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„Jeder Ball wird neu erfunden“

Hans-Joachim Frey, „Gastgeber“ und Vorstandsvorsitzender des Semper Opernball e. V., über die Einzigartigkeit des SemperOpernballs

Ist der Ball schon perfekt?
Frey:
Die Vorbereitung erfolgt in größter Präzision. Da bin ich mit 80 Prozent sehr zufrieden. Der Rest sind nur Kleinigkeiten, die dann noch optimiert werden müssen.

Wie kommen Sie auf die Themen der Opernbälle?
Frey:
Dafür haben wir ein Kreativteam. Wir analysieren immer den letzten Ball und schauen, was für Stimmung gesorgt hat. Auch dieses Jahr führten wir viele Diskussionen. Irgendwann sind wir dann bei dem Thema "Dresden glitzert" gelandet. Das Thema spiegelt sich auch im Debütantinnenkleid wieder. Das ist Silbergrau-Metallic und wird die Oper zum Glitzern und Funkeln bringen.

Sie gelten als Perfektionist, der die Nächte durcharbeitet...

Frey:
Die Nacht des Balls auf jeden Fall. Natürlich bleibe ich da bis zum Schluss - bis fünf Uhr morgens. Anschließend gehen wir mit allen Mitarbeiten ins Kempinski frühstücken und sind bis acht Uhr morgens da. Das ist Tradition.

Wie halten Sie das durch?

Frey: Das ist nicht schwer. Ich bin da so voller Adrenalin, weil ich die Tage zuvor schon durchgearbeitet habe. Da kommt man vorher gar nicht runter.

Tanzen Sie immer mit allen prominenten Stars, die zum Ball kommen?
Frey:
Nur mit den Frauen. Mit Wladimir Putin würde ich nicht tanzen. Grundsätzlich ist es aber als Gastgeber Tradition, die Damen auf dem Parkett gesellschaftlich einzuführen. Das ist seit der ersten großen Preisträgerin La Toya Jackson so üblich. Außerdem habe ich fast alle Bälle mit der Oberbürgermeisterin Helma Orosz eröffnet. Aber natürlich tanzte ich auch mit Veronika Ferres und mit Ornella Muti.

Wer konnte am besten tanzen?

Frey:
Sehr gern tanze ich mit Helma Orosz. Bei den Superpromis stehen meistens so viele Fotografen um uns herum, dass es nicht mehr als ein rhythmisches Drehen im Kreise ist.

Worüber wird an Ihrem Tisch beim Ball gesprochen?

Frey:
Hauptsächlich redet man über die Ereignisse, die mit dem Ball zu tun haben. Dieses Jahr hat man zum Beispiel über Michael Ballack geredet, der zu Gast war. Auch über Gerard Depardieu wurde gesprochen. Außerdem wird viel über die Geschehnisse des Balls geredet, z.B. dass Ballack seine Mutti gegrüßt hat. Das ist sehr sympathisch. Oder wie gut der Heiner Lauterbach aussieht.

Wird getuschelt?
Frey:
Ja, aber wenn dann sehr leise. Schließlich gibt es eine vierstündige Live-Übertragung.

In welcher Sprache unterhalten Sie sich?

Frey:
Mit Gerard Depardieu oder La Toya Jackson hab ich auf Englisch gesprochen, mit Ornella Muti auf Italienisch. Die beiden Sprachen kann ich. Mit Wladimir Putin konnte ich mich auf Deutsch unterhalten.

Sind die VIP's ehrlich am SemperOpernball interessiert oder ist es für sie eher ein "Arbeitstermin"?

Frey:
Wir laden jedes Jahr neue Leute ein. Dadurch haben wir wenig Gäste, die den Ball als Pflichttermin besuchen. Zwar gibt es auch Stammkunden, aber die haben dann auch wirklich Lust und Spaß da ran. Das liegt allein schon an dem wunderschönen Gebäude. Außerdem wird man schon davor auf dem Theaterplatz von feierfreudigen Menschen empfangen. Da sind die meisten sprachlos, weil es das so nirgendwo sonst gibt.

