nacheinander werden jeweils eine halbe Minute lang die vier Bereiche oberer Rücken, unterer Rücken, Hüften/Po und Beine bestrahlt.
Dann beginnt der Kreislauf von vorn. Sobald die Düsen an den Füßen ihre Arbeit aufnehmen, muss ich mich zusammenreißen, um nicht loszuprusten: Die Wasserstrahlen kitzeln dermaßen an den Fußsohlen, dass man es kaum aushalten kann. Eine Therapie, bei der man sich das Lachen kaum verkneifen kann.
Nach einer Weile drehe ich mich auf den Bauch. Das ist nicht so komfortabel, doch genau die Behandlung, nach der sich meine Vorderseite sehnt. Eine knappe halbe Stunde genieße ich die Wassermassage. Gelegentlich kommt die Bademeisterin herein, um zu sehen, ob es mir gut geht. Schließlich ist die Zeit abgelaufen. Erneut stehe ich entblößt vor meiner guten Fee. Diesmal macht es mir nichts aus, nackt zu sein. Meine Euphorie hat alle Skepsis vertrieben. Von oben bis unten werde ich mit Algenplasma eingestrichen, und wieder breitet sich der starke Duft nach See um mich herum aus. Die Bademeisterin dirigiert mich auf eine Liege und wickelt mich dort von oben bis unten in eine Plastikfolie ein. Eine Decke sorgt dafür, dass ich nicht friere. Bevor sie geht, erklärt sie mir noch die Funktionsweise der Algenpackung: Mineralisierung der Haut, Entschlackung, Regeneration und Erfrischung verspricht sie mir. Ich schwitze. In meinem ganzen Leben war mir noch nie so heiß. Meine Hände spielen mit der Paste auf meinem Körper, die sich angenehm glatt und weich anfühlt. Ich werde schläfrig, doch ist mir so heiß, dass ich nicht einschlafen kann. Ich döse und träume von einem meiner Tauchgänge im nördlichen Atlantik, der mich in einen dichten Kelp-Wald führte. Damals umspielten mich die Blätter der beeindruckenden Meerespflanzen so eng, dass ich zwischen Beklemmung und Begeisterung schwankte. Hier auf der Liege beim Schwitzen empfinde ich ähnlich. Das ist anstrengend. Als die Bademeisterin kommt, um mich auszupacken, ist es fast eine Erlösung. Unter der Dusche spüle ich den duftenden Algenschlamm ab.
(...)

Den vollständigen Text finden Sie in der Printausgabe der "Disy Rostock":
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(Autorin: Diane Winkler, Disy Rostock Herbst 2006)