• Januar 17, 2022
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Von Feuerquallen und Seestachelbeeren

Die Meerespolizei

Majestätisch schweben sie durch das Wasser: Ohrenquallen, Haarquallen und auch Rippenquallen wie die Seestachelbeeren.

Für die einen sind sie elegante Urwesen von umwerfender Schönheit, für die anderen eher Tiere, die als eklig und unberechenbar empfunden werden. Die Furcht ist nicht unverständlich, denn Quallen gehören zur Gattung der Nesseltiere, deren charakteristische Eigenschaft die Abgabe eines Nesselgiftes zum Beutefang und zur Selbstverteidigung ist.

"Diese Angst ist an der Warnemünder Ostseeküste in den meisten Fällen unbegründet", gibt Strandvogt Hans- Jürgen Otto Entwarnung. "Trotzdem haben wir manchmal Feuerquallen- Alarm." Eine Begegnung mit der größeren Feuerqualle und ihren langen, im Wasser oft unsichtbaren Tentakeln kann allerdings zu unangenehmen Rötungen und brennnesselartigen Schmerzen führen. Bei Berührung schleudert sie explosionsartig einen Faden aus, der in die Haut stößt, sodass das Gift in den Körper gerät. Sie kommt in der Ostsee nur sehr selten vor. Auf jeden Fall sollte man dann das Baden im Meer meiden. Die Feuerquallen werden mit salzreichem Tiefenwasser aus dem Kattegat in die westliche Ostsee transportiert.

Ungefährlich hingegen sind die bis zu tellergroßen, auch in der Ostsee heimischen Ohrenquallen. Die Durchschlagskraft der Nesselpfeile ist für unsere Haut viel zu gering. "Auch ist ihr Giftcocktail nur für kleine Planktonkrebse tödlich", erklären die Experten. Grundsätzlich werden zwei verschiedengestaltige Generationen für ein und dieselbe Art unterschieden: Die am Boden lebende, festsitzende, millimetergroße Polypenform und die freischwimmenden Medusen. Obwohl Quallen fast nur aus Wasser bestehen, besitzen sie ein diffuses Nervensystem zur Koordinierung der Schirm - Kontraktionen. Durch das rhythmische Zusammenziehen des Schirms bewegen sie sich stoßweise vorwärts. Außerdem besitzen sie acht Sinnesgruben, die gleichmäßig am Rand des Schirmes verteilt sind. Mit den dort vorhandenen Sensoren stellen die Medusen fest, was im Wasser oben und unten und ob es hell oder dunkel ist. Sie leben meist nahe der Wasseroberfläche, da sie dort ihre Hauptnahrung, das kleinere Plankton, in großer Menge vorfinden.

Die Medusen werden auch zum Plankton gezählt, also zu Organismen mit begrenzter Eigenbewegung. So driften sie bei starkem Wind und Strömung auch an die Küste. Bei jeder Flut werden sie zu Tausenden an Land gespült und verenden entlang des Spülsaumes auf dem Trocknen.

Neben den beiden Nesseltierarten der Ohren- und Feuerqualle gleiten noch fünf Rippenquallenarten durch die Ostsee. Einige von ihnen verfügen im Gegensatz zu den Nesseltieren über lange, filigrane Fangarme, jedoch über keine Nesselkapseln. Nachts kann man in der Brandung Lichtblitze sehen, die durch die Bewegung dieser Tiere erzeugt werden. Insgesamt seien diese Organismen "ungemein wandlungsfähig (Polyp - Meduse), hocheffizient beim Nahrungserwerb, und besitzen eine wichtige Funktion im Ökosystem der Ostsee", erklärt der Meeresbiologe Lutz Postel vom Leibniz Institut für Ostseeforschung Warnemünde.

"Sie reinigen als eine Art 'Meerespolizei' das Wasser durch das Vertilgen von Plankton. Und weil sie schließlich den Großteil der gewonnenen Energie in Bewegung und nicht körpereigene Substanz umsetzen, hinterlassen sie nach dem Absterben wenig organische Substanz."