Warum engagieren Sie sich noch immer für den Opernball und die Stadt Dresden?
Frey:
Die ersten zwei Bälle habe ich als Operndirektor noch selbst gemacht. Dadurch hat sich dann ein starker gesellschaftlicher Wunsch nach einem eigenen Ball in Dresden manifestiert. Das war am Anfang nicht ganz leicht. Doch die ersten Bälle kamen sehr gut an und mittlerweile ist es fast zu einer Selbstverständlichkeit geworden, jedes Jahr einen zu haben.

Sie arbeiten ehrenamtlich?
Frey:
Unser Verein hat zwölf Mitglieder. Als Vorstandsvorsitzender engagiere ich mich natürlich am meisten. Aber auch von den anderen hat jeder seine Aufgaben und das ist alles ehrenamtlich. Außerdem haben wir eine Geschäftsstelle mit zwei festangestellten Mitarbeitern und noch eine externe Projektleiterin. In den letzten zwei Wochen vor dem Ball gibt es dann natürlich extrem viel zu tun.

Was sind Ihre hauptsächlichen Aufgaben als 1. Vorsitzender und künstlerischer Gesamtleiter des Semper Opernball e. V.?
Frey:
Jeder Ball wird neu erfunden. Es gibt immer ein neues Programm, die Moderation muss geschrieben und alles muss gut vorbereitet werden. Der Ball kostet 1,7 Millionen Euro. Er muss also finanziert und verkauft werden. Auch das Protokoll mit seinen Gästen erfordert schon das ganze Jahr über viel Detailarbeit. Schließlich ist das deutschlandweit einer der wichtigsten Events im klassischen Bereich.

Welches Motto es zum Jubiläumsball 2015 geben wird?
Frey: Ja, das wissen wir schon, aber darüber kann ich noch nicht sprechen. 2015 feiern wir den zehnten Geburtstag. Das ist eine Sensation, wenn man bedenkt, dass ein ehrenamtlicher Vorstand einen der größten Bälle Europas organisiert. Dazu kommt, dass der Standort Dresden auch nicht ganz einfach ist. In Berlin, München oder Hamburg wäre das sicher etwas einfacher. Aber es ist gerade die Identifikation mit Dresden, die dem Ball den gewissen Charme verleiht. Es wird einen großen Jubiläumsball geben, der vielleicht sogar alle bisherigen in den Schatten stellt.

Wie wichtig ist der "St. Georgs Orden"?

Frey:
Der ist schon an 25 Preisträger weltweit vergeben worden - unter anderem an den Dirigenten Kurt Masur, den ehemaligen Außenminister Dr. Hans-Dietrich Genscher, den Luxemburgischen Premierminister Jean-Claude Juncker oder an Kurt Biedenkopf. Dieser Orden steht für das Gute der Welt, für den Einsatz dafür oder auch dafür, anders zu sein. "Adverso Flumine" steht drauf und heißt übersetzt "gegen den Strom". Damit geht der Orden an ganz berühmte Persönlichkeiten, die sich in verschiedenster Art und Weise engagiert haben. Wir haben schon 25 Persönlichkeiten aus der ganzen Welt, von Roger Moore über Ornella Muti bis hin zu Latoya Jackson oder Gerard Depardieu ausgezeichnet, die diesen Orden auch angenommen haben. Das zeigt uns, dass die Leute gern nach Dresden kommen und auch stolz auf diesen Preis sind.

Suchen Sie die Preisträger aus?

Frey:
Ich mache das nicht allein. Es gibt dafür ein Kuratorium, das über die Preisträger entscheidet.

Wer sollte den Orden Ihrer Meinung nach einmal bekommen und wofür?
Frey: Wenn ich jetzt Wunschkandidaten nenne, werde ich daran gemessen, ob die kommen oder nicht. Selbstverständlich haben wir noch viele Leute, die wir gern einladen möchten. Wir stellen jedes Jahr erneut eine Wunschliste auf. Dort stehen dann 20 Leute drauf, von denen immer einige von hohem internationalem Format sind. Es ist aber schwer, das jedes Jahr aufs Neue zu übertreffen. Natürlich gibt es große Amtsträger, wie den UN Generalsekretär Ban Ki-moon oder Kofi Annan, die aus verschiedensten Gründen keine Preise annehmen, es aber mehr als verdient hätten. Außerdem sind die Stars von heute nicht die Strs von morgen. Ja, wir leben wir in einer sehr wechselnden Gesellschaft, wo bestimmte Persönlichkeiten in einem Jahr zum hoch gelobt und im nächsten Jahr wieder fallen gelassen werden. Dort muss man natürlich auch auf Aktualität achten. Zum Beispiel ist da Michael Schumacher mit seinem großen Lebenswerk zu nennen. Mittlerweile müsste man aber Sebastian Vettel einladen. Wir versuchen dort, eine gute Balance zu finden.


