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Verträumtes Städtchen an der Küste
Die heute blühende Kleinstadt beginnt ihre Geschichte im 12. Jahrhundert. Ab 1100 siedeln sich die Friesen und Niedersachsen fest an, was an dem auf Vörreeg und Achtereeg reduzierten Bebauungsstil zu erkennen ist. Diese beiden Häuserzeilen, Vorder- und Hinterreihe, bilden den ursprünglichen Ort und haben sich bis heute erhalten.
In der Mitte des 12. Jahrhunderts besiegt der Dänenkönig Waldemar I. gemeinsam mit dem Sachsenkönig Heinrich dem Löwen die Slawen. Von Dänemark gegründet, dient die kleine Fischersiedlung als Residenz der Könige der Dänen. 1195 wird sie zum ersten Mal in den dänischen Urkunden erwähnt. Dem Dänenkönig Waldemar II. werden 1234 erhebliche Verluste zugefügt durch die hansische Flotte im ersten nachweislichen Seegefecht der deutschen Geschichte.
1312 versucht Erich IV. Menved, Dänenkönig, das dänische Großreich wieder aufzurichten durch den Bau der Befestigungsanlage "Danske Borg" am sogenannten Alten Tief, einer schiffbaren Zufahrt bis 1480. Doch die mecklenburgischen Fürsten drängen die Dänen zu Beginn des 14. Jahrhunderts zurück, und 1323 kauft Rostock das Fischerdorf Warnemünde, nachdem es 1264 schon Hafenrechte erworben hatte. Somit ist der wichtige Seezugang für die aufstrebende Hansestadt mit seiner Handelsschifffahrt gesichert.
Die Bedeutung Warnemündes als Handelspunkt ist den Rostockern so wichtig, dass sie 1288 einen Vertrag mit dem Patrizier Rötger Horn schließen, der für die Instandhaltung des Hafens sorgt. Im Gegenzug wird er fürstlich mit 100.000 Ziegelsteinen und viel Geld entlohnt. Für die Warnemünder bringt diese Angliederung keinen positiven Effekt, da ihnen kaum Rechte zugebilligt werden, und auch die wichtigste Einnahmequelle - der Fischverkauf - wird ihnen genommen. Weitere Auflagen wie die Beschränkung der Warnemünder Schifffahrt auf kleine Boote, das Verbot des Kaufhandels und des Betreibens handwerklicher Produktion kommen hinzu. Der Dreißigjährige Krieg von 1618-1648 und der von 1700-1721 andauernde Nordische Krieg führen zur weiteren Verarmung der Bewohner des Ortes.
Im Kampf um Schwedisch-Pommern wird Warnemünde 1714 durch Dänemark, Russland und Sachsen von schwedischer Herrschaft befreit. Die nächste schlimme Besatzungszeit bricht mit der Kontinentalsperre unter Napoleon über Warnemünde herein und endet erst 1813. Bis ins 18./19. Jahrhundert ist Warnemünde, damals "Vernemünde", ein armes Fischerdorf. Dann hält die Industrialisierung in Warnemünde Einzug. Allen voran der Flugzeughersteller Ernst Heinkel, dessen Flugzeugwerke nach 1922 bald in aller Munde sind.
Zur Zeit der DDR ist die Mole das Ende der Welt für den DDR-Bürger - Sperrgebiet. Nach der Wende folgt nach der Zeit des Aufbruchs eine rasante Entwicklung zu einem der beliebtesten Badeorte an der Ostsee.
Das beliebte Seebad zu Warnemünde
Die Geschichte des Seebades
Die ersten Badegäste gelangten nach Warnemünde, als Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg- Schwerin 1793 das erste Seebad wenige Kilometer hinter Warnemünde eröffnete. Als erster offizieller Badegast wurde der Forstinspektor Becker in den Memoiren des Strandbades erwähnt, der im Meer eine Erfrischung suchte.
Immer mehr Menschen kamen an die Küste nach Warnemünde. Während andere am Meer gelegene Badeorte mithilfe des Staates zu Seebädern umgestaltet wurden, passten die Warnemünder aus Privatmitteln ihren Ort den Ansprüchen eines Badeortes an. Friedrich Wilhelm Schütz bezahlte den Bau des ersten Warmwasserbadehauses 1834 aus eigener Tasche.
In der Zeitspanne von 1830 bis 1850 wurden Dünen geebnet, Häuserreihen errichtet und Gasthäuser eröffnet. Alte Häuser wurden abgerissen, neu gebaut oder modernisiert. Das Hotel Hübner wurde eröffnet. In dieser Zeit entstanden auch die typischen Vorbauten der Häuser als Wohnzimmer der Badegäste. Das Handwerk konnte 1867 in Warnemünde einziehen, da die mittelalterlichen Gewerbebeschränkungen wegfielen. Die ersten Strandkörbe des Hof- und Korbmachers W. Bartelmann veränderten 1882 das Strandbild in eben jenes, das heute unverzichtbar erscheint. Fünfzig Jahre nach der ersten wurde 1884 die zweite Warmwasserbadeanstalt "Phönix-Bad" eröffnet.
Weitere zwei Jahre gingen ins Land, und Warnemünde wurde ans Eisenbahnnetz angeschlossen, wodurch es an Bekanntheit gewann. Zunächst waren hauptsächlich Bürgerfamilien aus Rostock und Mecklenburg zu Gast, doch mit der Verwandlung Warnemündes in ein modernes Seebad wurden auch gutbetuchte Beamte, Militärs und Gutsbesitzer sowie Künstler und Dichter angezogen.
Eine "Badeverwaltung" wurde 1886 gebildet, die schon damals eine Art Kurtaxe von den Gästen verlangte. Das Geschäftsleben boomte, Hotels waren regelmäßig ausgebucht und die Strandkorbvermietung florierte. Doch dann brach der II. Weltkrieg aus, und das pulsierende Leben kam vorerst zum Stillstand. Es gab weder Fremdenverkehr noch Bäderbetrieb. Die Hotels und Pensionen wurden als Unterkünfte für Umsiedler und Aufbauhelfer der Nachkriegszeit genutzt. Die Verstaatlichung aller Privatpensionen und Hotels 1953 sorgte dafür, dass bis 1956 die meisten Badegäste aus Rostock kamen. Der Fremdenverkehr kam nur langsam in Schwung, nachdem die Gästehäuser wieder privat vermietet wurden.
Das "schwedische Baden" (Nacktbaden) schwappte in den 50er- Jahren nach Warnemünde, da diese FKK-Bewegung vom Gesetz toleriert wurde.