Was passiert eigentlich mit den wunderschönen Blumen nach dem Ball?
Frey: Wir haben tatsächlich ein großes buntes Blumenarrangement. Dafür haben wir einen großen Etat und es verschönert die Oper in allen Facetten. Viele Gäste bekommen zum Schluss einige Blumen mit. Andere suchen sich selbst welche aus und dann werden noch welche innerhalb der Oper an die Mitarbeiter verteilt.

Beruf in Linz und Ehrenamt in Dresden...

Frey: Ich habe schon immer einen Wohnsitz in Dresden. Ein Teil meiner Familie lebt hier. Das bedeutet, dass ich oft in Dresden bin. Meinen Hauptjob hatte ich drei Jahren in Bremen und zwei Jahre in Berlin. Jetzt bin ich in Linz. Aber die Aufgaben lassen sich gut mit meinen regelmäßigen Besuchen koordinieren.

Bleibt neben Ihrem Job und dem Ehrenamt überhaupt noch Zeit für ein Privatleben?

Frey: Andere spielen Golf oder Tennis. Ich engagiere mich beim Opernball. Da lässt sich das eine mit dem andere verbinden. Es kommen auch privat Leute mit zum Ball.

Sie erscheinen auf dem Ball immer exklusiv gekleidet - wer stattet Sie aus?
Frey:
Ich habe seit Jahren einen wunderschönen Smoking und einen Frack, den ich mir extra dafür zugelegt habe. Wenn ich zusätzlich noch etwas benötige zum Beispiel Knöpfe, leihe ich mir das direkt bei der Oper. Allgemein bin ich aber komplett ausgestattet. Und je nach Protokoll trage ich den Frack mit weißer oder mit schwarzer Weste. Zusammen mit dem Smoking reichen diese drei Möglichkeiten aus.

Auf welchen Bällen dieser Welt würden Sie gern einmal Gast sein?
Frey:
Auf besonders exklusiven Bällen, die neu sind. Bälle, die in anderen Ländern wären. Der Ferne Osten zum Beispiel würde mich sehr reizen.

Wenn Sie etwas jünger wären, würden Sie sich als Debütant bewerben?

Frey:
Auf jeden Fall. Das ist einen ganz tolle Gelegenheit für einen unvergesslicher instieg in die gesellschaftlichen Dinge. Sie bekommen Tanzstunden und sehen wundervoll aus. Sie lernen die richtige Etikette und sind gleichzeitig bei einem der wichtigsten Events live im Fernsehen. Sie sind schon Tage vorher in der Oper. Darüber gibt es viele Berichte. Sie dürfen als Debütant die ganze Nacht umsonst feiern. Man wird namentlich im Fernsehen und im Disy-Magazin erwähnt. Jeder, der das mitnehmen kann, wird davon positiv geprägt.

Warum ist der Dresdner SemperOpernball so empfehlenswert?
Frey: Weil der Ball eine besondere Komposition bietet. Einerseits gibt es einen SemperOpenairball, bei dem 10.000 Gäste draußen feiern und andererseits gibt es drinnen eine große Eröffnungsgala mit zwei Stunden Programm, dazu noch Tanz und eine große Mitternachtsshow. Diese Gesamtkomposition zusammen mit vielen Preisträgern, Moderatoren und der Staatskapelle Dresden hat kein anderer Ball. Außerdem haben wir natürlich das schönste Opernhaus der Welt. Das alles zusammen macht den Ball zu einem unvergleichlichen Ereignis.

Ist der SemperOpernball in Deutschland konkurrenzlos?
Frey:
Ich war schon auf vielen anderen Bällen, zum Beispiel auf dem Frankfurter Opernball oder dem Nürnberger Opernball. Aber unser Ball besticht einfach durch das Programm. Man kommt um 19 Uhr rein, ab 21 Uhr gibt es Programm, um 23 Uhr den Tanz und schließlich um 24 Uhr den Mitternachts-Act. Genau das macht den Ball so spannend und leidenschaftlich.